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17.08.13 / Vor 200 Jahren verlor Napoleon die Initiative / Der Kaiser der Franzosen musste den Versuch aufgeben, nach Berlin vorzudringen – und zog sich nach Leipzig zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-13 vom 17. August 2013

Vor 200 Jahren verlor Napoleon die Initiative
Der Kaiser der Franzosen musste den Versuch aufgeben, nach Berlin vorzudringen – und zog sich nach Leipzig zurück

Nach dem Kriegseintritt Österreichs am 11. August 1813 standen Russen, Preußen, Österreicher und Schweden mit rund 500000 Mann der französischen Armee unter Napoleon mit 450000 Mann gegenüber. Trotz der enormen Verluste, die der Kaiser der Franzosen 1812 in Russland erlitten hatte, verfügte er einschließlich der Festungstruppen über 15 Korps und 4 Kavalleriekorps. Er plante, sich zunächst auf Dresden zu stützen und mit je einer Armeegruppe gegen Gebhard Leberecht von Blücher, gegen Karl Philipp zu Schwarzenberg oder gegen die Truppen vorzugehen, die Berlin deckten.

Auf Seiten der Verbündeten wurde die Schlesische Armee mit 105000 Mann vom 70-jährigen General Blücher geführt, während die Nordarmee mit 150000 Mann unter dem Befehl des Kronprinzen von Schweden, des ehemaligen französischen Marschalls Jean-Baptiste Jules Bernadotte, stand. Den Befehl über die Hauptarmee in Böhmen mit 250000 Mann führte Feldmarschall Schwarzenberg, der nach diversen Zwistigkeiten auch zum Oberbefehlshaber der Gesamtstreitkräfte ernannt worden war.

Entgegen den Erwartungen sollte von der Schlesischen Armee die größte Initiative ausgehen. Der von General Josef Wenzel Radetzky von Radetz entworfene Operationsplan sah vor, konzentrisch gegen die französischen Streitkräfte vorzugehen, doch hatte diejenige Armee, gegen die sich Bonaparte wenden würde, auszuweichen, während die übrigen Armeen den Gegner in Flanke und Rücken fallen sollten.

Am 17. August 1813 wurde in Schwarzenbergs Hauptquartier in Melnik die Offensive beschlossen. Der Schlüsselpunkt in der Aufstellung der weit auseinander gezogenen französischen Armee war Leipzig, und im Falle eines Verlustes würde Napoleon schwer in Nachteil kommen. Schwarzenberg wollte zunächst Dresden gewinnen und dann weiter auf Leipzig operieren. Während er seine Armee, zu der auch russische und preußische Kontingente gehörten, in Bereitschaft versetzte, wandte sich Bonaparte zunächst gegen Blücher in Schlesien, der aber gemäß Plan auswich. Diese Bindung Napoleons östlich der Elbe wollte Schwarzenberg nutzen und überquerte mit 200000 Mann das Erzgebirge.

Er versäumte es jedoch, Dresden schnell zu erobern, obwohl die Stadt nur von 30000 Mann besetzt war, und begnügte sich mit einer Einschließung der Altstadt. Bonaparte kehrte in Gewaltmärschen aus Schlesien zurück und stellte sich zur Schlacht. Die Verbündeten errangen am 26. August einige Erfolge, doch als Napoleon tags darauf angriff, entschied Marschall Joachim Murat mit seiner Reiterei die Schlacht, indem er die Österreicher auf ihrem linken Flügel überrannte. General Jean-Victor Moreau, der von Bonaparte verbannt worden war und nun dem Zaren diente, wurde tödlich verwundet. Es war der letzte Sieg Napoleons auf deutschem Boden.

Inzwischen hatte Marschall Dominique-Joseph-René Vandamme mit dem 40000 Mann starken I. Korps die Elbe bei Königstein überwunden und drohte, den Verbündeten den Rückweg nach Böhmen zu verlegen. Doch wenige Tage später wurde das I. Korps in den engen Tälern bei Kulm und Nollendorf fast zur Gänze vernichtet, und Vandamme geriet in Gefangenschaft. Die Verluste des Korps waren so hoch, dass Bonaparte es auflöste.

Dieser Erfolg verschaffte den Verbündeten neue Zuversicht. Inzwischen hatte auch Blücher, den die Russen bereits „Marschall Vorwärts“ nannten, die Offensive ergriffen. Er benutzte den Abzug der französischen Hauptkräfte aus Schlesien, um die Initiative an sich zu reißen. Immerhin stand ihm Marschall Jacques MacDonald mit vier Korps gegenüber, die Napoleon zur Rückendeckung in Schlesien belassen hatte. Jede der beiden Armeen verfügte über rund 90000 bis 100000 Mann. Blücher stand am 26. August mit zwei Korps dicht südlich der Katzbach, rund 20 Kilometer südwestlich von Liegnitz. Die linke Flanke wurde von einem dritten Korps gedeckt, und dazwischen floss die Wütende Neiße, ein Nebenfluss der Katzbach, die aufgrund von heftigen Regenfällen Hochwasser führte.

Die Franzosen wollten auf das Plateau gelangen, um Blücher anzugreifen, mussten aber dazu bei strömendem Regen das Steilufer der Wütenden Neiße überwinden und das schwere Gerät mitschleppen. Oben angelangt, stießen sie auf das vorrückende Korps von General Ludwig von York, der sie zurückwarf. Dann ging Blücher an der Spitze seiner Kavallerie zum Gegenangriff über und schlug die Franzosen in die Flucht. Viele von ihnen stürzten den Steilhang hinab und kamen in den Fluten ums Leben. Blücher leitete unverzüglich die Verfolgung ein. MacDonald verlor bis zum 1. September etwa 30000 Mann und über 100 Geschütze. Das XII. Korps wurde fast völlig aufgerieben und aufgelöst. Mit diesem Sieg erhielt die Schlesische Armee Handlungsfreiheit zum Vormarsch nach Westen.

Bonaparte wollte nun den großen Schlag führen und entsandte Marschall Michel Ney, den „Tapfersten der Tapferen“, mit vier Armee- und einem Kavalleriekorps gegen Berlin, das von zwei zahlenmäßig schwächeren Korps gedeckt wurde. Am 6. September kam es zwischen Jüterbog und Dennewitz zur Schlacht, in der General Wilhelm von Bülow, der Befehlshaber des III. preußischen Korps, den linken Flügel des Gegners umging und den Sieg errang. Die Franzosen verloren dabei 23000 Mann. Blüchers und Bülows Siege hoben mit einem Schlag die Wehrmoral in Preußen, und nun konnten die Verbünden die Einkreisung der bereits stark geschwächten französischen Armee ins Auge fassen. Der Feldzug näherte sich seinem Höhepunkt. Heinz Magenheimer


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