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28.09.13 / Eine neue Flugzeuggattung / Learjet 23: Das erste Düsenflugzeug für die Geschäftswelt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-13 vom 28. September 2013

Eine neue Flugzeuggattung
Learjet 23: Das erste Düsenflugzeug für die Geschäftswelt

Mit dem Learjet 23, einem schnittigen, zweistrahligen Tiefdecker, betrat vor einem halben Jahrhundert eine neue Flugzeuggattung den Markt – das schnelle, düsengetriebene Geschäftsreiseflugzeug. Bis dahin waren dort umgerüstete, auf Geschwindigkeit und Komfort getrimmte Weltkriegsbomber mit Propellerantrieb und kleinere Privatflugzeuge unter sich gewesen.

Ein Team um den Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer Bill Lear begann in den frühen 60er Jahren mit den Entwicklungsarbeiten. Nachdem sich das junge Unternehmen Lear­jet in Wichita, Kansas niedergelassen und dort eine Produktionshalle errichtet hatte, montierten Techniker ab Februar 1963 den ersten Prototypen. Am 7. Oktober 1963 startete der Learjet 23 zu seinem Jungfernflug.

Den Namen „Learjet 23“ verdankte das Flugzeug nicht nur dem Konstrukteur und Firmengründer, sondern auch dem Abschnitt 23 der US-amerikanischen Zulassungsbestimmungen, in dem eine Gewichtsobergrenze von 5675 Kilogramm festgeschrieben wird.

Der Entwurf geht auf das in der Schweiz entworfene Kampfflugzeug FFA P-16 der Flug- und Fahrzeugwerke Altenrhein zurück. Von diesem Jet wurden nur drei Maschinen gebaut, bevor die Schweiz das Projekt einstellte. Hans-Luzius Studer, der die P-16 konstruiert hatte, bot den Altenrhein-Werken an, aus dem gescheiterten Jäger einen schnellen Reisejet zu machen, aber die Eigner lehnten ab. Bill Lear dagegen erkannte das Potenzial des Entwurfs und stellte Studer ein. Lear kaufte auch die Werkzeugmaschinen zum Bau des Flugzeuges auf und ließ sie nach Wichita verschiffen,

Der Learjet 23 hatte ein Zwei-Mann-Cockpit, eine Druckkabine und bot sechs bis acht Passagieren Platz. Er blieb bis 1966 in Produktion; von diesem Typ wurden 104 Flugzeuge produziert. Das modernste Modell ist der Learjet 85, der 2007 zum ersten Mal flog und aus modernen Faserverbundwerkstoffen gefertigt wird.

Das Konzept machte schnell Schule. Hersteller wie Cessna, Grumman, Lockheed, Dassault in Frankreich oder Hawker Siddeley in Großbritannien brachten eigene Business-Jets heraus. Auch die Hamburger Flugzeugbau GmbH, heute Airbus, versuchte mit der glücklosen HFB 320, auf dem entstehenden Markt Fuß zu fassen. Die heute von Bombardier produzierten Learjets behaupten jedoch bis heute einen ansehnlichen Marktanteil.

Der Learjet 23 trat durch mehrere Weltrekorde hervor. So stellte eine Maschine 1965 drei Geschwindigkeitsrekorde für Flüge zwischen Los Angeles und New York und retour auf. Das Flugzeug legte die Strecke mit zwei Tankstopps in zehn Stunden und 21 Minuten zurück. 1968 folgte ein Steigleistungsrekord, bei dem ein Learjet in knapp sechs Minuten 12000 Meter Höhe erreichte.

Vom ursprünglichen Modell 23 fliegen nur noch sehr wenige Exemplare, aber Learjets sind aus der Luftfahrt nicht wegzudenken. Firmenchefs und Popstars fliegen sie, Organisationen wie die Deutsche Rettungsflugwacht nutzen sie als Ambulanzflugzeuge, Learjets sammeln wissenschaftliche Daten oder dienen in vielen Luftwaffen als Zielschlepper, Trainer für elektronische Kriegsführung und als Kuriermaschine. Friedrich List


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