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31.08.13 / Alternative Nordostpassage / China schickt ersten Frachter durch die Arktis nach Rotterdam

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-13 vom 31. August 2013

Alternative Nordostpassage
China schickt ersten Frachter durch die Arktis nach Rotterdam

Anfang August startete der Frachter „Yong Sheng“ der chinesischen Cosco-Reederei mit einer Tragfähigkeit von 19 Kilotonnen von Dalian mit Ziel Rotterdam durch die Arktis. Das Schiff wird am 11. September in Rotterdam erwartet, 13 Tage eher, als wenn es die bislang übliche Route über den Suezkanal und das Mittelmeer genommen hätte. Zum einen machen die Klimaveränderung und damit die längere Eisfreiheit der Strecke entlang der russischen Küste die Abkürzung möglich, zum anderen aber auch das Entgegenkommen Russlands und der übrigen Anrainerstaaten.

Zwar ist die Arktis nur im Sommer befahrbar und teure Eisbrecher sind notwendig, um die Nordostpassage ganz eisfrei zu halten, dennoch deutet die gestiegene Anzahl von Genehmigungen − 2010 waren es vier, in diesem Jahr sind es schon 372 − auf eine wachsende Bedeutung der Passage als Handelsweg hin.

China zeigt ein besonders großes Interesse an der Arktis, nicht umsonst hatte das Land sich im Mai den Status eines ständigen Beobachters im Arktischen Rat, dem acht Anrainer angehören, gesichert. Denn neben der Nutzung des Handelswegs für Transporte entlang der russischen Grenzlinie verfolgen die Chinesen ein weit größeres Ziel: Sie planen, die Öl- und Erdgasvorkommen in der Arktis zu erschließen. Seit einiger Zeit führt der halbstaatliche chinesische Mineralölkonzern CNOOC Gespräche mit Island über die Gewinnung von Erdöl und Erdgas im nördlichen Eismeer. Nachdem isländische Behörden von ihrem Unternehmen Eykon Energy gefordert hatten, einen internationalen Partner für die Lizenzbeantragung zu finden, könnte bereits in diesem Herbst die Berechtigung für die Erschließung mit chinesischer Beteiligung erteilt werden.

Ein lukratives Geschäft für Peking, denn Geologen schätzen, dass die arktischen Ölvorkommen 100 Millionen Tonnen überschreiten. Die Erdgasreserven machen ein Drittel der weltweiten Vorräte aus.

Europa bereitet sich auf chinesische Arktisfrachter vor: Island baut mit deutscher Unterstützung einen Hafen an seiner Nordostküste, Schottland plant einen speziellen Hafen für Arktisfrachter als Zwischenstation für ihre Weiterfahrt zu den Umschlagplätzen Rotterdam, Le Havre, Liverpool und London. Für China ist Europa ein wichtiger Handelspartnert. Seit einiger Zeit schon verhandeln die Chinesen mit Skandinavien über die Errichtung von Polarstationen. Auf Spitzbergen hat Peking von Norwegen Land für eine Basis gepachtet und der einzige chinesische Eisbrecher wurde bei Expeditionen in die Arktis eingesetzt.

Russische Experten mahnen zur Eile, die Beziehungen zu China zu festigen und mit gemeinsamen Projekten am zu erwarteten Gewinn zu partizipieren. Russland könne beim Bau gemeinsamer Polarstationen mitwirken und Ausrüstung für Polarschiffe liefern sowie Material, das bei Grabungen benötigt wird, vor allem Kohlenwasserstoff. Erste Gespräche zwischen den Präsidenten Xi Jinping und Wladimir Putin über die Ölvorkommen in der Barentssee haben bereits stattgefunden. Manuela Rosenthal-Kappi


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