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24.08.13 / Selbstlähmung / Indiens Führung verhindert Wachstum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-13 vom 24. August 2013

Selbstlähmung
Indiens Führung verhindert Wachstum

Eine steigende Inflation und eine deutlich schrumpfende Wachstumsrate machen Indiens Ökonomen und Politikern zu schaffen. Einst wie China als Star unter den aufsteigenden Nationen gefeiert, scheint der Traum von der Weltwirtschaftsmacht vorerst ausgeträumt.

Westliche Führer reisten – darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel 2011 – in der Vergangenheit auf den Halbkontinent mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern und lobten ihn als unaufhaltsam aufstrebende neue Supermacht. Die Industrieproduktion stagniert seit zwei Jahren. Arbeitsplätze werden abgebaut und Anleger aus dem Ausland ziehen Gelder ab. Die Teuerungsrate hat sich bei Verbrauchsgütern auf über zehn Prozent gesteigert, das Leistungsbilanzdefizit lag zuletzt bei etwa fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das wiederum ließ die Rupie gegenüber dem Dollar auf den tiefsten Stand aller Zeiten sinken. Handelsminister Anand Sharma räumte jetzt ein, dass Indien gegenüber 80 Staaten eine negative Handelsbilanz aufweise. Das Volumen der Handelsgeschäfte mit Deutschland liegt bei etwa 15 Milliarden Euro und sollte nach dem Willen beider Regierungen auf 20 Milliarden gesteigert werden.

Schuld für den Niedergang ist nach Ansicht internationaler Wirtschaftsexperten eine kolossale Bürokratie, die Investoren abschrecke. Dazu trug auch die Ankündigung neuer Steuern bei. Korruptions-skandale der jüngsten Zeit haben satten Anteil am Abschwung. Auch die sogenannte „Coalgate“-Affäre trug zur negativen Entwicklung bei. Die Vergabe von Lizenzen zum Abbau großer Kohlefelder erfolgte ohne öffentliche Ausschreibungen und derart ineffizient, dass dem Staat über 25 Milliarden Euro Einnahmen entgingen. Noch immer importiert Indien gegen teure Devisen Kohle, obwohl es selbst über die weltgrößten Vorkommen verfügt – auch ein Grund für Probleme bei der Stromversorgung. Tägliche Ausfälle sind die Regel geworden. Schon vor Jahren warnte Raghuram Rajan (s. S. 24), Starökonom des Landes, das Wachstum könne nicht als gegeben hingenommen werden, die allgemeine Selbsttäuschung sei ein erster Schritt in die Katastrophe. Er wurde verlacht, jetzt aber zum Chef der Indischen Zentralbank gewählt. J.F.


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