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10.08.13 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-13 vom 10. August 2013

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

es ist nun über 40 Jahre her, dass die erste „Ostpreußische Familie“ erschien, und niemand ahnte damals, dass sie sich im Lauf der Jahrzehnte zu einer nicht mehr weg zu denkenden Kolumne mausern würde. Als sie damals ins Leben gerufen wurde, war sie als eine besondere Art von Leserbriefkasten gedacht. Sie sollte kleine Wünsche erfüllen – nach einem Buch, einem Lied, einem heimatlichen Rezept –, aber in der Hauptsache den zwischenmenschlichen Kontakten dienen, denn ihr Motto lautete: Du sollst nicht alleine sein! Viele Vertriebene waren damals einsam, hatten in der fremden Umgebung weder Landsleute noch Freunde gefunden und suchten nun nach Gleichgesinnten. Was allerdings auch unliebsame Folgen haben konnte, wie wir aufgrund der Zuschriften eines – dann von uns enttarnten – Heiratsschwindlers feststellen konnten. Fast alle Wünsche wurden von Frauen gestellt, und danach richtete sich auch der Inhalt dieser Kolumne, die langsam aber stetig wuchs, so dass sie in jeder Folge des Ostpreußenblattes erscheinen musste, allerdings nur als schmale Spalte, aber immer noch von den Leserinnen bestimmt.

Und heute? Der Grund, warum ich so weit in die Vergangenheit zurückgreife, ist der, dass sich bei der Durchsicht der letzten Zuschriften herausstellte, dass es vor allem Männer sind, die sich an uns wenden. Der Trend hatte sich schon lange bemerkbar gemacht, aber dass diesmal die Herren so auffällig dominieren, ist wohl darauf zurück zu führen, dass sich die Aufgabe – und damit der Inhalt – unserer Kolumne grundlegend gewandelt hat. Sie befasst sich heute in erster Linie mit Familienforschung und Ortskunde, oft aufgrund von Nachlässen und inspiriert von Heimatreisen. Viele Senioren wollen ihre Lebensgeschichte oder Familienchronik der Nachwelt hinterlassen, andere finden die von uns angesprochenen kulturellen und historischen Fragen so bedeutungsvoll, dass sie sich an den Lösungen beteiligen. Besonders freue ich mich, wenn ich feststellen kann, dass viele Probleme innerhalb der eigenen Familien erörtert werden, oft in drei Generationen. Ein Feld, das vor allem von Leserinnen beackert wird, ist die Suche nach ehemaligen Verwandten und Bekannten, hier spielt wohl auch der schon in der frühen Kindheit ausgeprägte Familiensinn eine Rolle. Das Auffinden von Zeitzeugen hat unsere Ostpreußische Familie weit über den treuen Leserkreis hinaus bekannt gemacht und uns grenzübergreifend einen guten Ruf verschafft. Aber wir wollen hier nicht unsere Leserschaft analysieren, sondern klarlegen, warum in der heutigen Familienseite – bis auf unsere Extrageschichte – nur Zuschriften aus männlicher Hand zu finden sind.

Ein gutes Beispiel gibt uns da unser Landsmann Knut Walter Perkuhn, dessen Name nicht gerade selten in unserer Kolumne auftaucht, denn er hat in akribischer Arbeit jahrelang Familienforschung betrieben. Genau seit 17 Jahren, und unsere Ostpreußische Familie hat ihm dabei geholfen, immer wieder neue Namen in die Chronik dieses alten Prussengeschlechtes einzufügen. Jetzt legt Herr Perkuhn das Ergebnis seiner Nachforschungen vor, das 16 Ordner mit je einer Guts-Geschichte und die der jeweiligen Besitzer umfasst. Jeder Ordner enthält die Chronik des betreffenden Gutes, eine zusammenhängende Beschreibung der dazu gehörenden Familienlinie sowie Kartenausschnitte und viele Fotos von zirka 1880 bis 1945. Herr Perkuhn hat in den Jahren 2000 bis 2007 alle Orte gesucht, sie auch gefunden und fotografiert, um die Authentizität zu belegen. Nun hat der Familienforscher in eigener Sache seine 16 Ordner dem Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen übergeben nebst zwei von ihm verfassten Chroniken in Buchform „Die Ahnen der Perkuhner vom Familiengut Hartels und Preussen“ und „Die Nachkommen der Harteler Urahnen Perkuhn“. Dieses genealogische Gesamtwerk seiner 17-jährigen Arbeit ist dort im Archiv unter der Nummer „Konvolut Perkuhn „III 7o – Nachlässe“ für jedermann einsehbar. Diese Mitteilung, die Familienforscher und Heimatkundler, aber auch ehemalige Gutsleute interessieren könnte, geben wir gerne weiter. Ihnen, lieber Landsmann und uns so vertraut durch regen Briefwechsel, möchten wir unsere Anerkennung für diese nur in Eigeninitiative erstellte Forschungsarbeit aussprechen. (Kulturzentrum Ostpreußen, Schloß Ellingen, Schloßstrasse 9 in 91792 Ellingen, Telefon 09141/86440, Fax 09141/864414.)

