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14.09.13 / Unsichtbare Strippenzieher / Thriller um einen geplanten absoluten Überwachungsstaat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-13 vom 14. September 2013

Unsichtbare Strippenzieher
Thriller um einen geplanten absoluten Überwachungsstaat

Wenn man sieht, wie die Politiker unserer im Bundestag vertretenen Parteien agieren, so möchte man sich manchmal fragen, was und wer sie eigentlich antreibt. Der Wille des Volkes, das sie gewählt hat, jedenfalls scheint es oft genug nicht zu sein. Aber was dann? Der Dortmunder Zahnarzt Jörg Gustmann hat da so seine eigenen Gedanken und da er neben seinem Beruf auch schriftstellerisch tätig ist, griff er eine Idee auf und machte aus ihr einen überwiegend gut lesbaren, gar nicht so unrealistischen Thriller. Was vor einigen Monaten noch als absolut abwegig hätte gelten können, wurde nun durch den Abhörskandal der US-Behörde NSA leider in die Nähe der Realität gerückt.

Alles beginnt mit dem Fund einer Leiche. Der von Hamburg nach Lüneburg gewechselte Kommissar Martin Pohlmann wird von seinem Hamburger Kollegen und Freund Werner Hartleib zum Fundort gerufen, obwohl die Leiche eindeutig nicht in seinen Bereich fällt, doch der Tote selbst interessiert Pohlmann: Es ist sein Ex-Chef Klaus Schöller. Alles sieht so aus, als wäre der Mittvierziger beim Joggen ausgerutscht, ins Wasser gerutscht und dort ertrunken, doch ein Fahrradkurier übergibt Pohlmann noch am Fundort einen Brief, in dem steht, dass nichts so sei, wie es aussieht und vor allem Schöllers Vater, der Polizeikommissar Reinhard Schöller, nicht der ist, der er zu sein vorgibt. Unterzeichnet ist der Brief mit Klaus Schöller.

Bevor der Autor den Leser mehr über Pohlmann und Schöller erfahren lässt, entführt er ihn zur Bilderberger-Konferenz im Jahr 2010, die Gustmann aus dramaturgischen Gründen nach Hamburg verlegt, obwohl sie in Wirklichkeit anderswo stattgefunden hat. Aber um derartige Details geht es dem Autor nicht, überhaupt gibt es viele kleine Ungereimtheiten in dem Thriller, aber das tut dem Lesevergnügen letztendlich keinen Abbruch. Die Bilderberger-Konferenz ist ein informelles, privates Treffen von einflussreichen Personen aus Wirtschaft, Militär, Politik, Medien und Wissenschaft. Hier versuchen ein sich Dutroit nennender Mann und seine Freundin Annette als Koch und Zimmermädchen getarnt geheime Dokumente zu erhalten, doch sie werden geschnappt, nur Dutroit überlebt, muss sich aber fortan versteckt halten, bis er gut ein Jahr später unter dem Namen Jerome Kontakt im Fall Schöller zu Kommissar Pohlmann aufnimmt. Der fühlt sich nicht zuständig, will sich voll auf seine schwangere Freundin konzentrieren, doch Jerome setzt ihn unter Druck und weckt zudem seine Neugier.

Von dem Moment an, an dem Pohlmann die Fährte aufgenommen hat, liefert Gustmann Spannung und lässt seinen Kommissar zum Weltenretter avancieren. Denn die Bilderberger wollen die Menschen dazu bewegen, sich einen Chip implantieren zu lassen, so wie es bei Tieren schon der Fall ist. Offiziell soll er den Menschen den Alltag erleichtern, inoffiziell bietet er den Strippenziehern bei den Bilderbergern jedoch absolute Kontrolle und Überwachung und vermehrt nebenbei ihr Geld. Pohlmann muss schnell erfahren, dass neben dem Hamburger Polizeikommissar auch ranghohe deutsche Politiker in die Machenschaften verstrickt sind, und dringend Beweise finden, um die Einführung des Chips zu verhindern.

Für Gustmann ist sein Thriller keineswegs reine Fiktion. „Es existiert ein unsichtbares Netzwerk im Hintergrund, das die Strippen zieht“, so der Autor auf PAZ-Anfrage. „Ich denke, dass vieles von Journalisten geschriebene durchaus wahr ist, nur ist die Beweisführung wegen der extremen Geheimhaltung äußerst schwierig. Für mich als Autor ein gefundenes Fressen, meiner Phantasie freien Lauf zu lassen und mit den vermeintlichen Wahrheiten zu einem Roman zu verweben.“ Rebecca Bellano

Jörg Gustmann: „Schattenmächte“, Gmeiner, Meßkirch 2013, gebunden, 570 Seiten, 12,99 Euro


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