© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-13 vom 24. August 2013

Europarat ehrt Lötzen
Wilfried Böhm überreichte der Bürgermeisterin die Ehrenfahne der Organisation

„Für die Bemühungen und das Engagement der Selbstverwaltung von Gizycko in der internationalen Zusammenarbeit und Verbreitung der Idee des vereinten Europas“, so die Formulierung im Einladungsschreiben zum Festakt, wurde Lötzens Bürgermeisterin, Jolanta Piotrowska, von Wilfried Böhm, Ehrenmitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, die mit Gold bestickte und mit Goldfransen versehene Ehrenfahne des Europarates im Beisein geladener Gäste und Hunderter Bewohnern der Stadt überreicht.

Die Ehrenfahne ist nach dem Europadiplom und vor der Ehrenplakette die zweite Stufe bei der Auswahl der Preisträger des 1955 vom Ministerkomitee des Europarates gestifteten Europapreises für außergewöhnliche Leistungen zur Förderung des europäischen Einigungsgedankens. Insgesamt sind seit 1961 bisher erst gut 1000 Ehrenfahnen vergeben worden. Im Rahmen einer von der Gemeinde veranstalteten Zeremonie mit viel Publikum überreicht ein Mitglied der Parlamentarischen Versammlung der ausgezeichneten Gemeinde die Ehrenfahne.

Da die „Perle Masurens“ – wie Lötzen auch genannt wird – bei der Annahme dieser Auszeichnung in der Pflicht war, ein besonderes Fest auszurichten, entstand die Idee, den ersten „Händel-Sommer in Gizycko“ zu veranstalten. Auf der historischen Drehbrücke aus dem 19. Jahrhundert, die über den Lötzener Kanal führt, der als Wasserstraße den Löwentinsee mit dem Kissainsee und weiter mit dem Mauersee verbindet, wurde das „Polnische Orchester des 18. Jahrhunderts“ platziert. Sein Dirigent war der 71-jährige Engländer Paul Esswood, der auch als Countertenor bekannt geworden ist. Ebenfalls aus England kam die Solistin, die Sopranistin Philippa Hyde, die mit ihrer Stimme beeindruckte. Aufgeführt wurde – nachdem die geplanten Grußworte durch einen einsetzenden Regenschauer ins Wasser gefallen waren – Händels Wassermusik! Die ebenfalls von Georg Friedrich Händel als „Freiluftmusik“ komponierte Feuerwerksmusik, die 1749 in London uraufgeführt wurde, war in ihrer hier zu hörenden Interpretation Höhepunkt und Abschluss eines besonderen Tages. Perfekt war der letzte Satz der Sinfonie mit der Choreografie eines Feuerwerks kombiniert. Es wurde vom Gelände des früheren Kurhauses abgeschossen. Zuschauer und Zuhörer, die dieses Konzert erlebt haben, sprachen von einem unvergesslich romantischen Abend.

Bereits nachmittags hatte das am Stadtstrand veranstaltete Fahrrad- und Radrennfest viele Besucher angelockt. Das Rennen, das für einen gesunden und aktiven Lebensstil werben sollte, startete in Wilkassen.

Die Ehrengäste der Stadt waren zu einer Schiffsfahrt auf den Masurischen Seen, zu einem geführten Spaziergang durch die Stadt – mit Besuch der Aussichtsplattform des Wasserturmes – und zu einem regionalen Abendessen im Schlosshotel St. Bruno eingeladen worden. Mit einer siebenköpfigen Delegation war der Saalekreis besonders stark vertreten. Die Kreisgemeinschaft Lötzen war durch ihren Vorsitzenden, Dieter Eichler, vertreten, der extra per Bahn angereist war. Weitere Ehrengäste kamen aus Lötzens Partnerstädten Alanya (Türkei), Dubno (Ukraine), Trakai und Varena (Litauen) sowie Starachowice (Woi­wodschaft Heiligkreuz). Alle wünschten der Stadt, ihren Bewohnern und ihrer Verwaltung ein „weiter so auf diesem guten Weg“. Ute Eichler/PAZ