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24.08.13 / Erfreulicher Rückenwind / Suchoj »Super Jet 100« nach Rückschlägen wieder auf Kurs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-13 vom 24. August 2013

Erfreulicher Rückenwind
Suchoj »Super Jet 100« nach Rückschlägen wieder auf Kurs

Der „Super Jet 100“ aus dem Hause Suchoj ist eine der wenigen Erfolgsgeschichten der zivilen Luftfahrtindustrie Russlands. Nach mehreren Rück-schlägen in den vergangenen Jahren nimmt das Produktionsprogramm nun wieder Fahrt auf.

Am 2. August rollte die zweite Maschine für die mexikanische Fluggesellschaft Interjet aus dem Ausrüstungshangar von Super Jet International bei Venedig. Die erste „SSJ 100“ war bereits am 21. Juli anlässlich der Luftfahrtschau in Paris/Le Bourget ausgeliefert worden. Interjet hat 20 „Super Jets“ bestellt. Weitere Nutzer des Flugzeugs sind die russische Fluglinie Yakutia Airlines, Aeroflot und die asiatische Fluggesellschaft Lao Central.

Der „SSJ“ ist wie viele moderne Luftfahrtprogramme ein multinationales Vorhaben mit Partnern in der ganzen Welt. Design und Produktion liegen in russischen Händen, aber ein Teil der Finanzierung ist europäisch – an ihr sind der französische Triebwerkshersteller SNECMA und der italienische Luftfahrtkonzern Alenia Aermacchi beteiligt. SNECMA entwickelte zusammen mit dem russischen Hersteller NPO-Saturn das Triebwerk. Boeing unterstützt die Vermarktung. Komponenten wie das Feuerlöschsystem, die Kabine, die Stromversorgung und die Hydraulik sind US-amerikanische Produkte. Liebherr Aerospace aus Deutschland liefert die elektronische Flugsteuerung und die Umweltregelung für die Kabine.

Einen herben Rückschlag musste Suchoj hinnehmen, als am 9. Mai 2012 ein „Super Jet“ nahe Bogor in Indonesien verunglückte. Alle 45 Insassen kamen ums Leben. Der Flug war als Demonstration des neuen Flugzeugs für Kunden und Journalisten geplant gewesen. Die Untersuchung ergab, dass die Piloten das launische Wetter um den Vulkan Salak unterschätzt und die Warnungen des Geländewarnsystems ignoriert hatten. Das Flugzeug war daraufhin bei schlechter Sicht gegen die fast senkrechte Felsflanke des Vulkans geprallt.

Die Entwicklung des „Super Jet“ geht auf Marktstudien von Suchoj aus den 90er Jahren zurück. Damals erkannten Planer des eigentlich auf Kampfflugzeuge spezialisierten Flugzeugentwicklers einen Bedarf für Passagierjets mit einer Kapazität von 50 bis 100 Fluggästen. Für die Vermarktung gründeten dann im September 2007 Suchoj und Alenia das in Venedig ansässige Gemeinschaftsunternehmen Super Jet International, an dem das italienische Luftfahrtunternehmen Alenia zu 51 Prozent beteiligt ist. Ein Jahr später flog der erste Prototyp. Die Produktion begann 2010, aber das Projekt leidet an technischen Schwierigkeiten, Lieferverzögerungen und finanziellen Engpässen, wie sie auch für europäische oder US-amerikanische Programme typisch sind. So hatte im März 2012 ein Teil der Aeroflot-Maschinen wegen technischer Probleme Startverbot.

In seinem Marksegment konkurriert der „SSJ“ mit den brasilianischen Embraer „E-Jets“ und der CS-Serie von Bombardier. Ob das Flugzeug auf dem internationalen Markt bestehen kann, muss sich noch zeigen. Friedrich List


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