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07.09.13 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel / Die lieben »Bürginnen« / Welche Botschaften im »TV-Duell« versteckt waren, wie Schokolade rassistisch wurde, und wo die Antisemiten zu suchen sind

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-13 vom 07. September 2013

Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Die lieben »Bürginnen« / Welche Botschaften im »TV-Duell« versteckt waren, wie Schokolade rassistisch wurde, und wo die Antisemiten zu suchen sind

Was fällt denen eigentlich ein, das heiß ersehnte „TV-Duell“ zwischen Merkel und Steinbrück für „langweilig“ zu erklären? Oder nichtssagend? Wer so redet, hat nicht richtig zugehört. Tief im endlosen Geschwafel versteckt schimmerten einige recht aufschlussreiche Andeutungen hervor. Ganz heikle Kuckuckseier, die wir vermutlich erst zum nächsten Osterfest in einem halben Jahr entdecken sollen.

Der SPD-Kandidat möchte „Aufbruch statt Kreisverkehr“! Und wohin will er? In ein „weltoffeneres, toleranteres, friedfertigeres Land“ in dem „Maß und Mitte“ herrschen. Das wollen nämlich auch die „Bürgerinnen und Bürger“, die er auf seinen „Reisen nach Ost und West, Nord und Süd gesprochen“ habe.

Klingt doch alles ganz harmlos, oder? Ja, aber nur auf den ersten Blick. Steinbrück nuschelte das Wort „Bürgerinnen“ immer so, dass es klang wie „Bürginnen“. Schien da die Wahrheit durch? Müssen wir schon wieder für irgendwas bürgen? Steinbrück bestreitet: „Ich will, dass Sparer nicht haften für Banken und ihre Finanzzockerei, dafür stehe ich!“ Ach ja? Gerade die SPD ringt wie ein gieriger Löwe dafür, dass die Euro-Zone noch weiter zur „Haftungsgemeinschaft“ ausgebaut wird, als sie es ohnehin schon ist.

Klar, da sollen dann „die Banken“ haften, nicht wir – das gilt, wie der SPD-Kandidat sehr wohl weiß, aber nur für den ersten Durchgang. Wenn die Banken, wie schon heute fast unübersehbar, zum Bürgen zu pleite sind – wer muss dann einspringen? Eben: die „Bürginnen und Bürgen“, also wir.

Angela Merkel versteckte das faule Ei noch etwas geschickter: Immerzu sprach sie davon, „dass wir das nur gemeinsam schaffen können“, wobei sie das Wort „gemeinsam“ ganz besonders betonte. Außerdem wolle sie ein „Deutschland, dass Partner und Mittler ist in Europa“. Und welche Rechnungen kommen auf einen „Partner und Mittler in Europa“ zu, die wir dann „nur gemeinsam“ stemmen können? Bingo!

Zudem ist Frau Merkel für ein Deutschland, „in dem die Starken den Schwachen helfen“. Auch schon wieder eine Drohung für höhere Belastungen? Aber nicht doch, beschwichtigt die Kanzlerin: „Gewiss möchte ich nicht höhere Steuern und neue Belastungen.“ Schade, dass sie das gerade zu dem Zeitpunkt sagt, als die Deutschen erfahren, dass ihnen im nächsten Jahr eine weitere saftige Strompreiserhöhung ins Haus knallt, verursacht allein von der Politik. Das nagt an dem, was den Politikern so wichtig ist, an ihrer „Glaubwürdigkeit“.

Den Politikern ist das sehr peinlich, weshalb sie die Schuld an dem Ökostrom-Desaster hektisch im Kreis herumschieben: „Der war’s! Nein, der war’s!“ Viel lieber enteignen sie uns durch die Hintertür, wie die Beschäftigten und Betriebsrentner der Lufthansa erleben. Die Fluggesellschaft will ihre Betriebsrenten kürzen, weil sie für das angelegte Geld kaum noch Zinsen bekommt. Da geht es ihr wie etlichen Lebens- und Rentenversicherern. Die bestürmen gerade die Regierung, die Regeln zur Mindestverzinsung aufzuweichen.

Grund ist, dass die EZB wegen der Malaise in Südeuropa die Zinsen ins Bodenlose drücken musste, damit die Partner in der Euro-Zone nicht von ihren Zinslasten zerdrückt werden. Schäuble findet das fabelhaft, weil auch er immer weniger Zinsen für die Staatsschulden zahlen muss und so einen tollen Bundeshaushalt als „Frucht unserer erfolgreichen Sparbemühungen“ präsentieren kann. Er spart Milliarden. Wo? Das fragen Sie mal die Lufthanseaten. Und bald alle anderen, die ihre private Altersvorsorge dahinschmelzen sehen.

