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24.08.13 / Zeugnis der Erosion / Verleger erlebt beim Versuch, Geert Wilder zu publizieren, Abenteuerliches

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-13 vom 24. August 2013

Zeugnis der Erosion
Verleger erlebt beim Versuch, Geert Wilder zu publizieren, Abenteuerliches

Der niederländische Politiker Geert Wilders wird hierzulande allgemein als Rechtspopulist, Islamhasser, geistiger Brandstifter und Schlimmeres diffamiert. Wer sich anschickt, eine deutsche Ausgabe von dessen Buch „Marked for Death“ zu verlegen, muss sich daher auf heftigen Widerstand gefasst machen. Diesbezüglich hat sich auch Hansjoachim Bernt, Geschäftsführer des hauptsächlich auf Science-Fiction-Literatur spezialisierten HJB-Verlags in Radolfzell, keinen Illusionen hingegeben. Was er dann aber an Anfeindungen und Absurditäten über sich ergehen lassen musste, übertraf selbst seine schlimmsten Befürchtungen.

In seinem Buch „Von einem der auszog, Geert Wilders zu verlegen“ dokumentiert Bernt in chronologischer Ordnung die bisweilen sogar existenzbedrohende Feindseligkeit, die ihm von unterschiedlicher Seite entgegengebracht wurde. Bernt bekommt Besuch vom Staatsschutz, das Gebäude, in dem sein Verlag Mieter ist, wird in die Liste der „gefährdeten Objekte“ aufgenommen, die Polizei verbreitet per Flugblatt in der Nachbarschaft Angst vor „unkontrollierbaren Reaktionen“, der Vermieter kündigt dem Verlag seine Geschäftsräume, die Stadtvertreter protestieren in einem offenen Brief gegen die geplante Buchveröffentlichung, die Lokalpresse fordert aus Gründen der „Hygiene“ Bernts Vertreibung aus Radolfzell und sein Postfach füllt sich mit Schmähungen und sogar mit Todesdrohungen, die für die Staatsanwaltschaft erwartungsgemäß kein Grund zum Handeln sind.

Bernt belässt es nicht bei der bloßen Schilderung seiner Erlebnisse. Damit kein Zweifel an deren Wahrheitsgehalt aufkommt, gibt er zahlreiche Dokumente im Faksimile wieder. Allein deren Lektüre macht den Leser fassungslos. Das, was Bernt widerfahren ist, ist so unglaublich und absurd, dass man glauben könnte, eine Satire in Händen zu halten. Aber das alles ist traurige Realität und gibt wahrlich keinen Anlass zum Schmunzeln. Die Dokumentation ist ein Zeugnis der Erosion des Grundrechts der Meinungsfreiheit und damit der Demokratie in Deutschland. Aber ganz ohne Ironie ist die Geschichte dann doch nicht. Denn am Ende ist Wilders’ Buch gar nicht erschienen, weil sich Verleger und Autor „nicht auf eine nach deutschem Recht vertretbare deutsche Ausgabe einigen konnten“. Jan Heitmann

Hansjoachim Bernt: „Von einem der auszog, Geert Wilders zu verlegen“, HJB Verlag, Radolfzell 2013, broschiert, 176 Seiten, 12,90 Euro


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