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31.08.13 / Kaum noch »aus deutschen Landen« / Immer mehr Agrarflächen im Ausland werden für die Erzeugung »deutscher« Ernährungsgüter genutzt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-13 vom 31. August 2013

Kaum noch »aus deutschen Landen«
Immer mehr Agrarflächen im Ausland werden für die Erzeugung »deutscher« Ernährungsgüter genutzt

Unsere Nahrungsmittel kommen immer seltener aus heimischer Produktion. Um die in Deutschland lebenden Menschen zu versorgen, werden mit steigender Tendenz Flächen im Ausland belegt. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat für diese Entwicklung zwei Ursachen ausgemacht: die Nutzung inländischer Flächen für den Export und den Anbau von Energiepflanzen.

Seit 1961 ist die Agrarfläche in der Bundesrepublik stetig gesunken, von 19,3 auf 16,8 Millionen Hektar im Jahr 2010. Dennoch ist die Landwirtschaft immer noch die Hauptnutzungsart der Bodenfläche und beanspruchte 2010 knapp 52,5 Prozent an der Gesamtfläche in der Bundesrepublik. Laut Statistischem Bundesamt werden vermehrt Agrarflächen im Ausland für die Herstellung von nach Deutschland importierten Ernährungsgütern beansprucht. Das schließt sowohl Rohstoffe als auch Fertigerzeugnisse ein, die dann hier entweder konsumiert oder für die Ausfuhr weiterverarbeitet werden. Nach den Berechnungen des Bundesamtes gab es im Ausland von 2000 bis 2010 einen Anstieg um 38 Prozent auf 18,2 Millionen Hektar. Davon nutzten die deutschen Produzenten 13,1 Millionen Hektar für die heimische Versorgung und 5,1 Millionen Hektar für den weiteren Außenhandel. Umgekehrt ist im gleichen Zeitraum die inländische Fläche für Ernährungszwecke um fünf Prozent auf 14,7 Millionen Hektar zurückgegangen, bei einer landwirtschaftlich genutzten Gesamtfläche von 16,8 Millionen Hektar. Davon wurden lediglich knapp sieben Millionen Hektar auch tatsächlich für den Eigenbedarf genutzt, das heißt, die Landwirtschaft produzierte verstärkt für den Export und weniger für den heimischen Markt.

Als ein Ergebnis seiner Untersuchungen stellte das Statistische Bundesamt fest, dass die benötigte Fläche, um die Deutschen ausreichend mit Agrarprodukten für Ernährungszwecke versorgen zu können, 2010 bei insgesamt 20,1 Millionen Hektar lag. Da aber für diesen Zweck nur sieben Millionen im Inland lagen, lag der überwiegende Teil für die heimische Versorgung mit 13,1 Millionen Hektar im Ausland. Dass nicht alle heimischen Produzenten für den hiesigen Bedarf arbeiten, liegt an der Export- und Importstruktur. So hat der Export deutscher Ernährungsgüter in den betrachteten Jahren stark zugelegt. Für deren Herstellung wurden zuletzt 12,7 Millionen Hektar benötigt, was einem Zuwachs von 36 Prozent innerhalb eines Jahrzehnts entspricht. Auf das Inland entfielen davon 7,7 Millionen Hektar und auf das Ausland 5,1 Millionen Hektar.

Auch wertmäßig unterscheiden sich die Exporte und Importe. Während 2010 in der Ernährungswirtschaft Güter im Wert von 63 Milliarden Euro eingeführt wurden, lag die Ausfuhr bei 53 Milliarden Euro. Ein Defizit ergab sich bei den Nahrungsmitteln pflanzlichen Ur-sprungs in Höhe von elf Milliarden Euro, während bei den Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs ein Exportüberschuss von 1,8 Milliarden Euro erwirtschaftet wurde. Hinter diesen Zahlen verbirgt sich eine besondere Entwicklung, denn Fleisch, Wurst, Milch, Eier und andere tierische Produkte werden für den weiteren Export in erhöhtem Maße mit importierten Futtermitteln erzeugt. Dabei handelt es sich vor allem um Kraftfutter, wie etwa Soja, das zur Mast von Schweinen, Rindern und Geflügel verwendet wird. Seit dem Jahr 2000 haben im Aus- und im Inland die landwirtschaftlichen Flächen für diesen Zweck um 80 Prozent zugenommen. Bei den ausgeführten Agrar- und Ernährungsgütern handelte es sich also um hochverarbeitete Erzeugnisse, während unverarbeitete Agrarerzeugnisse wie Getreide, Kartoffeln, Obst und Gemüse lediglich einen Anteil von zehn Prozent an den Exporten hatten. Gehandelt wird vor allem mit den Mitgliedstaaten der EU. Die Niederlande sind wichtigster Lieferant und zugleich Abnehmer. Mit einem Anteil von 17,4 Prozent an den deutschen Agrarexporten waren sie der größte Abnehmer, danach folgten Italien und Frankreich.

In den letzten zehn Jahren sind die Flächen im Inland für den eigenen Verbrauch von Ernährungsgütern wegen der zunehmenden Flächenbelegung für Exportgüter gesunken. Einen weiteren Grund stellt die Belegung mit Energiepflanzen dar. Beanspruchten Energiepflanzen im Jahr 2000 rund 452000 Hektar in Deutschland, waren es 2010 schon 1,6 Millionen Hektar, mit steigender Tendenz. Nach Erhebungen der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz beruht das Wachstum vor allem auf dem erneut gestiegenen Anbau von Biogaskulturen. Die Zunahme der Anbaufläche für Industriepflanzen ist laut FNR auch auf Änderungen der statistischen Zuordnung, zum Teil aber auch auf Anbauflächenerweiterungen bei Arznei- und Färbe­pflanzen und auf eine stärkere Nutzung von Industriezucker zurückzuführen.

Als Fazit seiner Forschungsarbeit stellte das Statistische Bundesamt eine gestiegene Abhängigkeit Deutschlands bei Ernährungsgütern vom Ausland fest. Bezogen auf die Flächenbelegung erhöhten sich die Nettoimporte von 3,8 Millionen Hektar im Jahr 2000 auf 5,5 Millionen Hektar im Jahr 2010. Ulrich Blode


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