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03.08.13 / Reeder alleingelassen / Piratenüberfälle an westafrikanischer Küste nehmen zu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-13 vom 03. August 2013

Reeder alleingelassen
Piratenüberfälle an westafrikanischer Küste nehmen zu

Rund 30 Millionen Dollar verliert der arme Senegal in Westafrika, in dem eine Million Menschen vom Fischfang leben, pro Jahr durch internationale Fischfangflotten. Das hat nun zur Folge, dass immer mehr verarmte lokale Fischer sich den Piraten anschließen und Handelsschiffe überfallen. Die durch massiven Marineeinsatz am Horn von Afrika bedrängten ostafrikanischen Piraten sind zwar etwas zurückhaltender geworden, dafür nimmt die Piraterie nun vor der Westküste Afrikas zu. Weltweit wird der jährliche Schaden durch die Seeräuberei auf etwa neun Milliarden US-Dollar geschätzt. Allein die USA verloren durch Piraterie bislang ein Fünftel ihres aus Nigeria importierten Öls. Der Öl-Boom in der Bucht von Guinea, in Liberia und Nigeria tut ein Übriges, denn der dadurch steigende Wohlstand führt zu mehr verlockendem Warenverkehr und somit zu Angriffszielen für die Piraten.

Beschränkten sich in früheren Jahren die Attacken der Piraten auf die Seegebiete zwischen Ghana und Kamerun, so wurde dieses Jahr ein erster Angriff von acht Bewaffneten in einem Schnellboot auf ein ankerndes Cargoschiff vor dem mauretanischen Hafen Nouathibo gemeldet. Die per Funk verständigte Hafenkommandantur reagierte – wie so oft – nicht.

Das Internationale Maritime Büro in Singapur beobachtete bei den Angriffen eine zunehmende Gewaltbereitschaft und Brutalität. Im Gegensatz zum ostafrikanischen Somalia, wo die Frachter oder Tanker meist während der Fahrt überfallen werden, wurden im westafrikanischen Golf von Guinea rund zwei Drittel der Schiffe vor Anker geentert oder angegriffen. Aber auch Attacken bis zu 170 Seemeilen von der Küste entfernt wurden bereits verzeichnet und lassen auf den Einsatz von sogenannten Mutterschiffen für die bewaffneten Schnellboote schließen. Zudem sind auch Bohrplattformen und Bohrinselversorger Angriffen ausgesetzt. Auch nimmt die Zahl der Entführungen von Besatzungsmitgliedern zur Erpressung von Lösegeld zu, während früher meist nur die Erbeutung von Öl im Vordergrund stand.

Besonders gefährdet, warnt das Internationale Maritime Büro, sind sämtliche Gewässer Nigerias, einschließlich der Flussmündungen. Vor Benin nimmt die Zahl der Überfälle mit Beschuss besorgniserregend zu. Vor Guinea fällt der Trend auf, dass sich die Piraten als Soldaten verkleiden. In Kamerun wird vorzugsweise gekidnappt, um an Lösegeld zu gelangen.

Der Schutz durch die Regierungen der angrenzenden Länder ist gleich null, sie bedienen sich korrupt der Lizenzeinnahmen aus dem Öl und gleichen oft – so heißt es sogar auf der Internetseite des Deutschen Bundestages – einem „Trümmerhaufen“. Der inzwischen erlaubte Einsatz von bewaffneten Sicherheitskräften an Bord deutscher Schiffe – ein zusätzlicher Kostenfaktor – lässt die Reeder hoffen, da die Bundesregierung für einen Einsatz ihrer Fregatten wie in Ostafrika im Rahmen der Aktion „Atalanta“ auch aus Kostengründen noch keinen Willen zeigt. Joachim Feyerabend


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