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31.08.13 / Auf den Spuren der Königsberger Landwehr / Günter Hertel aus Kesselsdorf ist ihnen nachgegangen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-13 vom 31. August 2013

Auf den Spuren der Königsberger Landwehr
Günter Hertel aus Kesselsdorf ist ihnen nachgegangen

Wenn man solche Mitdenker und Mitforscher hat wie Herrn Professor Dr. Günter H. Hertel aus Kesselsdorf, dann macht das die Arbeit für unsere Familienseite erheblich leichter. Obgleich er mit Ostpreußen weder verwandt noch verschwägert ist, hat er unsere Heimat im Herzen – so sagt er selber. Nicht umsonst ist er Mitglied des Vorstands der Freunde Kants und Königsbergs e.V. Und so berichtet er uns viel Wissenswertes von seinen Reisen, die ihn immer wieder in das Land zwischen Weichsel und Memel führen. Auch in diesem Jahr war er bereits zweimal in seiner Wahlheimat Ostpreußen, und jedes Mal ist er mit „wunderbaren Eindrücken aus diesem einmaligen Land“ zurückgekehrt. So führte ihn die diesjährige Kantreise auch nach Insterburg, und bei dem Aufenthalt in der Stadt an der Angerapp fiel ihm unsere Ostpreußische Familie ein und die in Folge 33 veröffentlichte Frage nach dem Rechlin-Gemälde im Kneip­höfischen Rathaus in Königsberg, das die „Erstürmung des Grimmaischen Tores in Leipzig durch das Königsberger Landwehrbataillon“ zeigt. Zwar kann Herr Professor Hertel nicht mit einer Abbildung des Gemäldes oder weiterer Rechlin-Bilder dienen, wie er bedauert, aber ein Kontext könnte trotzdem interessant für unsere Leser sein. Denn er bezieht sich auf das 2007 aufgestellte russische Denkmal für den deutsch-baltischen Generalfeldmarschall des kaiserlich-russischen Heeres Michael Andreas Barclay de Tolly, das gegenüber dem Lenin-Denkmal steht – mit höherem Kopf und zu Pferde! Auf einer Bronzetafel sind in russischer Sprache seine Verdienste aufgeführt, die er ab 1789 in vielen Kämpfen des russischen Heeres erwarb, zuletzt „bei der Stadt Thorn und in den Schlachten von Dresden und Kulm, in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813, in der Eroberung von Paris 1814“. In Bezug auf die Völkerschlacht wird Barclay de Tolly die Ostpreußische Landwehr bei der Einnahme Leipzigs wohl geschätzt haben – so meint Professor Hertel. Und war nun entschlossen, den Spuren der großen Befreiungsschlacht nachzugehen, die sich jetzt zum 200. Mal jährt. Um dann in Leipzig auf die steinernen Dokumente jenes Ereignisses zu stoßen, das der Historienmaler Carl Rechlin in dem erwähnten Gemälde festgehalten hat, und diese für uns in Text und Bild festzuhalten.

Das Denkmal für die Ostpreußische Landwehr steht im Zentrum von Leipzig, nicht weit vom Gewandhaus, der Neuen Oper und der kürzlich wieder errichteten Universitätskirche. Auf der Texttafel neben dem Denkmal für den Kommandeur des 3. Bataillons im 3. Ostpreußischen Infanterie-Regiment vor dem Grassi-Museum ist vermerkt: „Denkmal für Carl Friedrich Friccius, Entwurf: Gustav Müller Leipzig, Ausführung Ernst Julius Einsiedel, Leipzig 1863“. Unter dem von einem Eichenkranz umrahmte Bronzeporträt des Kommandanten befindet sich die Inschrift: „Hier erstürmte die Königsberger Landwehr des Major Frisccius am 19. Okober 1813 das Äussere Grimmaische Thor.“ Dazu führt Professor Hertel folgende Information an: „Während der Befreiungskriege drang der Rechtsgelehrte Carl Friedrich Friccius (1779–1856) als Major und Kommandeur der Ostpreußischen Landwehr am 19. Oktober 1813 durch das Grimmaische Tor in die Stadt Leipzig ein. Unter dem von Hermann Schivelbein (1817–1867) modellierten Porträt-Medaillon Friccius’, das die Stadt Berlin im Jahre 1865 stiftete, und auf der Rückseite des Denkmals erinnern Inschriften an die Erstürmung. Das von der Stadt Leipzig anlässlich des 50. Jahrestages gestiftete Denkmal befand sich ursprünglich am Übergang der Dresdner Straße zum Johannisplatz, der Stelle des ehemaligen Grimmaischen Tores. 1927 wurde es an die Nordseite des Grassi-Museums versetzt. Die Bekrönung aus Eisenguss stellt ein Mörserwurfgeschoss umgeben von Kanonenkugeln dar.“

Die Stadt Königsberg hat also nicht zur Errichtung dieses Denkmals beigetragen, dafür erwarb sie das Rechlinsche Gemälde, das im Magistrats-Sitzungssaal des Kneiphöfischen Rathauses hing. Und ehrte 1813 posthum den Befreier mit der Benennung einer Straße nach ihm. Die Fricciusstraße verlief parallel der Schrötterstraße auf den Mittelhufen. Der in Stendal geborene Jurist und Militärschriftsteller übernahm in seiner aktiven Militärzeit im Juli 1813 die Führung der drei in Königsberg aufgestellten Landwehr-Bataillone, die zu einem selbständigen Regiment vereint wurden. Als Oberstleutnant ging er 1816 in seinen bürgerlichen Beruf zurück und verstarb 1856 in Berlin. So viel hier und heute zur Ergänzung der Informationen, für die wir Herrn Professor Dr. Hertel sehr herzlich danken. R.G.


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