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28.09.13 / Langer Überlebenskampf / Schifffahrtsbranche trotz Krise verhalten optimistisch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-13 vom 28. September 2013

Langer Überlebenskampf
Schifffahrtsbranche trotz Krise verhalten optimistisch

Trotz der seit sechs Jahren anhaltenden Schifffahrtskrise hat Deutschland noch immer die größte Containerschiffsflotte der Welt. Hermann Ebel, Vorstandsvorsitzender der Hansa Treuhand Holding AG, zeigte sich beim 11. Hansa Treuhand Schifffahrtssymposium in Hamburg optimistisch: „Jeden Morgen, an dem wir aufwachen, sind wir dem Ende der Krise einen Tag näher. Wir wissen nur nicht, welcher es sein wird“.

Die Vorzeichen der Branche stehen tatsächlich gar nicht so schlecht. Die Zahl der Auflieger, also jener Schiffe, die beschäftigungslos an Dalben liegen, hat sich im bisherigen Verlauf des Jahres erheblich reduziert. Während 2012 noch 297 Schiffe mit einer Kapazität von mehr als 500 Standardcontainern (TEU) auflagen, waren es in diesem Sommer nur noch 187.

Für dieses Jahr erwartet die Branche, dass Schiffe mit einer Gesamtkapazität von mehr als 350000 TEU auf diese Weise aus dem Markt genommen werden. Das hat Auswirkungen auf die Charterraten. Für Schiffe mit 2800 TEU Tragfähigkeit ohne eigene Kräne, für die Anfang April dieses Jahres noch 6450 Dollar pro Tag gezahlt wurden, wurden bereits Ende Juli über 7200 Dollar erfolgreich verhandelt. Ein Überangebot herrscht aber noch immer bei den größten Containerschiffen im Verkehr zwischen Asien und Europa. Wegen des starken Angebots solcher Schiffe und der geringen Nachfrage aus Europa ließen sich Erhöhungen der Fracht-raten nicht durchsetzen. Die Selbstheilungskräfte des Marktes hätten sich laut Ebel also in einigen Bereichen inzwischen bemerkbar gemacht. Trotzdem zeigte er sich skeptisch, dass alle Frachtreedereien „das rettende Ufer erreichen werden“.

Thomas Straubhaar, der Direktor des Hamburger Weltwirtschaftsinstitutes (HWWI), gab sich ebenfalls optimistisch: „Ich habe nicht die geringste Sorge, dass die Weltwirtschaft nicht weiter wächst.“ Reedern empfahl er aber, nicht nur die Verkehre im Pazifik im Auge zu haben, sondern sich dem Atlantik zuzuwenden. Denn in den USA sei ein Aufschwung zu erwarten. Den Reedern stellte Straubhaar in Aussicht, das zukünftige Transportgeschäft werde kein Massengeschäft mit großen Warenmengen sein, sondern der Transport von erheblichen Werten, die besondere Fachkenntnis und Behandlung benötigten. Denn mit steigendem Lebensstandard werde der Wunsch der Konsumenten nach Qualität und Differenzierung größer.

Skeptiker des Tages war Wolfgang Topp, Generalbevollmächtigter und Verantwortlicher für die Restrukturierungs-Sparte der durch die Finanzkrise in Schwierigkeiten geratenen HSH Nordbank, einem der weltweit größten Schiffsfinanzierer. Er sieht die Schifffahrtskrise als noch nicht überstanden an und rief dazu auf, Banken und Reedereien sollten gemeinsam Lösungen suchen, um aus der Krise zu gelangen. „Derzeit ist die Schifffahrt in einem Überlebenskampf“, so Topp. Nicht alle Anbieter könnten überleben. „Ich bin fest davon überzeugt, dass viele Reedereien verschwinden werden“. 15 Prozent der Frachtschiffe stufte er als nicht sanierungsfähig ein. Bei den restlichen 85 Prozent gebe es zumindest eine Chance, mit den derzeitigen Eigentümern einen Weg aus der Krise zu finden. Eigel Wiese


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