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03.08.13 / In Zukunft gelesen / Auf den Gutenberg-Druck folgt das E-Book – Der Buchhandel rüstet sich für die digitale Revolution

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-13 vom 03. August 2013

In Zukunft gelesen
Auf den Gutenberg-Druck folgt das E-Book – Der Buchhandel rüstet sich für die digitale Revolution

E-Books werden immer beliebter, zunehmend auch bei Lesern der Altersklasse 50 plus. Seit 2010 hat sich die Zahl der verkauften Lesegeräte um das Fünffache erhöht. Folglich geht der Absatz von gedruckten Büchern zurück. Der Buchhandel steht vor einem grundlegenden Wandel.

Wer oft mit der Bahn unterwegs ist, wird es längst bemerkt haben: Immer mehr Reisende halten ein elektronisches Lesegerät, den E-Reader, im handlichen Format eines hochkant gestellten Schulheftes in den Händen und sind in einen darauf abgespeicherten Text als E-Book vertieft. Gerade auf Reisen und unterwegs zum Arbeitsplatz bietet das relativ leichte tragbare Lesegerät mit einer Speicherkapazität für Dutzende von E-Books immense Vorteile gegenüber dem gedruckten Buch, das schon als einzelnes Exemplar mitunter mehr wiegt und sperrig sein kann.

Auf dem schwach leuchtenden Bildschirm des E-Readers hebt sich die gestochen scharfe Druck­schrift gut ab. Selbst bei Sonnenschein und im Dunkeln kann das Gerät benutzt werden. Je nach Gerätetyp wird mit einer leichten Bewegung des Daumens auf dem unteren Bildschirmrand oder per Knopfdruck umgeblättert. Einfach ist es auch, auf dem E-Reader von einem E-Book zum nächsten zu springen. Dabei bedient der Nutzer den Cursor seines Gerätes, und schon ist ein anderer Roman, ein anderes Sachbuch oder eine andere Zeitschrift geöffnet, und zwar genau dort, wo man zuletzt aufgehört hatte zu lesen. E-Books mit ihren hellen Displays im Bett zu lesen ist sehr bequem, besonders weil große und dicke Bücher als Bettlektüre vermieden werden und man die für den schlafenden Bettnachbarn störende Nachttischlampe nicht einzuschalten braucht.

Neuere Lesegeräte sind mit einer Suchfunktion ausgestattet, was bei der gezielten Suche in wissenschaftlichen Publikationen sehr hilfreich ist. Zusätzlich haben die Geräte Funktionen eines Computers wie den Zugang zu E-Mails, die man auf dem E-Reader wie auf einem Smartphone abruft.

Über den Internetanschluss seines E-Readers kann ein Kunde jederzeit und überall in virtuellen Katalogen ein E-Book aussuchen, bezahlen und sofort auf sein Gerät herunterladen – praktisch für den Kunden und enorm vorteilhaft für die Verlage und für Anbieter wie Amazon, Weltbild und andere.

Bei manchen Lesegeräten, etwa bei dem Kindle von Amazon, gibt es allerdings eine Beschränkung auf das firmeneigene Angebot an E-Books und weitere Nutzungseinschränkungen. Darüber sollte man sich vorher am besten im Buchhandel informieren. Insbesondere viele jüngere Nutzer stören sich an den relativ hohen Preisen für E-Books, die gerade einmal 20 Prozent unter dem Buchpreis liegen, was unter anderem dem Schutz der Autorenrechte dient. Angesichts der hohen Preise bringt kaum jemand Verständnis für das allgemein geltende Verbot auf, elektronisch gespeicherte Inhalte zu kopieren, verkaufen, verschenken oder vertauschen.

Selbstverständlich werden E-Books und E-Reader auch in den meisten größeren Buchgeschäften und in den Filialen der Handelsketten angeboten. Geschulte Buchhändler richten die Lesegeräte ein und bestücken sie mit der gewünschten Literatur, so dass niemand mit der Technik allein gelassen wird. Dadurch wurden schon Interessenten zum Kauf von E-Books ermutigt, die mit der Materie noch nicht vertraut waren und Bedenken wegen einer womöglich schwierigen Handhabung des E-Readers hatten. Tatsächlich ist die Bedienung leicht erlernbar.

Mögen diese Informationen über E-Books für diejenigen, die Vorbehalte gegenüber der neuen Art zu lesen hegen, noch keine stichhaltigen Argumente gegen das herkömmlichen Buch beinhalten, so horchen die Verteidiger des gedruckten Bu­ches jedoch mit Sicherheit auf, wenn sie erfahren, dass sich die Schrift auf dem E-Reader beliebig vergrößern lässt. Menschen mit einer Sehschwäche wird dadurch das Lesen wesentlich erleichtert oder womöglich wieder ermöglicht.

Mittlerweile bieten die meisten Verlage ihre Neuerscheinungen sowohl als gedruckte Bücher als auch in Form von E-Books zum Kauf an. Ältere Literatur, selbst Bestseller, sind dagegen bisher nur sporadisch in digitalisierter Form zu haben, und das Angebot in eng­lischer Sprache ist wesentlich größer als das deutschsprachige. Mit Klassikern, bei denen die Urheberrechte erloschen sind, kann sich der kundige Besitzer eines E-Readers auf dem Internet-Portal „Projekt Gutenberg“ kostenlos versorgen.

Wer es sich zu Hause auf der Couch mit seiner Lieblingslektüre gemütlich machen möchte, findet es allerdings in der Regel atmosphärischer, in einem richtigen Buch zu lesen und zu blättern. Bisherige Erkenntnisse deuten zudem darauf hin, dass die Nutzer von E-Readern sich leichter ablenken lassen als die Leser eines „echten“ Buches, beispielsweise weil man zwischendurch den Eingang von E-Mails prüfen will. Damit stimmt die Beobachtung überein, dass die Aufmerksamkeitstiefe und -dauer bei Lesern von E-Books offenbar geringer ist als bei Lesern gedruckter Bücher. Andererseits melden Buchhändler, dass gerade junge Menschen wieder mehr lesen, seitdem es die neue Technik gibt.

In Deutschland haben sich E-Books jedoch noch nicht wirklich durchgesetzt. Anders als in den USA, wo der Anteil der E-Books am Buchmarkt schon bei über 20 Prozent liegt, läuft der Verkauf hierzulande nur langsam an. Laut dem Börsenverein des deutschen Buchhandels liegen die Einnahmen durch E-Books im Buchhandel bei nur 2,4 Prozent. Trotzdem verhalfen die 12,3 Millionen E-Books, die 2012 kostenpflichtig heruntergeladen wurden, der im Hardcoverbereich schwächelnden Buchbranche letztes Jahr zu einem leichten Plus. In Zukunft werden die Leser nach Meinung der Fachleute zweigleisig fahren: Sie werden sowohl zum gedruckten Buch greifen als auch bei Ge­legenheit ein E-Book kaufen. D. Jestrzemski


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