© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-13 vom 31. August 2013

Verantwortungslos
von Jan Heitmann

Aus den Augen, aus dem Sinn. Das scheinen sich deutsche Jugendämter zu denken, wenn sie verhaltensauffällige und kriminelle Jugendliche in „erlebnispädagogische Einrichtungen“ in Rumänien abschieben, wo sie dann einfach vergessen werden. Seit dem Ende des Ceausescu-Regimes vor bald 25 Jahren flimmern regelmäßig Berichte über den Bildschirm, in denen das unbeschreibliche Elend in rumänischen Weisenhäusern und Jugendeinrichtungen gezeigt wird. Was hier zu sehen ist, erinnert eher an Lagerhaft als an fürsorgliche Unterbringung und pädagogische Betreuung. Kuscheljustiz gegenüber jugendlichen Straftätern und die „Belohnung“ mit Abenteuerreisen hat sich als Irrweg erwiesen. Sie nun aber ausgerechnet nach Rumänien zu schicken, wo sie entrechtet, erniedrigt und ausgebeutet werden, ist nicht nur verantwortungslos, sondern auch noch schäbig.

Nicht minder schäbig ist die Art und Weise, wie private Jugendhilfeorganisationen auf ihrem Rücken Kasse machen. Sie sammeln Spenden, die ihnen in gutem Glauben, dass sie sich um ihre Schützlinge verantwortungsvoll kümmern würden, gegeben werden. Doch statt diesen eine faire Chance auf Besserung zu geben, liefern sie sie, ohne sich um sie zu kümmern, schutzlos einem menschenverachtenden Milieu aus, das mit unserem Verständnis von Erziehung oder angemessener Bestrafung nicht in Einklang zu bringen ist. Dafür kassieren sie von den Behörden für jeden Probanden tausende von Euro, von denen sie das meiste auch noch in die eigene Tasche stecken. Das führt den Jugendhilfegedanken nicht nur ad absurdum, sondern geradezu ins Perverse.