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24.08.13 / Was die Kanzler vom BND halten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-13 vom 24. August 2013

Was die Kanzler vom BND halten

Als Bundeskanzler Konrad Adenauer in den 50er Jahren aus Geheimdienstquellen erfuhr, dass sein Vizekanzler Franz Blücher (FDP) einen Parisaufenthalt zu einem Bordellbesuch genutzt hatte, zeigte er diesem seine Informiertheit angeblich mit den missbilligenden Worten „Musste es denn unbedingt eine Schwarze sein?“ Auf dem brisanten innerdeutschen Gebiet wurde Adenauer vom BND, wie man heute weiß, meist zuverlässig und in der Regel gut bedient.

Helmut Schmidt dagegen hielt gar nicht viel vom BND und dessen umfangreichen Lageberichten. Er meinte: „Da kann ich ja gleich die ,Neue Zürcher Zeitung‘ lesen.“

Helmut Kohl schätzte schon mehr die ihm vom BND gereichten Informationen. Trotzdem wollte er in den Jahren vor 1989 dem BND-Präsidenten Hans-Georg Wieck partout nicht glauben, dass sich gemäß der vom BND ständig analysierten Stimmungslage die DDR-Bevölkerung keineswegs mit der deutschen Teilung abgefunden habe und immer noch auf die Wiedervereinigung hoffe.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird dagegen nachgesagt, dass sie sich pünktlich und bienenfleißig alle BND-Berichte zur Gemüte ziehe, insbesondere aber jene zu Fragen des weltweiten Terrorismus und zur werdenden Weltmacht China. Nicht umsonst hat der BND im letzten Jahrzehnt zahlreiche neue Mitarbeiter mit sinologischer Kompetenz gewinnen können. Ebenso hat Angela Merkel als politische Grundweisheit akzeptiert, dass man mit geheimem Wissen niemals prahlen darf. Notfalls muss man sogar seine Informiertheit verbergen, um potenziellen Verwicklungen in geheimdienstliche Skandale, wie im aktuellen Fall der NSA, von Anbeginn vorzubeugen. J.W.S.

 

Zeitzeugen

Gerhard Schindler – Vor Amtsantritt als BND-Präsident im Dezember 2011 war er als Bundeswehr-Fallschirmjäger, Angehöriger des Bundesgrenzschutzes und Verfassungsschützer tätig. Besonderes Augenmerk legte er bislang darauf, den Mitarbeitern seines Dienstes wieder Stolz auf die eigene Leistung zu vermitteln und die Reputation des BND in der Öffentlichkeit zu verbessern. Der 61-jährige Jurist ist FDP-Mitglied und entstammt einer Vertriebenenfamilie.

Joachim Tzschaschel – Der ebenso korrekte wie bescheidene Brigadegeneral (1917–2003) galt als hervorragender Spezialist für den Nahen und Mittleren Osten sowie den Maghreb. Aus dem Ic-Dienst der Wehrmacht hervorgegangen, diente er von 1966 bis 1979, zuletzt als Chef der Abteilung Auswertung, im BND.

Hans-Christian Ströbele – Der 1939 in Halle an der Saale geborene Rechtsanwalt ist kein Mitarbeiter oder Informant des Bundesnachrichtendienstes, sondern als Bundestagsabgeordneter der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen seit 2002 Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums zur Überwachung der Geheimdienste. Nach Meinung seines politischen Weggefährten Steffen Geyer genießt Ströbele „die Möglichkeit, über den Geheimdienstausschuss all die Dinge zu erfahren, von denen sonst keiner hört“.

Dieter Blötz – Der geheimdienstlich völlig unerfahrene Diplom-Betriebswirt (1931–1987) wurde 1970 als Platzhalter der SPD während der Großen Koalition auf den Posten als Vizepräsident des BND gehievt. Als 1979 ein BND-Major im eigenen Ehebett den von Blötz dort vergessenen Europieper fand, musste der SPD-Parteisoldat seinen Hut nehmen.

Wilhelm Dietl – Deutscher Journalist (Jahrgang 1955) mit Faible für Geheimdienste und Interesse für den Nahen und Mittleren Osten. Er war von 1982 bis 1993 als BND-Informant „Dali“ im Nahen Osten tätig. Später wurden seine Aktivitäten für den BND offenbar. Seitdem sind Dietl und der BND keine Freunde mehr. Erst kürzlich erinnerte Dietl an die früher guten Beziehungen mancher deutscher Politiker (Grüne, Linke, FDP) zu Ghaddafi.


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