Ärgerlich nur, dass diese besonders geschickte Art des „Sparens“ durch die Sache mit Lufthansa noch vor der Wahl an die Öffentlichkeit geflutscht ist. Da hätte die ehemalige Staatslinie aus alter Verbundenheit ruhig noch ein bisschen warten können. Andererseits ist das Vertrauen der Deutschen in die Weisheit ihrer politischen Führung so stark und unerschütterlich, dass sie der Verlust ihrer Altersvorsorge ganz bestimmt nicht untergraben kann. Das sagen uns zumindest alle Umfrageergebnisse, die wir der Öffentlichkeit zumuten.

Um auf Nummer Sicher zu gehen, sollte jedes aufflammende Nachdenken über den Euro, die Zinsen und die Renten mit irgendwas erstickt werden, das mehr Lärm macht. Wie wär’s mit Syrien? Ach, läuft nicht so richtig. Oder einem hübschen Rassismus-Skandal für ein wenig „Kampf gegen Rechts“?

Da gibt’s immer was, das man entsprechend aufbereiten kann. Und fürwahr: Die Schokoladenmarke „Ferrero“ wirbt für ihre weiße Schokolade mit dem Spruch „Deutschland wählt weiß!“

Ein Aufschrei rauscht durchs Land. Weiß? Das ist ja schon an sich rassistisch, so der Tenor der Empörung. Ganz anders als „Black is beautiful“, denn „black“ bedeutet schwarz und schwarz ist im Gegensatz zu weiß eben nicht rassistisch.

Wie, Sie finden die Unterscheidung weiß = rassistisch und schwarz = nicht rassistisch selber rassistisch? Dann kriegen Sie sich mal ganz schnell wieder ein. Sonst könnten Sie Schwierigkeiten bekommen. Denn was rassistisch ist und was nicht, das bestimmen immer noch die, die darüber bestimmen.

Und die lassen sich auch nicht von vorübergehenden Irritationen vom Kurs abbringen. Letzte Woche wurde daran erinnert, dass der Berliner Rabbiner Daniel Alter vor einem Jahr vor den Augen seiner kleinen Tochter von „mutmaßlich arabischstämmigen Jugendlichen“ krankenhausreif geschlagen wurde.

Alter spricht angesichts des Jahrestages dieser Tat davon, dass es in Berlin Gegenden gebe, welche Juden nicht mehr mit Kippa oder anderen Erkennungszeichen betreten könnten, weil sie dort bedroht würden. Er nennt Teile von Wedding und Neukölln. Selbst die Bewohner niederbayerischer Einöd-Höfe oder pommerscher Dünenparadiese wissen, welche ethnisch-religiöse Gruppe in den Stadtteilen den Ton angibt. Auch Rabbi Alter nennt den Antisemitismus unter türkisch- und arabischstämmigen Berlinern beim Namen. Er weiß aber auch, was sich in Deutschland gehört, und betont: „Der notwendige Kampf gegen Antisemitismus in dem Teil der Gesellschaft mit Migrationshintergrund sollte uns aber nicht von dem rechtsradikalen und aus der Mitte der deutschen Gesellschaft stammenden Antisemitismus ablenken.“

Na, das kam aber gerade noch rechtzeitig. Leicht hätte sich der Rabbi den Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit zuziehen können, wenn er nicht sofort die Deutschen als die eigentlichen Bösewichte wieder auf den höchsten Punkt des Prangers gestellt hätte: Bei den jungen Moslems handele es sich um „entwurzelte junge Leute“, wie Alter erläutert, während der Antisemitismus der Deutschen „aus der Mitte der Gesellschaft“ rühre.

Sprich: Moslems sind nur Antisemiten, weil sie selbst in furchtbaren persönlichen Schwierigkeiten stecken (an denen hauptsächlich die deutsche Mehrheitsgesellschaft schuld ist, gell?). Daher sind sie irgendwie auch Opfer, die muslimischen Täter. Die Deutschen hingegen sind antisemtisch, weil sie einfach nur böse sind. Denn, so Alter: „Antisemitismus zieht sich wirklich durch die gesamte deutsche Gesellschaft, sowohl durch gebildete, intellektuelle Kreise als auch durch den Rand der Gesellschaft.“

Das hätte er mal über die muslimische, die türkische oder arabische Gemeinschaft in Deutschland sagen sollen. Als „Rassist“ und „Islamfeind“ hätte er es bis in den Verfassungsschutzbericht des Freistaats Bayern gebracht. Jedenfalls wäre ihm ein Sturm der Entrüstung sicher gewesen wegen der „ungeheuerlichen Pauschalisierung von Vorwürfen“, die „ganze Gruppen von Menschen mit Migrationshintergrund unter Generalverdacht stellt“. Wie gesagt: Was rassistisch ist und was nicht, darüber bestimmen allein die, die darüber bestimmen.


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