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05.10.13 / Gebranntes Kind scheut das Feuer / Trotz Rekordhoch des Deutschen Aktienindex überlassen die Deutschen Ausländern die Gewinne

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-13 vom 05. Oktober 2013

Gebranntes Kind scheut das Feuer
Trotz Rekordhoch des Deutschen Aktienindex überlassen die Deutschen Ausländern die Gewinne

Mit einem durchschnittlichen Netto-Geldvermögen pro Kopf von 41950 Euro Ende 2012 landete Deutschland nur auf Platz 17 der Rangliste der reichsten Länder und das, obwohl die deutsche Wirtschaft weltweit als besonders leistungsfähig angesehen wird. „Deutschlands Platz im Mittelfeld ist kein Ruhmesblatt“, so das harte Urteil von Michael Heise, dem Chefvolkswirt der Allianz.

„Wir werden als erstes den Hauskredit tilgen“, so der Nachlassverwalter gegenüber dem Bankberater der verstorbenen Mittsechzigerin. Lässig legt er einen Hefter mit Depotauszügen von einer anderen Bank auf den Tisch und führt an, dass die Verblichene rund 280000 Euro in Wertpapieren hatte. Doch nachdem der Sparkassenangestellte einen Blick in die Unterlagen geworfen hat, teilt er dem Juristen mit, dass vom Geld der Verstorbenen nur rund 70000 Euro mit Sicherheit noch vollständig vorhanden seien. Neben 50000 Euro, die die Dame bei der insolventen Investmentfirma S&K angelegt hatte, liegen weitere große Beträge in einem in Abwicklung befindlichen Immobilienfonds und andere Gelder in einer Schiffsbeteiligung, die bereits Totalverlust angekündigt hat.

Berater bei einer Bank zu sein, bringt gleich mehrfach keinen Spaß. Abgesehen vom schlechten Image, dem vom Arbeitgeber vorgegebenen Zahlendruck und der vom Staat auferlegten Dokumentationspflicht bereitet es keine Freude, ständig mit Geldvernichtung konfrontiert zu sein. Oft genug haben die Banken und Versicherungen ihre Finger mit im Spiel, doch häufig sind auch die Kunden selber schuld. „Deutsche sind schlechte Kapitalanleger“ titelte vor Kurzem die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und kritisierte die in der Masse mangelnde Risikofreude der Bewohner dieses Landes, gepaart mit einer Minderheit, die dafür umso risikofreudiger sei. Zwar würde das Gesamtvermögen der Deutschen ständig steigen, doch das läge vor allem daran, dass sie ständig fleißig neu Geld zurück-legen würden und sei nicht Folge einer attraktiven Rendite.

Und tatsächlich sind Fälle wie die der verstorbenen Mittsechzigerin vergleichsweise selten. Der Großteil der Deutschen scheut grundsätzlich das Risiko oder hat derart schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht, dass er sein Geld jetzt lieber auf dem Sparbuch oder dem Tagesgeldkonto lässt, wo es derzeit mit nicht einmal 0,5 Prozent verzinst wird. Laut einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox für „Focus Online“ zahlen die untersuchten 335 Sparkassen weniger als 0,3 Prozent. Dutzende sogar weniger als 0,15 Prozent. So liegen gut zwei Drittel der Vermögen der deutschen Privathaushalte auf Konten oder bei Versicherungen, wo es im Grunde real ständig weniger wird, da die Inflation über dem Zins liegt, den die Kunden für die Gelder erhalten. Und so lustwandelt der deutsche Aktienindex von einem Rekordhoch zum nächsten, ohne dass die deutschen Sparer oder die meisten deutschen Unternehmen etwas davon haben, denn auch der deutsche Mittelstand hortet laut einer von der Commerzbank in Auftrag gegebenen Studie den Großteil seiner Gelder auf niedrig verzinsten Konten. Wie das „Handelsblatt“ schreibt, be-deutet das, dass der Dax „fremd geht“. Während vor der Jahrtausendwende 35 Prozent der Aktien des Dax in ausländischer Hand waren, sind es inzwischen 55 Prozent. Allerdings muss man hier berücksichtigen, dass das billige Geld, das vor allem von der US-Notenbank Fed in den Geldmarkt gepumpt wird, hier gelandet ist, was, so es denn so weiter geht, zu einer Blasenbildung führen kann, sprich der wahre Wert der 30 größten börsennotierten Unternehmen kleiner ist, als im Dax notiert. Derzeit befindet sich jede fünfte Dax-Aktie im Besitz von US-Investoren. Allen voran dem Vermögensverwalter Blackrock, der sich bereits zu sechs Prozent in den Dax eingekauft hat. Für die deutschen Unternehmen ist dies laut Experten noch nicht weiter störend, da die Ausländer vor allem Gewinne abgreifen wollen und sich nur selten in die Unternehmensführung einmischen. Deutsche profitieren hingegen kaum von den steigenden Börsenkursen, insgesamt gibt es hierzulande laut dem Deutschen Aktieninstitut nur noch 4,9 Millionen Aktionäre. Das liegt vor allem an der schlechten Erfahrung in der Vergangenheit, da Banken, aber auch spekulationsfreudige Kunden um die Jahrtausendwende und sieben Jahre später bei der Finanzkrise mit ihrem Run auf Aktien Schiffbruch erlitten haben. Selbst mit ihren Anlagen im Ausland, in Form von Investition in festverzinslichen Papieren zum Beispiel auf dem US-Immobilienmarkt, griechischen Staatsanleihen oder auch direkt in Sachanlagen in Form von inzwischen schwer verkäuflichen Ferienimmobilien in Südeuropa, betrieben viele Geldvernichtung. Laut dem Deutschen Institut der Wirtschaftsforschung wurde zwischen 2006 und 2012 im Ausland angelegtes deutsches Kapital in Höhe von 600 Milliarden Euro vernichtet. Da passt der Spruch: „Gebranntes Kind scheut das Feuer.“ Doch im Endergebnis ändert sich nichts, nur wird das Geld der Deutschen nun geräuschloser entwertet. Rebecca Bellano


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