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03.08.13 / Der gezähmte Freibeuter / Bei den Störtebeker-Festspielen auf Rügen lernt der Held zu lieben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-13 vom 03. August 2013

Der gezähmte Freibeuter
Bei den Störtebeker-Festspielen auf Rügen lernt der Held zu lieben

Totgesagte leben länger. Vor allem, wenn er Störtebeker heißt und schon zu Lebzeiten seine Langlebigkeit bewiesen haben soll, als er nach seiner Enthauptung auf dem Hamburger Grasbrook an einigen seiner Piratenbrüder vorbeiging, um deren Kopf zu retten. Und so steht der Freibeuter nach seinem Ableben als Bühnenheld im vergangenen Jahr auch diesmal wieder auf der Naturbühne Ralswiek auf Rügen.

Die endlose Störtebeker-Saga fängt wieder von vorne an, wie der Titel der diesjährigen Festspiele besagt: „Beginn einer Legende“. Merklich verjüngt und erblondet, denn mit einer neuen Geschichte um den „Robin Hood der Weltmeere“ hat auch ein neuer Akteur die Hauptrolle übernommen. Der bereits in Festspielen erprobte Schauspieler Bastian Semm löst Sascha Gluth ab, der zwölf Jahre lang diese Figur geprägt hatte und der für die Stammgäste der Festspiele ein vertrautes Gesicht war. Und wie sein Vorgänger begeistert auch der junge Titelheld die Zuschauer dieses Riesenspektakels, das sich in den 21 Jahren seines Bestehen zur erfolgreichsten deutschen Freiluft-Inszenierung entwickelt hat.

Nach der Wende hatte man begonnen, die bereits dem Verfall preisgegebene Naturbühne wieder in Betrieb zu nehmen. „Störtebeker“ war vorgegeben – schließlich ist der Freibeuter mit der Geschichte der Insel verbunden wie keine andere Figur der deutschen Geschichte. Im Juli 1993 konnten die Initiatoren die ersten Festspielgäste begrüßen – 8000 waren es, und ihre Zahl wuchs von Jahr zu Jahr. Jetzt sind es 36000 Besucher, die pro Spielzeit zu verzeichnen sind. Zwei Drittel von ihnen kommen nur wegen der Festspiele auf die Insel. Sie lieben diese einmalige Atmosphäre in der Boddenlandschaft, in der sich das Spektakel mit seinen vielen Effekten voll entfaltet.

Allabendlich entwickelt sich hier ein Spiel, das die Zuschauer in das Mittelalter mit seinen Kämpfen um Geld und Macht versetzt und sie mit spektakulären Szenen in Atem hält.

An geeignetem Stoff mangelt es nicht, denn die Störtebeker-Sage mit ihren vielen, in der Überlieferung immer wieder wechselnden Schauplätzen und historischen wie fiktiven Personen ist schier unerschöpflich. Die diesjährige Inszenierung befasst sich mit dem Beginn der Legende im Jahr 1391, die den jungen Klaus als Sohn eines verarmten Landadeligen sieht, der um den Besitz und das Leben seines Vaters kämpfen muss. Dabei gerät er selber in Todesgefahr, aus der ihn sein ehemaliger Kontrahent Goedeke Michels befreit. Doch der Widersacher sind zu viele, zwar besiegt Klaus seine ärgsten Feinde, aber in den mörderischen Auseinandersetzungen verlieren auch alle Menschen, denen er sich verbunden fühlt, ihr Leben, darunter auch seine geliebte Anne-Marie. Klaus, der nach einer Becherszene „Störtebeker“ genannt wird, verlässt mit Goedeke Michels die Heimat, um für eine bessere Welt zu kämpfen – als Likedeeler und als „Gottes Freund und aller Welt Feind“. Damit wird schon die Brücke zur nächsten Inszenierung geschlagen, denn die Festspiele 2014 werden unter dem Titel „Gottes Freund“ stehen.

Die diesjährigen laufen bis zum 7. September allabendlich – außer sonntags. Zu den 150 Darstellern kommen noch Pferde, Esel, Steinadler und Falken – 35 Tiere haben ihren großen Auftritt. Faszinierend für die Zuschauer auf den 8800 Sitzplätzen ist die Naturkulisse und die Nähe zu dem aufwendig inszenierten Geschehen: Waffen klirren, Kanonen donnern und wilde Reiter stürmen die mittelalterlichen Gassen, während auf dem Wasser die Schiffe sinken. Höhepunkt des Abends ist das Höhenfeuerwerk über der Jasmunder Bucht. Günther Falbe

Naturbühne Ralswiek auf Rügen, Ticket-Hotline (03838) 31100, Fax (03838) 313192, Internet: www.stoertebeker.de, E-Mail: info@stoertebeker.de.


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