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07.09.13 / Gottesdienst in historischer Umgebung / Deutsche und Polen feierten gemeinsames Kirchspieltreffen in Sorquitten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-13 vom 07. September 2013

Gottesdienst in historischer Umgebung
Deutsche und Polen feierten gemeinsames Kirchspieltreffen in Sorquitten

Zum dritten Mal fand in Sorquitten ein außerordentliches Heimattreffen statt. Um 10 Uhr war die Kirche bis auf die letzten Bankreihen besetzt. Die gottesdienstliche Gemeinde setzte sich aus angereisten Heimatvertriebenen, dort verbliebenen Deutschen sowie weiteren Gemeindemitgliedern zusammen.

Das kunstvoll gespielte Orgelpräludium erfüllte den sakralen Raum, als Ortspfarrer Krzysztof Mutschmann, der in den 60er Jahren in Bischofsburg amtierende und heute in der Bundesrepublik lebende Pfarrer Lucjan Steinhagen sowie der aus dem Kirchspiel Sorquitten stammende Pfarrer Manfred Buchholz sich im Altarraum platzierten. Den liturgischen Teil sowie die sonntäglichen Lesungen führten die beiden Erstgenannten in Polnisch und Deutsch aus. In seiner Predigt wand sich Pfarrer Buchholz in deutscher Sprache an die Zuhörer. Wichtige Fragmente seiner Ausführungen übersetzte er anschließend ins Polnische.

In seiner Predigt über 5. Mose 32, 1–7 ging Buchholz auf die durch Mose an uns ergehende Aufforderung ein: „Gedenke der vorigen Zeit! Betrachtet die Zeit der vergangenen Geschlechter!“ Er erinnerte an den Akt der Taufe unter dem ehrwürdigen Taufengel. Er stellte die Frage in die gottesdienstliche Runde: „Wem haben wir es zu verdanken, dass wir in dieser schönen, nun auch von außen sehenswerten Kirche unseren gemeinsamen Gottesdienst feiern können?“ Der Dank erging zunächst an Pfarrstelleninhaber Mutschmann. Eingehend bekundete der Redner: „Zu verdanken haben wir unsere gottesdienstliche Feier vor allem unseren Vorfahren, den Menschen, deren Heimat diese Region einmal gewesen ist. Evangelische Christen, die voller Ergebenheit an Gott glaubten, unsere Eltern und Großeltern, also unsere Ahnen, die Gott vertrauten, errichteten diese Kirche, um nach dem Motto des Predigttextes darin zu feiern: ,Denn des Herrn Namen ruf ich aus: Gebt unserem Gott die Ehre!‘“

Buchholz erinnerte an die Flucht vor der sowjetischen Armee. Auch der vor einem Jahr in Polen präsentierte Film „Róza“ zeige die Untaten der zugewanderten polnischen Bevölkerung gegenüber den dort bis zu 60 Prozent verbliebenen Deutschen.

Das Orgelspiel wurde dargeboten durch den aus Sandlack bei Bartenstein stammenden Komponisten und Kirchenmusiker Oskar Blarr, der in Düsseldorf wohnt. Der Sorquitter Kirchenchor gab mit seinen Liedern sein Bestes zur Gestaltung der kirchlichen Feierstunde.

Während des Aufenthalts bekundeten die Heimatfreunde ihre Begeisterung über die gemeinsame Feier in der Kirche und werteten sie als ein einmaliges Erlebnis. Während einer kurzen Pause wurde das neu hergerichtete evangelische Jugendzentrum unter Führung des Ortspfarrers und der Pfarrfrau besichtigt. Zur Kaffeezeit referierte Blarr über den Zustand der Orgeln Ostpreußens, besonders in Masuren und im Ermland. Höchst interessiert verfolgten die Zuhörer die Ausführungen Blarrs über die 1876 erbaute Sorquitter Sauerorgel. „Gravuren von Hinterbliebenen des Ersten Weltkrieges sind auf den Orgelpfeifen angebracht. Durch den Mund der Pfeifen klingt das Gedächtnis der Toten weiter“, sagte der Referent. Er werde in Kürze eine Compact Disc mit Klängen der Sorquitter Orgel aufnehmen. Die Orgelmusik dieser CD soll durch das Geläute der Sorquitter Glocken umrahmt werden.

Das Treffen endete am späten Nachmittag mit dem Wunsch, es möge nicht die letzte Begegnung der Heimatfreunde zwischen den Sorquittern hier und den Sorquittern dort gewesen sein. Bereichert durch die Reise nach Sorquitten und die Begegnung zum Kirchspieltreffen kehrten die Teilnehmer mit vielen neuen Eindrücken und einem bleibenden Erlebnis in die Bundesrepublik zurück. M.B.


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