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03.08.13 / Arbeiter, Katholik, Politiker / Johannes Giesberts war Deutschlands erster Postminister

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-13 vom 03. August 2013

Arbeiter, Katholik, Politiker
Johannes Giesberts war Deutschlands erster Postminister

Johannes Giesberts war nicht nur Deutschlands erster Postminister, er zog auch als erster Arbeitervertreter innerhalb des Zentrums in den Reichstag ein. Sein Vater war zwar als Besitzer eines Geschäfts Unternehmer, doch lief dieses derart schlecht, dass der am 3. Februar 1865 in Straelen am unteren Niederrhein an der Grenze zu den Niederlanden bei Venlo geborene Unternehmersohn seine 1880 begonnene Bäckerlehre im väterlichen Betrieb zwei Jahre später abbrechen musste, um als Arbeiter zum Unterhalt der Familie beizutragen. Ab 1893 engagierte er sich in den katholischen Arbeitervereinen und wurde Arbeitersekretär. Der Mitbegründer der christlichen Gewerkschaftsbewegung engagierte sich nun auch journalistisch. Für die „Westdeutsche Arbeiterzeitung“, das Verbandsorgan für katholische Arbeitervereine, arbeitete er ebenso als Redakteur wie für das „Zentralblatt der christlichen Gewerkschaften“.

1905 war der Katholik der erste Arbeitervertreter, der als Kandidat des Zentrums und nicht etwa der SPD in den Reichstag einzog, wo er bis 1933 verblieb. Diese Tatsache lässt die große Bedeutung erahnen, die der katholische ehemalige Arbeiter für die Öffnung des Zentrums nach links hatte.

Die soziale Not im Ersten Weltkrieg und die damit zusammenhängende Parlamentarisierung des Kaiserreiches ließen den ausgewiesenen Sozial- und Zentrumspolitiker bereits vor der Novemberrevolution in bedeutendere Staatsämter gelangen. Nachdem er es in der Kaiserzeit bereits bis zum Unterstaatssekretär im Reichsarbeitsamt gebracht hatte, holte Weimars erster Reichskanzler Philipp Scheidemann ihn an die Spitze des neugeschaffenen Reichspostministeriums. Ebenso gehörte er der deutschen Delegation in Versailles an, wo er die Unterzeichnung des Diktats ablehnte, so dass stattdessen sein Parteifreund Johannes Bell einsprang.

Mit dem zweiten Kabinett Reichskanzler Joseph Wirths endete 1922 auch Giesberts Zeit im Kabinett. Seine Abgeordnetentätigkeit endete, als er 1933 nicht mehr in den Reichstag gewählt wurde. Johannes Giesberts zog sich ins Privatleben und 1935 von der Reichshauptstadt in seine westdeutsche Heimatregion zurück, wo er am 7. August 1938 starb. Manuel Ruoff


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