29.03.2024

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17.08.13 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-13 vom 17. August 2013

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

manchmal muss ich an jenen Mr. Atkinson aus Mittelengland denken, der mich – long, long ago – die „deutsche Miss Marples“ nannte. Aufgrund der Tatsache, dass wir die Familie eines ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen gefunden hatten, der 1946/47 dort in der Grafschaft Derbyshire zu Erd­arbeiten eingesetzt worden war und den er lange Jahre nach dessen Entlassung vergeblich gesucht hatte – bis er unsere Anschrift erhielt. Nun hatten wir nicht die geringste Ahnung, wo wir nach über 40 Jahren diesen Kurt P. finden sollten, denn die einzige konkrete Angabe war die seines Namens – und die Vermutung von Mr. Atkinson, dass er ein „Preusse“ war. Wie wir ihn suchen sollten, stand allerdings fest: über unsere Ostpreußische Familie. Ich will es kurz machen: Kurz P. wurde leider nicht gefunden, denn er war bereits verstorben, aber seine im Ruhrgebiet wohnende Tochter meldete sich und wir konnten sie mit Mr. Atkinson in Verbindung bringen. Es war schon eine verzwickte Suche gewesen und viel Glück gehörte auch dazu, aber es zeigte doch, dass unsere Ostpreußische Familie Unmögliches möglich machte. Was sich im Laufe der weiteren Jahrzehnte dann auch bestätigte.

Auch jetzt wieder – deshalb habe ich ja diese alte Geschichte hervorgekramt. Zwar ist unsere neue nicht so spektakulär wie die erwähnte, aber doch außergewöhnlich, weil sie gänzlich unerwartet kommt. Es geht um das Denkmal an die deutschen Bewohner von Pillkoppen, das Armin Toll auf dem einst großelterlichen Grundstück errichtet hatte. Herr Jörn Pekrul hatte es vor zwei Jahren fotografiert, und wie er vermutet hatte und wir aufgrund einer Mitteilung von Frau Ulla Rebentisch in Folge 31 bestätigt bekamen, ist es inzwischen verschwunden. Kaum erschienen, meldete sich Frau Rebentisch mit einer brandneuen Nachricht:

„Es ist doch unglaublich, wie schnell die Pillkopper reagieren. Ich hatte am Morgen in Nidden angerufen um den anderen mitzuteilen, dass über das Denkmal berichtet wurde. Heute, am 1. August, war Siegrid Toll mit der Nidderin Renate Gleikina geborene Peleikis in Pillkoppen und hat mit Bauarbeitern, Handwerkern und Einwohnern gesprochen und ist tatsächlich fündig geworden: Versteckt hinter einem Bauzaun fand sie das Denkmal. Nach Aussage des Vorarbeiters soll es wieder an seinem alten Platz aufgestellt werden. Außerdem soll in dem wieder hergestellten Haus von Erna Baltsch ein Museum errichtet werden. Zu gegebener Zeit wollen wir noch einmal Kontakt mit Ihnen aufnehmen um dann noch alte Dinge von Pillkoppen von Ihren Lesern zu erbitten.“

Ja, es hat sich also alles geregelt, das Denkmal kommt wieder an seinen alten Platz auf dem Grundstück, das heute Juri Iwanow bewohnt. Es war also keine beabsichtigte Beseitigung des aus vier Metalltafeln bestehenden Denkmals mit der Inschrift: „Den ehemaligen Bewohnern von Pillkoppen zum Gedenken“. Da hat unsere Ostpreußische Familie aber eine blitzschnelle Aufklärung bewirkt. Wir sagen vor allem Frau Ulla Rebentisch aus Bad Bertrich herzlichen Dank für ihre spontane und so erfolgreiche Mithilfe! Den Hinweis auf das geplante Museum gebe ich schon jetzt bewusst weiter, denn vielleicht besitzt doch dieser oder jener noch ein Souvenir an dieses Nehrungsdorf, das sich für das Museum eignet, und bewahrt es, bis wir zum Sammeln blasen!

Und auch im nächsten Fall ist unsere Leserschaft gefragt, und diesmal geht es wieder um eine kulturhistorische Frage. Frau Anna Sass aus Berlin stellt sie, denn sie beschäftigt sich zurzeit intensiv mit der Lebensgeschichte des Berliner Schlachtenmalers Carl Rechlin, *1802, †1875. Die Kunsthistorikerin versucht, aus allen zugänglichen Quellen seine Biografie zu rekonstruieren und eine Werkübersicht zusammenzustellen. Diese Forschungsarbeit führt sie auch nach Königsberg, denn dort befand sich mindestens eines seiner berühmten Gemälde. Deshalb wendet sich Frau Sass an uns mit folgender Suchfrage:

„Ein Rechlin-Gemälde ,Erstürmung des Grimmaischen Tores in Leipzig durch das Königsberger Landwehrbataillon‘ hing seit 1844 im Magistrats-Sitzungssaal des Kneiphöfischen Rathauses. Es hatte dort einen Ehrenplatz unter dem Brustbild Friedrich Wilhelm III. Wer kann Näheres zu diesem Gemälde und seiner Geschichte mitteilen? Wer verfügt eventuell über Aufnahmen des historischen Magistrats-Sitzungssaales, auf denen möglicherweise das Gemälde zu sehen ist? Ein weiteres Gemälde von Carl Rechlin befand sich vermutlich im Königsberger Schloss. Auch hier suche ich nach Quellen und Kontaktpartnern.“

Die dürfen sich nach dieser Veröffentlichung finden. Ich selber bin auch schon ein wenig fündig geworden, denn ich stieß in einer alten Königsberger Chronik auf folgende Angabe: „Das Königsberger Landwehrbataillon erstürmte unter ihrem tapferen Führer, dem Major Friccius, am 19. Oktober (1812) das Grimmaische Tor Leipzigs, eine Hel­den­that, die durch das Rechlinsche Gemälde in dem Sitzungssaale des Magistrats ein ehrendes und mahnendes Denkmal patriotischer Aufopferung erhalten hat.“

Das war’s dann leider auch. Hoffen wir also auf unsere Familie. (Anna Saß, Petersburger Straße 25 in 10249 Berlin, E-Mail: anna.sass@online.de)

Vorarbeit haben wir auch schon für die nächste Frage geleistet, die sich ebenfalls in den kulturhistorischen Rahmen einfügen lässt. Allerdings handelt es sich nicht um erwünschte Angaben zu wissenschaftlichen Zwecken, sondern ganz einfach um die Klärung eines anscheinend seltenen Fundes. Eines Doppelfundes sogar, denn es handelt sich um zwei Tischdecken, die Frau Munzert aus Oelsnitz bei einer Haushaltsauflösung entdeckte. Obgleich sie über 100 Jahre alt sein müssen, ist ihr Zustand noch einwandfrei. Die reich gemusterten Decken zeigen patriotische Motive aus der Kaiserzeit. Einige konnte der Ehemann der Finderin, Herr Sascha Munzert, schon deuten, aber es blieben noch weitere Fragen offen, und deshalb wandte er sich an uns. Warum an die Ostpreußische Familie? Das Ehepaar hat weder ostpreußische Wurzeln, noch weisen die Decken auf eine Herstellung in Ostdeutschland hin. Herr Sascha Munzert, Jahrgang 75, ist ein „eingeborener Erzgebirgler“, wie er schreibt, aufgewachsen in der DDR, also ohne Wissen über die ostdeutschen Provinzen. Aber nach der Wende wurde in ihm das Interesse für deutsche Geschichte geweckt und dadurch kam er zur PAZ, die er „seit einigen Jahren mit großer Freude lesen darf“! Und so kennt das Ehepaar auch unsere Kolumne und kam sofort – als die historischen Fragen nach Herkunft und Zweck der Decke im Raum standen – auf die Idee, sich an uns zu wenden, und übersandte uns einige Fotos, die aber so unscharf sind, dass man die Motive kaum erkennen kann. Jede Tischdecke zeigt an allen vier Ecken das Kyffhäuser-Denkmal und, wie Herr Munzert vermutet, das Wappen der Hohenzollern (stimmt!) An den Seiten sind drei Porträts abgebildet, von denen er zwei zu erkennen glaubt, nämlich Kaiser Wilhelm II. und Bismarck (stimmt auch!) Das dritte Porträt konnte er nicht identifizieren, darum bat er uns um Hilfe. Für unsern Militärhistoriker kein Problem: Kaiser Wilhelm I. (gelöst!) Bleibt noch die Hauptfrage bestehen: Wann und zu welchem Zweck wurden diese Decken angefertigt? Hier können wir nur Vermutungen aufstellen und müssen unsere Leser um Mithilfe bitten. Das Kyffhäuser-Denkmal wurde in den Jahren 1890 bis 1896 auf den Ruinen der alten Reichsburg Kyffhausen zu Ehren Kaiser Wilhelm I. errichtet. Jedes Schulkind lernte früher die Sage „vom alten Barbarossa, des Kaisers Friederich“, der sich im unterirdischen Schlosse verzaubert hält und der einst aufwachen wird, wenn die Raben nicht mehr um den Berg fliegen, um das Reich zu retten. Im jungen Kaiserreich sah man diese Zeit gekommen, deshalb zeigt das über 80 Meter hohe Denkmal nicht nur Friedrich I., sondern auch Kaiser Wilhelm I. in Form eines Reiterstandbildes. Es ist anzunehmen, dass die von Frau Munzert entdeckten Decken anlässlich der Einweihung des von Bruno Schmitz entworfenen Denkmals als Gedenk- und Schenk-Artikel hergestellt wurden oder auch bis zum Ersten Weltkrieg den Kyffhäuser-Besuchern als Souvenirs angeboten wurden. Vielleicht wissen Bewohner dieses schönen deutschen Mittelgebirges mehr über diese „Kyffhäuser-Decken“, die sicher noch in Museen oder Heimatstuben zu finden sind. (Sascha Munzert, Untere Siedlungsstraße 10 in 09376 Oelsnitz, Telefon 01744821498, E-Mail: saschmunz@gmail.com)

