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28.09.13 / Che bleibt geehrt / Unesco sieht Revolutionsführer als Welterbe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-13 vom 28. September 2013

Che bleibt geehrt
Unesco sieht Revolutionsführer als Welterbe

In diesem Sommer wurde Kuba eine überraschende Ehre zuteil. Die Unesco, die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, hat das „Leben und Werk“ des kubanischen Revolutionsführers Che Guevara in das Weltdokumentennerbe, Memory of the World, aufgenommen.

Die Unesco und ihre Generaldirektorin Irina Bokova begründeten die Auszeichnung damit, dass Ernesto Guevara de la Serna (1928–1967) eine herausragende Kombination von Praxis und Ideen verkörpere und das politische Denken Lateinamerikas für immer beeinflusst habe. Sein Beitrag zur revolutionären Aktion und Theorie befähigten ihn, dem Marxismus kreative, antidogmatische und humanistische Elemente beizufügen. Seine Werke und seine ethische Symbolik sind nach Bokovas Meinung von dauerhaftem Wert für jeden alternativen Prozess des Wandels, den die Menschheit unternehme.

Die Unesco-Entscheidung stieß umgehend auf Kritik, weil Guevara keineswegs verharmlost werden solle. Nach dem Sturz des Diktators Batista 1959 und der Besetzung der Hauptstadt Havanna ordnete Guevara persönlich die Hinrichtung von Hunderten Gefangenen, angeblichen Volksfeinden, an. Als bekennender Stalinist führte er Umerziehungslager ein. Als Industrieminister verstaatlichte der ausgebildete Arzt Industrie und Landwirtschaft und verschrieb der Insel eine Planwirtschaft, die aus Kuba ein ruiniertes Land machte. Selbst einen Atomkrieg wollte er notfalls führen.

Aus Sicht der Kritiker gibt es auch Monate nach der Entscheidung keine moralische Rechtfertigung der Unesco, die Werke des Mörders Guevara in das dokumentarische Erbe der Menschheit aufzunehmen. Mit ihrer Entscheidung verneine die Organisation zudem ihren Grundsatz, dass der Friede, wenn er nicht scheitern soll, in der geistigen und moralischen Solidarität der Menschen verankert sein muss. Doch die Unesco hat die Kritik bisher nicht zum Anlass genommen, die eigene Entscheidung zu revidieren. U.B.


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