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10.08.13 / Seid verschlungen, Millionen / Technologieruinen in Deutschland: Milliarden in den Sand gesetzt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-13 vom 10. August 2013

Seid verschlungen, Millionen
Technologieruinen in Deutschland: Milliarden in den Sand gesetzt

Deutschland ist ein reiches Land – reich leider auch an öffentlich finanzierten Milliardengräbern. Der Transrapid ist nur eines von vielen Beispielen dafür.

Vor vier Jahrzehnten begann die staatlich geförderte Entwick­lung der in Deutschland erfundenen Magnetschwebetechnik, zunächst bei MBB in Ottobrunn bei München, dann bei Thyssen-Henschel. Insgesamt investierte der deutsche Staat mindestens 1,4 Milliarden Euro in den Bau der 30 Kilometer langen Versuchsstrecke im emsländischen Lathen sowie in die Planung diverser Demonstrationsstrecken, zunächst zwischen Hamburg und Hannover sowie zwischen Düsseldorf und Köln. Nach der Wiedervereinigung rückte die Strecke Hamburg–Berlin zunächst ins Visier und bald außer Kontrolle. Als die Anfangs veranschlagten 4,5 Milliarden D-Mark Baukosten sich der Zwölfmilliardenmarke näherten, zog Bahn-Chef Mehdorn die Notbremse.

Nach dem Unfall auf der Versuchsstrecke in Lathen 2006 mit 23 Toten wurde auch das Münchner Projekt begraben; zurück blieb im Emsland eine milliardenschwere Technologieruine.

Ein ähnliches Schicksal hatte auch der SNR-300 in Kalkar am Niederrhein erlitten. Der hochmoderne Reaktor vom Typ Schneller Brüter war 1985 fertiggestellt, ging aber nie ans Stromnetz. Die politisch erzwungene Fehlinvestitionen verschlang 3,5 Milliarden Euro an Steuergeldern und wird heute als Freizeitpark genutzt.

Nicht weit entfernt, im westfälischen Hamm-Uentrop, finden wir das nächste Milliardengrab, die Ruine des von Rudolf Schulten entwickelten Hochtemperaturreaktors THTR-300. Der fortschrittliche und als besonders sicher geltende Prototyp wurde 1987 hochgefahren und durfte immerhin 423 Tage in Betrieb bleiben. Bei zwei Milliarden Euro Baukosten waren das schlappe 4,5 Millionen pro Tag.

Überhaupt waren die 80er Jahre in Sachen nukleare Milliardengräber besonders innovativ. So sollte im oberpfälzischen Wackersdorf eine zentrale Wiederaufarbeitungsanlage für atomare Brennelemente entstehen. Hier führte massiver Widerstand militanter AKW-Gegner dazu, dass der Bau 1989 eingestellt wurde. Fast fünf Milliarden Euro waren in den Sand gesetzt. Nicht mitgerechnet sind die Kosten in dreistelliger Millionenhöhe, die dem Freistaat Bayern durch jahrelange Polizeieinsätze in Wackersdorf entstanden waren.

Mit dem Ausstieg aus der Nukleartechnologie, in der Deutschland einst weltweit führend war, kommen in diesem Bereich weitere Milliardengräber auf uns zu. Damit nicht genug: Zu befürchten ist, dass bei Stuttgart 21 Steuermilliarden in noch unbekannter Höhe „versenkt“ werden. Derweil rätseln nicht nur die Berliner, ob jemals ein Passagier den Hauptstadt-Flughafen BER frequentieren wird. Bislang gibt es nur eine – keineswegs tröstliche – Gewissheit: Die magische Fünf-Milliarden-Marke wird gerade geknackt. H.J.M.


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