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07.09.13 / Sein Kraftstoff bewegt Schiffe, Loks und Autos / Der deutsche Ingenieur und Erfinder Rudolf Diesel starb vor 100 Jahren unter bis heute ungeklärten Umständen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-13 vom 07. September 2013

Sein Kraftstoff bewegt Schiffe, Loks und Autos
Der deutsche Ingenieur und Erfinder Rudolf Diesel starb vor 100 Jahren unter bis heute ungeklärten Umständen

Rudolf Diesels Erfindung trug dazu bei, das Gesicht der gegenwärtigen Welt zu verändern. Mit dem von ihm entwickelten Motor werden neben Fahrzeugen auch Industrieanlagen betrieben – bis zu 25 Prozent effizienter als mit Benzinmotoren.

Als zweites Kind des Buchbinders Theodor Diesel und dessen Frau Elise kam Rudolf Diesel am 18. März 1858 zur Welt. Sein vollständiger Taufname lautete Rudolf Christian Karl. Die Familie lebte in Paris. Der Vater war von Augsburg dorthin gezogen, um Elise Strobel zu heiraten, die in Paris als Hausdame arbeitete. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie waren äußerst angespannt.

Aber ein Besuch der Weltausstellung, die 1867 in Paris stattfand, wurde von den Eltern ermöglicht. Vielleicht gab dieser Besuch, bei dem alle Welt von nichts anderem als von Dampfomnibussen, Elektrizität und Nicolaus Ottos Verbrennungsmotor sprach, den entscheidenden Anstoß für Diesels weiteren Lebensweg. Die Begeisterung des Jungen für die Welt der Technik spornte seinen Lerneifer an. Drei Jahre nach dem Besuch der Weltausstellung wurde er von der „Société Pour L’Instruction Elémentaire“ mit einer Bronzemedaille geehrt.

Nach dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges musste die Familie jedoch Paris verlassen. Sie zog nach London. Zwar besserten sich ihre wirtschaftlichen Verhältnisse dort nicht, aber für Rudolf Diesel öffnete dieser Umzug eine neue Welt. Hier konnte er das Science Museum besuchen und staunen. Da standen sie, die Originale und die Modelle der Dampfmaschinen von James Watt, Thomas Savery, Thomas Newcomen und Richard Trevithick, der Heißluftmotor von John Ericsson. Der junge Diesel war fasziniert.

Geplagt von ständiger Geldnot, gaben die Eltern Rudolf in die Obhut seines Onkels Christoph Barnickels. Der unterrichtete an der Gewerbeschule in Augsburg Mathematik. Er und seine Frau nahmen Rudolf für fünf Jahre als Pflegekind auf. Verständlich, dass der Junge auch die Gewerbeschule besuchte, an der der Onkel unterrichtete. Nach all diesen Einflüssen konnte es kaum verwundern, dass Rudolf Diesel sich entschloss, „Mechaniker“ zu werden, das entspricht dem „Ingenieur“. Die Ausbildung schloss er 1875 als Jahrgangsbester ab, um noch im selben Jahr ein Studium an der Technischen Hochschule in München aufzunehmen. Das Abschlussexamen absolvierte er 1880 mit Bravour – es war die beste Leistung seit Bestehen der Hochschule.

Alle Welt feierte und bestaunte die neuen Verbrennungsmotoren. Sie erst machten die Industrialisierung möglich. Nur war ihre Energieausbeute denkbar schlecht. Diesel beschäftigte sich mit diesem Thema. Er tüftelte an einem neuen Motor. Im Februar 1892 war es so weit: Diesel meldete beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin eine „neue rationelle Wärmekraftmaschine“ an.

