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24.08.13 / Die »falschen« Ausländer / Wie sich ein Eventmanager aktuelle Politdebatten zunutze macht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-13 vom 24. August 2013

Die »falschen« Ausländer
Wie sich ein Eventmanager aktuelle Politdebatten zunutze macht

Jan Stens nennt sich „Eventmanager“. Im Freibad Plötzensee wollte er das Musikfestival „BeLaSound“ abhalten. Hierfür hatte er die gesamte Lokalität vom 14. bis zum 16. Juni gemietet. Nach dem abgeschlossenen Vertrag wurden hierfür 50000 Euro fällig, die Stens dem Pächter des Freibades, Erik Müller, seitdem schuldet. Dem Vernehmen nach rechnete man mit bis zu 12000 Besuchern.

Aber offenbar hatte Stens sich im Vorfeld nicht über die rechtlichen Rahmenbedingungen kundig gemacht. Am 13. Mai teilte das Bezirksamt Mitte ihm mit, die Durchführung der in Aussicht genommenen Veranstaltung sei im Strandbad Plötzensee unzulässig. Sie stehe „nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Badebetrieb“. Indes: Die Abfuhr kam für Stens nicht überraschend, aus Bezirksamtskreisen hieß es, man habe ihm das schon bei Vorgesprächen signalisiert.

Seither sind Pächter Müller und sein Umfeld Zielscheibe bizarrer Vorwürfe. In einer Presseerklärung der Eventagentur Departement S., die Stens betreibt, heißt es: „Kulturfestival ist Opfer von fremdenfeindlichen Übergriffen geworden.“ Der Betriebsleiter des Freibads Plötzensee, Mike Z., sei früher in der rechtsradikalen Szene tätig gewesen. Erik Müller dazu: „Er kam 2011 als Aussteiger aus der Neonaziszene zu uns. In zwei Jahren ist er in keiner Weise mit rechtsradikalen Äußerungen aufgefallen, es gab auch keine Beschwerden der Badegäste. Der rechtsradikale Hintergrund ist erstunken und erlogen.“ Stens’ Vorwürfe reichen vom Tragen von Textilien der Marke „Thor-Steinar“ über angebliche NS-lastige Handy-Klingeltöne bis zu angeb-lichen rassistischen Beleidigungen. Müller wehrt sich. Seine Angestellten hätten fast alle einen Immigrationshintergrund, sein Mitpächter sei Jude, dessen Großvater im KZ ermordet worden sei. Stens rührt das nicht: Die Ausländer in Müllers Team seien Osteuropäer. „Die sind alle weiß.“

Dieser Tage nun war Stens in eine Schlägerei verwickelt, bei der der Eventmanager verletzt wurde. Auch wenn daran gar keine Mitarbeiter des Bades beteiligt waren, rechnet Stens die Prügel Müller zu. Dieser hat ihm nun ein Hausverbot erteilt. Bei der Polizei liegen mehrere Anzeigen von beiden Seiten vor. Im Hintergrund steht die Frage, ob es der Eventmanager mit seinen Radikalismusvorwürfen ernst meint oder ob er sich nur auf politisch „modische“ Art um die Zahlung der 50000 Euro drücken will. T.M.


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