Auch Herr Dr. Hans-Dietrich Nicolaisen aus Büsum spricht Landsleute an, die sich mit Heimat- und Familienforschung beschäftigen. Zwar bezieht sich sein Hinweis auf die in Folge 30 veröffentlichte Suchfrage von Frau Röthing nach Verwandten ihrer aus Nordenburg stammenden Schwiegermutter, aber darüber hinaus dürften auch andere aus dem Kreis Gerdauen stammende Leserinnen und Leser an dieser Information interessiert sein. Es handelt sich um eine soeben erschienene Schrift „Nordenburg und seine Kirche“, ein Nachruf aus der Pfarrhaus-Perspektive mit Dokumenten, Zitaten und biografischen Einblendungen von Werner Terpitz. Der Herausgeber ist einer der Söhne des letzten Nor­den­bur­ger Pfarrers. Der heute in Baden-Württemberg lebende 84-Jährige ist ein Jugendfreund von Herrn Dr. Nicolaisen, gemeinsam drückten sie die Schulbank der Hindenburg-Oberrealschule in Königsberg. Der Band umfasst 160 Seiten, Wartburg-Verlag Weimar, ISBN 978-3-86160-413-6.

Da wir schon bei einem Kirchenthema sind, noch einmal ein Blick zurück auf die Ludgerikirche in Norden und die dort laufende Ausstellung „Bibelfliesen und Konfirmationsscheine“, über die wir in Folge 30 berichteten. Dabei wurde der Initiator und Leiter des Projekts „Bibelfliesen“, Pastor i. R. Kurt Perrey, erwähnt mit dem kurzen Hinweis, dass dieser aus Ebenrode/Stallupönen stammt. Das war der einzige Vermerk, den ich einer Randnotiz aus dem Schreiben von Frau Ursula Karge, die uns über diese von ihr mitgetragene Ausstellung informierte, entnehmen konnte. Er blieb nicht lange die einzige Information, denn Herr Pfarrer Perrey war von der Veröffentlichung so freudig überrascht, dass er uns dies gleich mitteilen musste: „Mit großer Freude habe ich im Ostpreußenblatt Ihren Artikel gelesen. Herzlichen Dank im Namen des Norder Bibelfliesenteams für diesen gelungenen Beitrag. Damit haben Sie Ihre Leser zutreffend und umfassend informiert und ganz gewiss zum weiteren Gelingen unseres inzwischen bundesweit bekannten Projektes beigetragen.“ Und dann geht der gebürtige Ostpreuße auf seine Herkunft ein. Kurt Perrey wurde am 9. Juni 1943 in Noreitschen (Wirbeln) Kreis Ebenrode (Stallupönen) geboren und in der Kirche zu Rodebach (Enzuhnen) getauft. Die Erinnerung an seine Heimat hält Pfarrer Perrey in Andachten auf vielen Veranstaltungen wach, so auf den Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaften Schloßberg und Ebenrode. Auch auf den Nachbarschaftstreffen der ehemaligen Bewohner von und um Rodebach, die sein Bruder Helmut Perrey, Zweiter Kreisvertreter der Kreisgemeinschaft Ebenrode, jährlich veranstaltet. Als Gemeindepfarrer war Kurt Perrey im niedersächsischen Settmarshausen, auf der Insel Juist und in Norden tätig. Die Verbindung mit der Ludgerikirche blieb auch für den nun im Ruhestand befindlichen Theologen vor allem durch die Projektgruppe Kulturgut Bibelfliesen bestehen. Pfarrer Perrey weist in seinem so herzlichen Brief auch auf die unermüdliche Tätigkeit von Frau Ursula Karge hin, die sich ebenfalls mit einem Dankschreiben bei uns gemeldet hat. Sie wird ein interessantes Album über das beschriebene Bibelfliesen-Projekt herstellen als krönenden Abschluss der bereits seit zehn Jahren laufenden Wanderausstellung.

