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10.08.13 / Der Säulenheilige / T. E. Lawrence, besser bekannt als »Lawrence von Arabien«, wurde vor 125 Jahren geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-13 vom 10. August 2013

Der Säulenheilige
T. E. Lawrence, besser bekannt als »Lawrence von Arabien«, wurde vor 125 Jahren geboren

Es beginnt mit einem flimmernden schwarzen Punkt unter sengender Sonne am Horizont. Erst nach Minuten erkennt man das sich aus der Wüste langsam nähernde Gebilde: ein Reiter auf einem Kamel. Die Einführung von Omar Sharif als Araberscheich ist eine der spektakulärsten in der Filmgeschichte. In David Leans mit sieben Oscars ausgezeichnetem Monumentalepos „Lawrence von Arabien“ von 1962 ist sie die Schlüsselszene für den Beginn der Freundschaft des von Peter O’Toole gespielten britischen Titelhelden mit den Arabern.

So will es die Legende. Mit seiner Heldengeschichte über den von einem Briten angeführten Aufstand der arabischen Stämme gegen den türkischen Einfluss im Mittleren Osten strickt der Film im überlebensgroßen Breitwand-Filmformat das heroische Bild weiter, dass der Autor T. E. Lawrence in seinem autobiografischen Buch „Die sieben Säulen der Weisheit“ von sich verbreitet hat. Auf über 800 Seiten schildert der Autor, wie er 1916 als Mitarbeiter des britischen Nachrichtendienstes in Kairo aufgrund seiner Sprachkenntnisse als Verbindungsmann zu den Wüstenstämmen auf der arabischen Halbinsel den Aufstand der Araber gegen die Herrschaft des osmanischen Reichs geschürt hat.

Im Buch stilisiert er sich als Anführer des Aufstands und Erfinder einer Guerillataktik, mit der die Türken regelrecht terrorisiert wurden. Ein Mittel, dass im Nahen Osten bis heute blutige Tradition hat. Einer der Höhepunkte im Buch wie im Film ist die Sprengung von Bahnschienen, während ein Zug entlangfährt.

Tatschlich konnten die Araber die türkischen Nachschublinien unterbrechen, die Kontrolle über wichtige Bahnverbindungen er­langen und im Handstreich Damaskus besetzen. Dass aber Lawrence maßgeblich dafür verantwortlich gewesen sein soll, ist Ausdruck seiner Selbstinszenierung als Befreier Arabiens, die er auf Fotos, in denen er sich im Beduinenlook sowie mit Krummdolch bewaffnet zur Schau stellt, nach außen hin darstellte.

Die Selbstdarstellung und der Wunsch mehr zu scheinen, als zu sein, liegen wohl im Elternhaus be­gründet. Im walisischen Tremadog am 16. August 1888 in einem Haus namens Gorphwysfa geboren, war er der Sohn eines anglo-irischen Vaters, der ein Baron war. Dieser hatte seine Frau und seine vier Töchter verlassen, um mit der Gouvernante seiner Töchter zusammenzuleben. Mit ihr zeugte er neben T(homas) E(dward) fünf weitere Söhne, verzichtete darauf, als Ba­ron angeredet zu werden, und nannte sich nach seiner neuen Frau Lawrence.

Des Adelstitels beraubt, glaubte sich T. E. Lawrence dennoch höheren Sphären zugehörig. Er studierte in Oxford Geschichte und Archäologie, übersetzte Homers „Odyssee“ und lernte Arabisch. 1911 besuchte er Ausgrabungsstätten an der türkisch-syrischen Grenze, in deren Nähe die Deutschen die Bagdadbahn bauten. Schon damals tauchten Gerüchte auf, er würde deutsche Ingenieurskunst ausspionieren.

Seine große Stunde kam aber erst mit der Arabischen Revolte von 1916 bis 1918. Zwar galt er als geistiger Motor des Aufstandes, doch der Heerführer, als der er sich selbst glorifizierte, ist er nie gewesen. Aber er identifizierte sich mit den Arabern und zeigte seine Enttäuschung über den Preis, den sie für den Sieg über die Türken gezahlt hatten: die Teilung Arabiens in eine britische und französische Einflusszone.

Deprimiert kehrte er nach England zurück und schrieb sein Meisterwerk, dessen Titel dem Bi­belspruch „Die Weisheit baute ihr Haus und hieb sieben Säulen“ entlehnt ist. Wegen seines Stils und seines spannungsgeladenen Aufbaus zählt es längst zur Weltliteratur. Winston Churchill hielt Lawrence nach der Lektüre „für eine der bedeutendsten Erscheinungen unserer Zeit“. Kritiker wie der Lawrence-Biograf Richard Aldington bezeichneten ihn dagegen als „größten Aufschneider seit Münchhausen“.

Selbst sein Tod blieb nicht frei von Legenden. Am 13. Mai 1935 kam er mit seinem Motorrad, einer Brough Superior, in einer Kurve von der Straße ab und erlitt schwere Kopfverletzungen, an denen er sechs Tage später starb. Nur wenig später tauchten Mordgerüchte auf. Britische Agenten hätten ihn mit einem Auto umgefahren, weil er angeblich Kontakt hatte zu dem englischen Faschisten Henry Williamson, der ihm vorgeschlagen haben soll, mit Hitler über die Verhinderung des Krieges zu sprechen.

Übrigens plant Regisseur Werner Herzog für 2015 einen Film über den schwulen T. E. Lawrence mit dem süffisanten Titel „Queen of the Desert“ (Königin der Wüste). Als Nachfolger von Peter O’Toole verkörpert „Twilight“-Star Robert Pattinson den Lawrence von Arabien. Harald Tews


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