In der damaligen Fachwelt galt Diesel zwar als brillanter Theoretiker, in der Praxis galten seine Überlegungen allerdings als undurchführbar. Diesel liefere einen „Triumph der Theorie“, mehr nicht, so die Kritik. Die für die Selbstzündung erforderlichen hohen Drücke seien nicht zu beherrschen. In der Tat stieß Diesel hier auf die größten Probleme. Ohne die Unterstützung des Generaldirektors des MAN-Vorläufers Maschinenfabrik Augsburg, Heinrich von Buz, wäre es möglicherweise bei der Theorie geblieben. Von Buz holte die Firma Friedrich Krupp mit ins Boot. Ab 1893 konnte Rudolf Diesel bei der Maschinenfabrik Augsburg an dem nach ihm benannten Motor arbeiten, von Buz zahlte ein stattliches Jahresgehalt von 30000 Mark. Bereits im Spätsommer des Jahres lief der erste Prototyp. Doch bis zur Serienreife war es noch ein weiter Weg. Dennoch wurden mit der Maschinenfabrik Augsburg und Krupp erste Lizenzverträge geschlossen, zahlreiche Lizenzen wurden an ausländische Unternehmen vergeben. 1897 war es dann dank tatkräftiger Unterstützung der Ingenieure der Maschinenfabrik Augsburg geschafft – der neue Motor lief mit dem beachtlichen Wirkungsgrad von 26,2 Prozent und war reif für die Serie. Allerdings waren so viele Veränderungen vorgenommen worden, dass dieser neue Motor mit dem ersten Patent Diesels nicht mehr viel zu tun hatte. Jahrelang überschatteten Patentprozesse das Leben des Erfinders. 1898 war Diesel am Ende seiner Kraft, er erlitt einen Nervenzusammenbruch und wurde in eine Heilanstalt eingewiesen.

Die angegriffene Gesundheit belastete Diesel bis an sein Lebensende – trotz seiner großen Erfolge: 1898 Bau der ersten Dieselmotoren in den USA, 1900 Gründung der Diesel Engine Company in England, Grand Prix auf der Weltausstellung in Paris, 1903 Fahrt auf dem ersten von einem Diesel getriebenen Schiff, einem französischen Kanalboot, 1908 erste kleinere Diesel in Lastwagen und Bau der ersten Diesel-Lokomotive, 1910 Einbau in größere Schiffe und U-Boote, 1912 Stapellauf der „Seelandia“ in Kopenhagen, des ersten hochseegängigen Motorschiffes.

Die 1898 gegründete Dieselmotorenfabrik Augsburg musste 1911 ihre Pforten schließen. Dafür feierte Rudolf Diesel in Amerika große Erfolge. Zweimal besuchte er die Vereinigten Staaten. Ein bereits 1897 abgeschlossener Lizenzvertrag mit Adolphus Busch, dem größten Bierbrauer der USA, war Keimzelle für die Busch-Sulzer Brothers Diesel Engine Company. Diesel erhielt eine Einladung zur Weltausstellung 1915 in San Franzisco. Trotz latenter gesundheitlicher Probleme ging es ihm gut. Er hatte es geschafft. Seine Lizenzen hatten ihn zum Millionär gemacht.

Um an einem Treffen der „Consolidated Diesel Manufacturing“ teilzunehmen und in Ipswich eine neue Maschinenfabrik zu eröffnen, ging er am 29. September 1913 in Antwerpen an Bord des Postdampfers „Dresden“ mit dem Ziel Harwich. Dort sollte er jedoch nie ankommen. Auf der Überfahrt ereilte ihn der Tod.

War es Mord? Die Umstände des Todes des Erfinders Rudolf Diesel vor 100 Jahren sind bis heute ungeklärt. Fest steht: Rudolf Diesel kam während der Überfahrt auf dem Ärmelkanal ums Leben. Sein Leichnam wurde zwei Wochen nach seinem Verschwinden von Bord des Schiffes im Meer entdeckt. War er das Opfer eines Unfalls? Oder aber, wie andere Theorien behaupten, das Opfer eines politischen Mordes? Das Ende des großen Erfinders des Dieselmotors bleibt weiter rätselhaft. Klaus J. Groth


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