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17.08.13 / »Wir streben Zweisprachigkeit an« / VdG in Oppeln bot Gästen aus der Bundesrepublik Einblick in die Situation der Deutschen Minderheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-13 vom 17. August 2013

»Wir streben Zweisprachigkeit an«
VdG in Oppeln bot Gästen aus der Bundesrepublik Einblick in die Situation der Deutschen Minderheit

So viele Besucher hatten wir gleichzeitig hier noch nie!“, stellte mit Freude und Staunen Maria Neumann fest. Sie ist die Büroleiterin vom Verband der deutschen Gesellschaften in Polen (VdG), der seinen Sitz in Oppeln hat. Wenig später begrüßte Norbert Raasch, der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes, die aus allen Teilen der Bundesrepublik stammenden Gäste. Sie bildeten eine Reisegruppe von 80 Personen, die unter der Leitung von Manfred F. Schukat und Friedhelm Schülke aus Anklam in knapp sieben Tagen Teile Nieder- und Oberschlesiens sowie Sehenswürdigkeiten von Krakau erkundete. Der Besuch des Sitzes des VdG an einem heißen Sommertag war zweifellos eine Bereicherung des vielseitigen Reiseprogramms.

Norbert Raasch richtete Grüße des Vereinsvorsitzenden Bernard Gaida aus, der nach einem Gesprächstermin beim Woiwoden sich auf den Weg „ins Vaterland“, sprich die Bundesrepublik, gemacht hatte. Raasch brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Deutschen in der Republik Polen bei der diesjährigen Bundestagswahl mitmachen können. „Das freut uns besonders. Heimat haben wir hier, Vaterland haben wir bei Ihnen.“

Auf die stets gestellte Frage nach der Zahl der Deutschen in der Republik Polen lautete die Antwort: „Das wissen wir nicht genau. So um die 300000 Deutsche werden es sein.“

Im Verband der deutschen Gesellschaften sind zehn Organisationen zusammengeschlossen. Die Vertreter aller dieser Vereine kommen zu Jahresversammlungen zusammen. Mit Stolz verkündete Raasch: „Hier wird Politik gemacht!“ Tatsache ist, dass im Vordergrund die Kulturarbeit steht. Vor zwei Jahren wurde das 20-jährige Bestehen des Verbandes in Form von Konzerten und literarischen Veranstaltungen begangen. Seit 20 Jahren organisiert man die Wallfahrt der Volksgruppe auf den St. Annaberg und andere Pilgerfahrten.

Das Leitthema für 2013 lautet „Verbunden mit der Jugend“. In vielen Vereinen fehlt der Nachwuchs oder es hapert an der Zusammenarbeit. Bis vor einem Jahr hat der Verband noch Kinderfreizeiten angeboten. Eine nüchterne Feststellung: „Unsere Mitglieder in den kleinsten Strukturen beherrschen kaum Deutsch.“

Nicht verschwiegen wurde, woher der Dachverband das Geld für seine Projekte erhält. So gibt es Direktmittel aus dem Bundesinnenministerium, beispielsweise für die Sprachkurse an Sonnabenden, es gibt Mittel aus der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, Mittel aus dem Auswärtigen Amt, aber auch Geld für Anträge, die an das zuständige polnische Ministerium für Verwaltung und Digitalisierung gestellt werden.

Ein auch für die Zukunft wichtiges Projekt wird die Konsolidierung der Begegnungsstätten sein. Vergangenes Jahr wurden über 500 Projekte durchgeführt. Raasch sprach von Deutschen, die sich als Deutsche fühlen, aber nicht Deutsch sprechen. Das beträfe eine große Zahl der jetzt 40- bis 50-Jährigen. Er stellte klar: „Wir streben Zweisprachigkeit an.“

Zweisprachige Ortsschilder findet man nur in der Woiwodschaft Oppeln. In 20 Jahren wurden allein in Oppeln über 100000 deutsche Pässe ausgestellt. Seit diesem Jahr gibt es die Möglichkeit, dass sich in Polen lebende Deutsche einen deutschen Personalausweis ausstellen lassen. Davon haben im ersten Halbjahr erst 1000 Menschen Gebrauch gemacht. Klare Feststellung von Norbert Raasch: „Der deutsche Pass ist nützlich für Reisen nach Amerika. Und jemand mit deutschem Pass wird beim deutschen Arbeitgeber anders behandelt als jemand mit nur polnischem.“

Mit dem Geschenk des 2011 vom VdG herausgegebenen Buches „Als Deutscher in Polen leben“ an die Gäste aus der Bundesrepublik endete dieser informative Besuch, dem sich ruhig noch eine Fragestunde hätte anschließen können. Ute Eichler


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