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31.08.13 / Frommes Gezwitscher / Heidelberger Doppelausstellung über die »Macht des Glaubens«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-13 vom 31. August 2013

Frommes Gezwitscher
Heidelberger Doppelausstellung über die »Macht des Glaubens«

Eine historisch-kulturgeschichtliche Doppelausstellung sorgt derzeit in Heidelberg für Furore. Die Schau „Macht des Glaubens“ zum Jubiläum „450 Jahre Heidelberger Katechismus“ hat sich zum Publukumsrenner entwickelt und läuft im Kurpfälzischen Museum und im Heidelberger Schloss noch bis zum 15. September.

Im Kurpfälzischen Museum steht dabei ein kleines Büchlein im Format 12,4 mal 8,2 mal 1,8 Zentimeter im Mittelpunkt: der Katechismus der reformierten Kirche. In Gemälden und Grafiken lernt man die Heidelberger Kurfürsten kennen, angefangen bei Ottheinrich, der nur drei Jahre (1556–1559) regierte und das Luthertum einführte, bevor sein Nachfolger Friedrich III. den reformierten Glauben verfocht. Die Konfessionswechsel gingen weiter, denn der Winterkönig Friedrich V. wandte sich wieder dem lutherischen Glauben zu.

Der eng mit dem Namen Calvins verbundene Katechismus mit seinen 129 Fragen und Antworten steht jetzt im Mittelpunkt der Feierlichkeiten in Heidelberg und dem niederländischen Appeldoorn. Er wurde von Melanchthon-Schüler Zacharias Ursinus – der Dogmatikprofessor war an die Universität Heidelberg gekommen, um die reine Lehre wiederherzustellen – aus dem Geist des reformierten Protestantismus heraus geschrieben.

Diese wichtigste Bekenntnisschrift der reformierten Kirche hatte Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz (1515–1576), später „der Fromme“ genannt, als Unterrichts- und Gebetbuch in Kirche und Schule in Auftrag gegeben und dazu das Vorwort verfasst. Vom Erscheinen des Katechismus bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges galt Heidelberg mit seiner Universität als Zentrum des Calvinismus. Nachdem der Katechismus auf der Dordrechter Synode anerkannt worden war, breitete er sich bald über die ganze Welt aus.

Der zweite Teil der Ausstellung im Ottheinrichsbau des Schlosses, in dem „der Heidelberger“ seinerzeit in Auftrag gegeben wurde, rückt die dort vor Jahrhunderten residierenden Kurfürsten und ihre Politik in den Blick­punkt. Der Besucher erhält hier höfisch-politische Unterweisung anhand von Archivalien, Schriftstücken und zahlreichen weiteren Objekten sowie Einblicke in dynastische Zusammenhänge.

Das herausragendste Objekt ist allerdings das Schloss selbst, denn an diesem Ort besteht die Gelegenheit, die Herrscher der Kurpfalz näher kennenzulernen. Barthel Beheims Ottheinrich-Porträt steht dabei aufgrund seiner Bekanntheit im Mittelpunkt. Beachtung verdienen auch der illustrierte „Fürstenspiegel“ aus der Heidelberger Universitätsbibliothek oder die Prunkbibel Kurfürst Ludwigs VI., der wieder zum Luthertum zurückkehrte. Mehrere Abteilungen gelten dem höfischen Leben, zum Beispiel der mit attraktiven Instrumenten, Noten, Chorbüchern dokumentierten Musik am Heidelberger Hof, den Turnieren oder der Jagd.

Wer das gesamte Sehangebot wahrnehmen will, sollte viel Zeit mitbringen. Besonders attraktiv sind die reizvoll-mädchenhaften Porträts der blutjungen Elisabeth Stuart, Enkelin von Maria Stuart. Sie wurden erstmalig aus der Londoner National Gallery entliehen. Spektakulärster Gegenstand ist dabei die rekonstruierte Vogel-Kautz-Maschine von Salomon de Caus, dem legendären Schlossgarten-Architekten. Bei dieser 1615 entworfenen Konstruktion mit Wasserantrieb hört man die Vögel pfeifen. Heide Seele


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