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05.10.13 / Nicht mit EU im Einklang / Athen, bald EU-Ratspräsident, bewertet den Balkan anders als Brüssel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-13 vom 05. Oktober 2013

Nicht mit EU im Einklang
Athen, bald EU-Ratspräsident, bewertet den Balkan anders als Brüssel

Vom 1. Januar bis 30. Juni 2014 wird Griechenland die EU-Ratspräsidentschaft innehaben, was vor allem seinen traditionellen Partner Serbien freut. Mit einem Volumen von 2,5 Milliarden Euro ist Griechenland drittgrößter Investor in Serbien – wegen der EU-Ratspräsidentschaft Griechenlands erhofft sich Serbien bald EU-Beitrittsverhandlungen. Seit 1. September ist das 2008 geschlossene Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) in Kraft. Am 25. September ging in Brüssel der technische Dialog mit dem Kosovo weiter, während Präsident Tomislav Nikolic vor dem UN-Plenum verlangte, die „EU-Verhandlungen sollen nicht endlos dauern“. Serbien wird 2015 den OSZE-Vorsitz bekommen und fordert Respekt.

Den versagt die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, der es missfällt, dass Belgrad die abtrünnige Teilrepublik Kosovo nicht anerkennt. Aber auch die fünf EU-Staaten Rumänien, Slowakei, Spanien, Griechenland und Zypern erkennen das Kosovo nicht an. In Nordgriechenland leben zudem 500000 Albaner, die großalbanische Nationalisten „befreien“ und deren Heimat sie zu Lasten Griechenlands als albanisches „Çamëria“ vereinnahmen wollen, was Athen sehr an das Kosovo erinnert.

Der bevorstehende griechische EU-Vorsitz ist nach 1983, 1988, 1994 und 2003 bereits der fünfte. „Historisch“ war 2003, als am 21. Juni die EU in Thessaloniki dem „West-Balkan“ eine EU-Perspektive eröffnete. Die steht nicht mehr auf Athens Prioritätenliste, was gegen Makedonien geht. Bereits im Dezember 2005 bekam Makedonien von der EU den „Kandidatenstatus“, aber positive Weiterungen blockte Athen. Noch im Juni erklärte der griechische Präsident Karolos Papoulias in einem Interview mit der Belgrader „Politika“: „Solange Skopje auf dem Makedonismus beharrt, bleiben ihm die Tore der Nato versperrt und seine EU-Integration liegt auf Eis.“ Was ist „Makedonismus“?

1912/13 waren Griechen und Serben siegreiche Verbündete in den Balkankriegen, wonach sie Makedonien zerstückelten. Griechenland annektierte 34411, Serbien 26440 Quadratkilometer. Aus der serbischen „Beute“ wurde 1991 die souveräne Republik Makedonien, die unter diesem Namen von 130 Staaten in aller Welt anerkannt ist, darunter Russland und die USA. Athen sieht in dem Namen aggressive Absichten gegen griechisches Territorium, Geschichte und Identität. Dieser Arroganz beugte sich bislang auch die EU und wird es laut Balkankenner Michael Martens weiter tun müssen, denn „der Namensstreit mit Skopje ist eines der wenigen Politikfelder, wo Griechenland noch Stärke demonstrieren kann, davon macht die Regierung Gebrauch“.

„Kosovo is Serbia, Macedonia is greek“: Diese Forderung wird unter EU-Druck und regionaler Einsicht aufgeweicht. Athen, gerade massiver Spionage in Makedonien überführt, plant für 2015 den Neustart der Bahnlinien mit Makedonien, Bulgarien und Türkei, die es 2011 aus Finanznöten eingestellt hatte. In New York hofft Matthew Nimetz, seit 1994 glückloser Mediator im Namensstreit Athen-Skopje, auf Neuanfänge. In Skopje will Premier Nikola Gruevski über die Namensfrage eine binationale Volksbefragung durchführen: Bürger sind oft klüger als Politiker. W.O.


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