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17.08.13 / Todesstoß für den Cowboy / Rauchen war lange Bestandteil nicht nur der westlichen Kultur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-13 vom 17. August 2013

Todesstoß für den Cowboy
Rauchen war lange Bestandteil nicht nur der westlichen Kultur

Der einflussreichste Mann, der nie gelebt hat, wurde vor 40 Jahren zum Symbol für Männlichkeit und zum prägenden Symbol der US-amerikanischen Kultur: der rauchende Cowboy, die berühmte Reklamefigur für den Duft der großen weiten Welt, der Marlboro-Mann. Heute ist er eher Sinnbild einer Sucht, die es – so die Politik – der Gesundheit zu Liebe und zur Kostendämmung für die Krankenkassen zu bekämpfen gilt. Ein jahrhundertealter Bestandteil der Kultur gerät so ins Wanken.

Die Tabakkultur blickt immerhin auf eine etwa 3000 Jahre alte Vergangenheit zurück. Indianische Zivilisationen fingen damals an, zusammengerollte Tabakblätter zu rauchen. Der Tabak war vor allem eine Heilpflanze, aber auch heiliges Kraut, das von Priestern und Schamanen genutzt wurde, um mit den Göttern in Kontakt zu treten und um Schmerzen zu lindern. Die Friedenspfeife der Indianer lebte später im Brauch fort, jemandem eine Zigarette anzubieten.

Preußens Regent, Friedrich Wilhelm I., begründete um 1710 mit seinem Tabakskollegium die Institution des deutschen Stammtisches, um dem steigenden Kaffeekonsum seiner Landsleute zugunsten des Bieres etwas entgegenzusetzen. Und ob Marlene Dietrich oder der rauchende Humphrey Bogart im Spionageklassiker „Casablanca“, der blaue Dunst schlierte nur so über die Leinwand und erzeugte eine besondere Atmosphäre. Der Schmalzler, die Prise Schnupftabak, gehörte in jede bayerische Beiz, der Kautabak war Beruhigungsmittel der Seeleute. „Haben Sie mal Feuer“, war oft der Beginn einer freundschaftlichen Unterhaltung.

Und so wurde die Schamanenpflanze Tabak der überseeischen Welt seit ihrer Entdeckung zum unverzichtbaren Bestandteil europäischer Kultur: Raucherzimmer, spezielle Tischchen, Pfeifenständer und lederne Tabaksbeutel, Korkmundstücke bei Zigaretten, die Straight Grain als edelste Pfeife und die berühmte handgerollte Havanna avancierten zu Statussymbolen, die Marke „Lucky-Strike“ nach dem Krieg sogar zur heimlichen Währung in einem kriegszerstörten Land, in dem der Kippensammler auf den Straßen neben der Trümmerfrau das wahre Elend der Bevölkerung symbolisierte. Im Wirtschaftswunderland lockte dann der prächtig ausgestattete Tabakladen landauf, landab mit seinem Duft, und die rauchgeschwängerte Kneipe galt nach der Arbeit als gemütlicher Treffpunkt.

So mancher Freund des blauen Dunstes trauert dieser Zeit nach, die nach dem Willen der Dunstgegner bald dauerhaft der Vergangenheit angehören soll. Heute schon werden Raucher auf den internationalen Flughäfen wie Strafgefangene in besonderen Nischen von der Allgemeinheit aussperrt.

Das Ganze hat sich mittlerweile zu einer Art Glaubenskrieg entwickelt: Den Tabakgegnern steht das Netzwerk Rauchen mit seiner „Trifelser Erklärung“ gegenüber, die die Freiheit des Menschen lobt, der raucht, trinkt oder isst, wie es ihm Spaß macht, und der eigenständige Lebensentscheidungen der persönlichen Lebensführung ohne Restriktionen und staatliche Beeinflussung mit Toleranz in einer ohnehin überregulierten Welt treffen will. J.F.


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