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07.09.13 / Dramatischer Anstieg / Wilderei erlebt neuen Aufschwung – Im Namen der Gesundheit werden jährlich Zehntausende Tiere erlegt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-13 vom 07. September 2013

Dramatischer Anstieg
Wilderei erlebt neuen Aufschwung – Im Namen der Gesundheit werden jährlich Zehntausende Tiere erlegt

Zehntausende von Elefanten, Tausende Nashörner, Tiger und Affen werden jährlich abgeschlachtet. Der Handel (etwa mit Elfenbein) umfasst ein Volumen von etwa acht Milliarden Euro pro Jahr. Illegaler Pflanzenschmuggel und ähnliche Verbrechen an die Natur hinzugerechnet, sind es mehr als 14 Milliarden Euro. Das berichtet der im Dezember 2012 von der Deutschen Botschaft in New York publizierte Dalberg Report.

Wilderei gehört auf den drei Kontinenten Afrika, Südamerika und Asien inzwischen neben Drogen- und Waffenhandel zu den gewinnträchtigsten Sparten der organisierten Kriminalität. 2013 soll nach dem Willen des World Wildlife Funds (WWF) ein verstärkter Kampf gegen die international organisierten Banden beginnen. Allerdings sind die Aussichten keineswegs rosig, da oft die Mittel fehlen und die Areale sehr groß sind. Zudem fordert der WWF die Verschärfung der oft milden Strafen und die Einstufung der Delikte als Schwerkriminalität. Solange indes die Nachfrage hoch bleibt, animiert der Lockruf des Dollars die Wilderer. Trotz schärfster Kontrollmaßnahmen tauchten beispielsweise in Benin auch dieses Jahr wieder geschnitzte Elefantenzähne in den Boutiquen der Hotels auf.

Vor der Weltöffentlichkeit verborgen, tobt ein geradezu kriegerischer Konflikt. International vernetzte Syndikate kontrollieren den Handel. Die Gewinne werden oft zur Finanzierung bewaffneter Auseinandersetzungen und terroristischer Aktivitäten verwendet. So jagten sudanesische Rebellengruppen Elefanten sogar mit Panzerfäusten und Granaten auch in Kenia und im benachbarten Tschad. Wildhüter machten in einem halben Jahr 20000 Drahtschlingen ausfindig. Sie versorgen den sogenannten Bushfleisch-Handel mit Wildfleisch jeder Art. Zu den Beutetieren gehören auch Affen, deren Fleisch von den afrikanischen Eingeborenen sehr geschätzt wird. Auch in Südamerikas Regenwäldern fallen viele Tiere den Wilderern zum Opfer. Einige Bestände gelten bereits als bedroht. So landen allein im Amazonasgebiet jährlich 5,4 Millionen Kapuziner-, Woll-, Brüll- und Klammeraffen in Kochtöpfen oder Tierhandlungen.

„Blutige Feiertage in Savannen und Regenwald“, sagt die Organisation voraus, denn zum Jahreswechsel beginnt in den Tropen die Hochsaison für Wilderer. Trotz aller Schutzmaßnahmen nimmt das Wüten geldgieriger Schützen, aber auch vom Hunger geplagter Eingeborenen von Jahr zu Jahr zu. Allein im südlichen Afrika wurden 2012 bislang über 600 Nashörner und 10000 Elefanten erlegt und ihres Elfenbeins beraubt, um die Nachfrage aus Asien zu befriedigen. Im Jahr 2007 war es gerade mal ein Nashorn pro Monat.

In Kenia sank die Elefantenpopulation in vier Jahren um über 1000 Tiere. In den 1960er Jahren durchstreiften gut 35000 Dickhäuter die Tsavo-Nationalparks, jetzt sind es nur noch 6000. Im Norden Kameruns fielen allein im Frühjahr 2012 rund 400 Elefanten den Wilderern zum Opfer. Immer häufiger kommt es sogar zu blutigen Gefechten der schwer bewaffneten Wildererbanden mit staatlich eingesetzten Wildhütern oder dem Militär.

Allein 2011 wurden fast 40 Tonnen Elfenbein beschlagnahmt. Das entspricht den Stoßzähnen von 4000 Elefanten. Weit mehr gelangt in den internationalen Handel vor allem mit China. Nashornpulver, das angeblich die Potenz steigern soll, wird dort mit Gold aufgewogen. Ein Kilo bringt zwischen 20000 und 45000 Euro und ist wie Gold, Platin oder Diamanten ähnlich begehrt.

Der WWF fordert deshalb von Staaten wie der Bundesrepublik mehr finanzielle Hilfe bei der Austrocknung der Märkte, etwa wie jetzt durch Drohnenüberwachung der Savannen in Kenia – angesichts der für die Finanzkrise benötigten Summen ein frommer Wunsch, da die Finanzkrise Europa noch immer im Griff hat. „Diese Verbrechen“, sagt David Higgins von Interpol, „sind verantwortlich für Korruption, Betrug, Geldwäsche und Gewalt.“

Von der Ausrottung bedroht sind auch die Gorillas im Ost-Kongo, in Uganda und Ruanda, der zentralafrikanische Waldelefant, das Nilpferd im Kongo, der Sumatra Tiger in Indonesien, das Spitzmaulnashorn im östlichen und südlichen Afrika, der Jaguar in Mittel- und Südamerika, Bären in Europa sowie der südchinesische-Tiger (Verwendung in Arzneien der chinesischen Medizin). Ausgestorben sind bereits der Java-, der Bali- und der Kaspische Tiger. Joachim Feyerabend


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