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10.08.13 / Von der Welt vergessen / In Zentralafrika metzeln muslimische Rebellen ein christliches Volk

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-13 vom 10. August 2013

Von der Welt vergessen
In Zentralafrika metzeln muslimische Rebellen ein christliches Volk

Den Umsturz in Zentralafrika am 24. März hat die Welt kaum zur Kenntnis genommen. Seit das Land 1960 von Frankreich unabhängig wurde, stürzen hier Machthaber regelmäßig, entweder durch Palastrevolution oder Putsch. Doch der letzte Putsch durch die Seleka-Rebellen war anders. Die Rebellen entstammen nicht wie bei früheren Putschen der politischen Klasse von Bangui. Sie kamen aus dem fernen Nordosten des Landes, sie gehören zu Völkern, die viele in Bangui als Ausländer ansehen, sie tragen oft Turbane, wie sie die muslimischen Völker tragen und bislang in Bangui nicht bekannt waren. Mit den Seleka-Rebellen kamen zum ersten Mal Muslime an die Macht, Halbnomaden aus der Grenzregion zum Sudan: Sie sprechen Arabisch statt Französisch, Sudans Hauptstadt Khartoum war ihnen bislang näher als die eigene Hauptstadt. Nach der Machtübernahme der zumeist muslimischen Nomadenvölker geht es den sesshaften, meist christlichen Völkern Zentralafrikas schlecht. Kaum ein Bauerndorf wurde von den marodierenden Seleka-Rebellen verschont.

In dem katholisch geprägten Land machen die Muslime nur rund zehn Prozent der Bevölkerung aus. Die Grenze zwischen dem muslimisch geprägten Kulturkreis der Sahelzone und dem christlichen Afrika weiter südlich verläuft mitten durch den Norden der Zentralafrikanischen Republik. „Auch fast vier Monate nach dem Putsch führen sich die Seleka-Rebellen auf wie Eroberer“, erklärte der Erzbischof von Bangui, Dieudonné Nzapalainga, der sich fragt, warum die Rebellen bei der Plünderung der Hauptstadt alle Personenstandregister zerstört haben.

Der Erzbischof fragt sich auch, warum die Rebellen kurz nach ihrer Machtübernahme einen „Gebetstag“ zum Tode ihres Propheten eingeführt haben. Auch ein älteres Schriftstück des neuen Seleka-Präsidenten Michel Djotidia stiftet Verunsicherung. Staatspräsident Djotidia hatte 2012, als er noch Rebellenchef war und noch nicht die Macht im Land hatte, einen Brief an die „Organisation der islamischen Kooperation“ geschrieben, in dem er alle Moslems auf der Welt aufforderte, den „Glaubensbrüdern“ in Zentralafrika zu helfen. Im Gegenzug dafür versprach er, in dem christlichen Land die Scharia einzuführen.

Der eigentliche mächtige Mann der Rebellion ist der 43-jährige General Noureddine Adam, mittlerweile Minister für öffentliche Sicherheit und Immigration. General Adam gilt als Rivale des 64-jährigen Djotidias. Der ehemalige Profiboxer, Sohn des Imams Birima Adam von Bangui kommandiert jetzt Polizei und Gendarmerie. Adam hat in Kairo studiert und danach viele Jahre im Exil in Dubai verbracht. Sein Englisch und Arabisch sind besser als sein Französisch, die Amtssprache seiner Heimat. Sein Bruder Ahmat Adam ist der Sprecher des Imams der Zentralmoschee von Bangui. Der Adam-Clan gehört zur Oberklasse des Rhounga-Clans. Er ist groß im Diamantengeschäft. Mit dem Verkauf von Rohdiamanten aus der Zentralafrikanischen Republik hat die Seleka den Aufstand finanziert. Das Diamantengeschäft führt heute ein weiterer Bruder des Generals.

Fünf Monate nach der Machtübernahme verhalten sich die Seleka-Rebellen immer noch wie eine Besatzungsarmee, die mit Terror und Plündern das Land in Schrecken versetzt. Die mit vielen Söldnern aus dem Sudan und dem Tschad verstärkten Seleka-Rebellen können weiter ungestraft das Land terrorisieren. Bodo Bost


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