24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
10.08.13 / Politik hat Bürger taub gemacht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-13 vom 10. August 2013

Politik hat Bürger taub gemacht
von Rebecca Bellano

Wie reagieren Besucher des Wochenmarktes und der örtlichen Kaufland-Filiale in Hamburg-Bramfeld, wenn man ihnen Wahlwerbung geben will? Um das Ganze besonders spannend zu gestalten, entscheide ich mich, Handzettel der neuen Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) zu verteilen.

„Guten Tag kennen Sie schon die neue Partei ,Alternative für Deutschland?‘“ Mit diesen Worten beginnt an diesem Freitag investigativer Journalismus. Da die meisten der Angesprochenen mit Nein antworten, halten sie wenige Sekunden später einen Handzettel der Partei in den Händen. Einige wehren sich, nein, sie seien unpolitisch, andere sagen, die Partei wäre nichts für sie, ohne sie jedoch zu kennen. Wieder andere hören sich gern eine Kurzvorstellung der Partei und ihrer Ziele an, aber bitte nicht zu viel Information. Nachfragen gibt es fast keine. Die gezielte Ansprache von Menschen unterhalb des Rentenalters erweist sich als besonders schwierig. Zwar gibt es viele Mütter mit Kleinkindern, aber gerade die, obwohl es doch um die Zukunft ihres Nachwuchses geht, offenbaren absolutes Desinteresse. Zwei Passanten kommen von dem Thema Euro-Rettung plötzlich auf das Thema mangelnde Souveränität Deutschlands und den fehlenden Friedensvertrag zu sprechen. Einer davon ist ein fast vollständig tätowierter Mittdreißiger, der meint, er gehe nicht mehr wählen, denn Deutschland sei eine fremdgesteuerte Finanz AG.

Und was sind am Ende die Schlussfolgerungen aus den Erfahrungen als „Wahlkämpferin“? Ein Marktplatz bietet nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, um Wähler zu erreichen. Merkwürdig, dass die Parteien im Wahlkampf so viel Potenzial hierein investieren. Ob die SPD sich deshalb vorgenommen hat, bei den Wählern direkt an der Haustür zu klingeln? Doch wie reagiert man selbst, wenn man auf dem Weg zum Einkaufen von ehrenamtlichen Wahlkämpfern angesprochen wird oder diese an der eigenen Haustür klingeln? Der Mensch vor einem kann so nett sein, wie er will, doch wer politisch interessiert ist, vergisst deswegen nicht die Politik, die die jeweiligen Parteien in den letzten Jahren gemacht haben. Dieses auf den kleinen Zeitraum begrenzte Buhlen um den Wähler ist einfach zu offensichtlich. Und dann, nach der Wahl, erinnern sich die Parteien nicht mehr an ihre Versprechungen – so wie der klassische Verführer die Umworbene nach feurigem Beginn sofort wieder vergisst. Wundert es da, wenn die Zahl jener Menschen, die politisch nicht mehr interessiert sind, immer größer wird?


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren