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24.08.13 / Tante, Onkel und ein Spinner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-13 vom 24. August 2013

Tante, Onkel und ein Spinner
von Theo Maass

Wer wird schon 150 Jahre alt? Na, die SPD! Und die feierte das am 17. und 18. August vor dem Brandenburger Tor in Berlin. 200000 Teilnehmer wurden gezählt. Als künstlerisch-musikalischen Höhepunkt hatten die Sozialdemokraten sogar Nena verpflichtet. Der Star füllt auch heute noch mühelos Konzertsäle. Deshalb sollte sie auch am Sonnabend erst um 22 Uhr auftreten, damit die Leute nicht vorzeitig verschwinden.

Sigmar Gabriel las in einem Zelt Kindern und Medienvertretern aus Erich Kästners „Emil und die Detektive“ vor. Merkwürdig: Hatte sich Gabriel nicht nach der Vergangenheit des Autors erkundigt? Kästner gab sich seinerzeit offen schwulenfeindlich: „Von mir aus schlaft euch selber bei! Und schlaft mit Drossel, Fink und Star und Brehms gesamter Vogelschar! Mir ist es einerlei.“

Ein paar Meter weiter hatten die Jusos eine Kegelbahn aufgebaut. Da konnte man Gartenzwerge mit Hitlerbart und stramm erhobenem rechten Arm einfach wegkegeln. So einfach geht das! Oder nicht? Eine Teilnehmerin mühte sich redlich, aber selbst nach dem sechsten Wurf gelang es ihr nicht, alle „Hitlers“ wegzukugeln. Da gab sie einfach auf. Das hätte Udo Pasteurs von der NPD sehen müssen. Ob der sich gefreut hätte?

Zahlreiche Wurstbratereien sorgten für das leibliche Wohl. Die Wurst als schlichte Kost des Arbeiters, das sollte vielleicht Bodenständigkeit demonstrieren, hat es aber nicht, denn die Preise bewegten sich eher auf dem Niveau einer „Partei der Besserverdienenden“.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) – sonst ja eher avantgardistisch veranlagt – gab sich mit einem Leierkasten als „Onkel Pelle“ bodenständig. Sonnabendnachmittag trat die Popgruppe „Die Prinzen“ auf. Ihr schöner Schlager: „Manchmal wird der Mann im Mond für seinen treuen Dienst belohnt“ hatten sie vielleicht für Peer Steinbrück gesungen, der ja mit Umfrageergebnissen mit etwas über 20 Prozent doch noch Chancen hat, Kanzler zu werden. Oder für Sigmar Gabriel, der davon träumt, in einer großen Koalition Außenminister und Vizekanzler zu werden?

Der linke Rand stieß sich am Namen der Feier: „Deutschlandfest“ hatte die SPD ihre Geburtstagsfeier getauft. Der Berliner Juso-Chef Kevin Kühnert giftete: „Wir alle kennen doch die aktuelle Rhetorik der Euro-Skeptikerinnen: Sie stellen Nationalstaatlichkeit über gemeinsame europäische Interessen.“ Aber so einer alten Tante wie der SPD kann man nicht so schnell ein neues Kind in den Bauch reden, zumal ja sogar die GEW versuchte, volkstümlich aufzutreten. Ein Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle zischte denn auch auf Kühnert angesprochen: „Spinner!“


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