Und noch einmal Dank und Bitte auf ein Gotteshaus bezogen – diesmal im südlichen Ostpreußen, im schönen Oberland. In der PAZ 34 vom 27. August 2011 hatten wir über eine Gedenktafel an die im Ersten Weltkrieg Gefallenen aus dem Kirchspiel Seegertswalde [Zajezierze] bei Maldeuten berichtet, die restauriert werden sollte. Herr Siegfried Neckritz aus Osnabrück, der uns dies mitteilte, bat uns um Mithilfe bei der Identifizierung der schlecht lesbaren Namen. Was er uns jetzt mitteilen konnte, beweist wieder, wie auch schwer lösbar scheinende Aufgaben zu einem Erfolg führen können, der uns selber überrascht:

„Alle fehlenden Schriftteile wurden wieder hergestellt. Die Restaurierung der Tafel wurde von mir selbst ausgeführt und der Rahmen von einer Tischlerei angefertigt. Die Tafel habe ich Anfang Juni dem Direktor des Museums Osterode zurückgegeben. Mit dem Vorsitzenden der Deutschen Minderheit, Herrn Hoch, dem Direktor des Museums und dem Pfarrer der evangelischen Kirche in Osterode wurde besprochen, dass es sinnvoll sei, die Tafel in der Osteroder Kirche (Straße: ul. Herdera) anzubringen. Dieses soll am Sonntag, den 1. September 2013 nach dem Gottesdienst erfolgen. Vielleicht kommen Angehörige oder Interessierte zur erneuten Segnung der Gedenktafel für die Opfer nach fast 100 Jahren!“

Das wäre natürlich eine Anerkennung für die aus eigener Initiative geleistete Arbeit von Siegfried Neckritz, dessen Familienname auch auf der Tafel zu finden ist, da der älteste Bruder seines Vaters, Wilhelm Neckritz aus Eichwerder, zu den Gefallenen gehörte. Da die einzelnen Namen auf der Abbildung für einige Leserinnen und Leser vielleicht schwer zu erkennen sind, führen wir sie hier noch einmal auf. Aus Zöpel: Wilhelm Behnke, Alfred Kahle, Otto Beyer und Emil Collmorgen. Aus Maldeuten: Rud. Friedrich, Alfred Mater, Gottfried Tagusch, Bernhard Tobs und Rud. Gleibs. Aus Seegertswalde: Hermann Zokoll, Friedrich Lunkwitz, August Goschau, Gotth. Tagusch und Kurt Böhnke. Wer mehr über diese Ehrung in der evangelischen Kirche von Osterode [Ostroda] wissen will, wende sich an Herrn Siegfried Neckritz, Anhalter Weg 10 in 49088 Osnabrück.

Es gab in Königsberg viele Weinlokale, vom berühmtesten aller Weinkeller, dem Blutgericht im Schloss, angefangen, über Steffens & Wolter in dem prachtvollen Renaissancebau auf dem Kneiphof, über Ehlers, Jüncke, Jüttner, Knopp und wie diese Horte des edlen Rebensaftes auch immer hießen bis zum alten Forsthaus in Moditten mit dem berüchtigten „Kopskiegelwein“ – jenem tückischen Gesöff aus Johannisbeeren, das manchen emsigen Zecher zwang, kopfüber das Lokal zu verlassen. Über sie alle könnte man Geschichten schreiben, aber hier und heute geht es um die Frage nach einer weithin unbekannten Königsberger Lokalität: Sie hieß „Zum Roland“, war Restaurant und Weinstube und befand sich in dem Haus Steindamm Nr. 99. Herr Gerfried Horst aus Berlin, übermittelt uns den Wunsch der russischen Journalistin Svetlana Kolbanjova nach allen noch auffindbaren Unterlagen über dieses Lokal wie Innen- und Außenaufnahmen, Namen und Daten der früheren Eigentümer, Speise- und Getränkekarten, Erinnerungen – einfach alles, was sicht- und greifbar ist! Da wir Herrn Horst und damit der russischen Kollegin nicht helfen können, müssen wir diese Frage nun an unsere Leserinnen und Leser weitergeben. (Gerfried Horst, Ceciliengärten 6 in 12159 Berlin, Telefon 030/56596967, www.freunde-kants.com)

Eure Ruth Geede


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