Über das Buch von Heinz Timmreck „Letzte Flüchtlingszüge aus Ostpreußen“ haben wir schon oft berichtet, auch darüber, dass eine neue erweiterte Auflage erscheinen soll, die nicht zuletzt auch auf Grund der Informationen, die der Autor aus dem Kreis unserer Ostpreußischen Familie erhalten hat, notwendig wird. Unser Leser und Landsmann Dirk Oelmann hilft ihm dabei und wendet sich nun an uns, weil noch weitere Informationen benötigt werden. Es geht wieder um das furchtbare Auffahrunglück am 22/23. Januar 1945 in Grünhagen im Kreis Preußisch Holland, über das wir in Folge 3 eingehend berichteten. Herr Oelmann hat schon die Akten der Reichsbahn-Direktion Königsberg von 1881 bis 1944 durchgesehen, aber leider war über die Strecke Maldeuten–Güldenboden und den Bahnhof Grünhagen nicht viel zu finden. Nun sucht Herr Oelmann nach einem Bahnhofsplan oder Luftbildaufnahmen des Bahnhofes sowie Angaben zur Sicherungstechnik/Ausstattung der Strecke. Nach seinen bisherigen Recherchen zweigte die eingleisige Nebenbahn im Bahnhof Maldeuten von der zweigleisigen Hauptbahn Mohrungen–Miswalde–Marienburg ab. Der Bahnhof Maldeuten war mit Signalen ausgerüstet. Auf der Strecke, die durch Wiesen, Felder und Wälder führte, verkehrten täglich drei Reisezüge je Richtung. Die Höchstgeschwindigkeit betrug wahrscheinlich 50 Kilometer pro Stunde. Grünhagen war ein kleiner Landbahnhof. Das Gebäude war wahrscheinlich ein preußischer Einheitsbau, der Bahnsteig hatte eine Länge von zirka 100 Meter. Im Einsatz waren vorwiegend Lokomotiven der BR 37. Nach dem Unglück war die Strecke gesperrt. Sie wurde nach der Okkupation von der Roten Armee abgebaut. Erst im Jahr 1947 nahm die polnische Staatsbahn PKP die Strecke Maldeuten–Güldenboden wieder in Betrieb. Soweit die Angaben von Herrn Oelmann zu diesem Komplex, aus denen sich einige Fragen ergeben, die er an unsere Leser stellt: „Ich suche nach einem Bahnhofsplan von Grünhagen und/oder Luftbildaufnahmen des Bahnhofes sowie Angaben zur Sicherungstechnik/Ausstattung der Strecke. Hatte der Bahnhof Grünhagen Einfahrsignale? Weiß jemand noch die Lok-Nummern? An allen alten Aufnahmen, auf denen der Bahnhof zu sehen ist, bin ich interessiert wie überhaupt an allen damit zusammen hängenden Erinnerungen.“ Soweit die Fragen von Herrn Oelmann, die aufzeigen, wie akribisch er und Herr Timmreck an die erweiterte Dokumentation über das Flüchtlingsdrama von Grünhagen herangehen, für deren Erstellung wir viel Erfolg wünschen. (Dirk Oelmann, Bernauer Straße 61 in 16515 Oranienburg, E-Mail: dirk69oe@aol.com)

Eure Ruth Geede


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