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17.08.13 / Posse am Affenfelsen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-13 vom 17. August 2013

Posse am Affenfelsen
von Hans Heckel

Man fühlt sich in längst überwundene Zeiten und (Un)Sitten zurück-versetzt: Spanien bricht ohne echte Not einen diplomatischen Konflikt mit Großbritannien vom Zaun über deren Kolonie Gibraltar. Madrid will sich sogar mit Argentinien kurzschließen, das vor 31 Jahren um die britischen Falkland-Inseln einen blutigen Krieg führte und ihn verlor. London wiederum reagiert auch nicht eben gelassen und entsendet ein Geschwader ins Mittelmeer.

Angefangen hatte der Streit, als die Briten ein künstliches Riff vor dem berühmten Felsen aufzuschütten begannen, das aus Madrids Sicht die spanischen Fischer der Region behindere. Dann verschärfte Spanien die Grenzkontrollen zu Gibraltar massiv, angeblich um Schmuggel zu bekämpfen, obgleich der Zusammenhang mit dem Riff-Streit ins Auge sprang. Und nun also britische Kriegsschiffe vor der spanischen Küste. Wie London betont, eine „seit langem geplante Routine-Übung“. Nachdem Londons Bürgermeister Boris Johnson verkündete, sein Land werde Gibraltar genauso verteidigen wie weiland die Falkland-Inseln, mag man kaum mehr an ein „Routine-Manöver“ glauben. Johnson ist Parteifreund von Premierminister David Cameron und als erster Mann der Hauptstadt alles andere als ein politisches Leichtgewicht.

Die Europäer reiben sich die Augen: Beide Länder sind Mitglieder von Nato und EU. Die Auslöser des Konflikts sind Kleinigkeiten. Was also soll das Getöse?

Nun, sowohl die britische als auch die spanische Regierung stehen mit dem Rücken zur Wand. Briten wie Spanier stecken bis zum Hals im Morast einer Finanz- und Wirtschaftskrise. Und ihre Regierungen sind ebenso rat- wie hilflos. Zwar sind die Briten nicht im Euro und müssen nicht, wie die Deutschen, auch noch die Schulden anderer Länder schultern. Doch allein die heimischen Probleme haben Ausmaße, welche Experten „griechisch“ nennen. Die Partei von Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy leidet zudem unter einem peinlichen Schmiergeldskandal. Auch Rajoys Name steht auf der Liste der mutmaßlich „Begünstigten“.

Was läge also näher, als per inszeniertem Konflikt mit einem Nachbarn „Entschlossenheit“ und Handlungsfähigkeit vorzutäuschen? So können zwei überfoderte Regierungen ablenken vom Versagen daheim.

Auch die Europäische Union, deren Presse ebenfalls schon mal besser war, wird die Chance nicht verstreichen lassen und sich ein Stück vom Kuchen sichern. Brüssel kann als Vermittler seine friedenssichernde Kraft demonstrieren, indem es einen Krieg verhindert, den es auch ohne die EU nie gegeben hätte. So haben alle etwas von der Posse am legendären „Affenfelsen“.


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