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07.09.13 / Der Dänen keineswegs vergessene Krieg / Während die Deutschen sich an die Auseinandersetzungen von 1864 kaum erinnern, prägten sie das dänische Deutschenbild

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-13 vom 07. September 2013

Der von Dänen keineswegs vergessene Krieg
Während die Deutschen sich an die Auseinandersetzungen von 1864 kaum erinnern, prägten sie das dänische Deutschenbild

Auf dem Wege zu einem modernen deutschen Nationalstaat, der die Zerstückelung nach dem Dreißigjährigen Krieg und dem Ende des Alten Reiches durch Napoleon überwand, lagen drei Kriege: 1864 der Deutsch-Dänische Krieg, zwei Jahre später die Auseinandersetzung zwischen Preußen und Österreich und schließlich der Deutsch-Französische Krieg 1870/71, während dem das Deutsche Reich gegründet wurde. Der Ares-Verlag in Graz hat nun den dritten und damit die Reihe abschließenden Band über diese nicht nur für Deutschland, sondern für Europa wesentlichen Kriege herausgebracht; er ist dem Deutsch-Dänischen Krieg gewidmet, entspricht dem neuesten wissenschaftlichen Stand und befasst sich nicht nur mit dem Verlauf der Kampfhandlungen, sondern auch mit der Vorgeschichte und den Nachwirkungen, die bis heute reichen. Während in der Bundesrepublik Deutschland die jahrzehntelangen Bemühungen, die Deutschen von ihrer Geschichte und damit von ihren Traditionen abzuschneiden, dazu geführt haben, dass die drei Kriege aus dem Bewusstsein vor allem der jüngeren Deutschen weitgehend verschwunden sind, sind die Ereignisse in Dänemark und Österreich durchaus noch im kollektiven Gedächtnis vorhanden – ja, bei unseren nördlichen Nachbarn haben sie weitgehend das Bild Deutschlands geprägt, mehr sogar, wie die Autoren des Buches schreiben, als der deutsche Einmarsch 1940, was Kenner des Landes durchaus bestätigen.

Es ging bei dem Krieg nicht nur um die Durchsetzung internationaler Verträge – Dänemark hatte sich im Londoner Protokoll nach der Niederschlagung der schleswig-holsteinischen Erhebung 1848 verpflichtet, sich das Herzogtum Schleswig nicht einzuverleiben, tat es aber trotzdem, was vom Deutschen Bund mit der Bundesexekutive beantwortet wurde –, sondern auch um die Vorherrschaft bei der deutschen Einigung: Preußen oder Österreich. Dänemarks Handeln, das zum Kriegsausbruch führte, war von Leichtfertigkeit und Verkennung der wahren Kräfteverhältnisse gekennzeichnet. Preußen wie Österreich waren militärisch weit überlegen. Ihre Rüstung entsprach, im Gegensatz zur veralteten dänischen, der modernen Entwicklung (Zündnadelgewehr gegen Vorderlader), der Bildungsstand der preußischen Soldaten, vor allem des Unteroffizierskorps, lag weit höher als der der dänischen. So konnten schon nach einem Monat österreichische Truppen bei Oeversee südlich von Flensburg die dänische Nachhut schlagen, während die Preußen, die den Weg durch den östlichen Teil des Landes nahmen, vor Sonderburg bei den Befestigungsanlagen der Düppeler Schanzen auf die dänische Hauptmacht trafen.

Als nach vierteljähriger Vorbereitung am 18. April 1864 die preußischen Kompanien unter den Klängen der Musikkorps unter der Leitung von Gottfried Piefke zum Sturm auf die Schanzen antraten, hatten sie die Befestigungen trotz teilweise tapferer Gegenwehr nach drei Stunden genommen. 263 Preußen waren gefallen, während die dänische Armee 898 Tote sowie 2870 Gefangene verlor, unter ihnen viele Schleswig-Holsteiner, die jede Gelegenheit zum Überlaufen nutzten. Die österreichischen Truppen hatten inzwischen fast ganz Jütland besetzt. In den folgenden Friedensverhandlungen musste Dänemark auf die deutschen Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg verzichten, die in preußisch-österreichische Verwaltung übergingen.

Dänemark hatte seine Stellung als beherrschende Ostseemacht verloren, was viele Dänen nicht verschmerzen wollten und den Deutschen nachtrugen. Erst in der jüngsten Vergangenheit scheint sich ein Wandel anzubahnen, der sicherlich noch befördert werden könnte, wenn von diesem sachlichen und materialreichen Buch der deutschen Autoren Jan Ganschow, Olaf Haselhorst und Maik Ohnezeit in Dänemark eine Übersetzung erschiene. Es hat zudem den Vorteil, dass es zwar wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, es aber im Gegensatz zu manchen anderen historischen deutschen Büchern trotzdem auch von Nichtwissenschaftlern gut gelesen werden kann. H.-J. von Leesen

Jan Ganschow, Olaf Haselhorst, Maik Ohnezeit: „Der Deutsch-Dänische Krieg 1864. Vorgeschichte, Verlauf, Folgen“, Ares-Verlag, Graz 2013, geb., 336 Seiten, 29,90 Euro


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