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05.10.13 / Peking auf Expansionskurs / Hohe Devisenreserven zwingen China zu Investitionen in Europa

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-13 vom 05. Oktober 2013

Peking auf Expansionskurs
Hohe Devisenreserven zwingen China zu Investitionen in Europa

Die Energiewende ist für einige ausländische Unternehmen kein Hindernis, sondern eher ein Anreiz, in Deutschland zu investieren. Zu den Interessenten gehört auch der chinesische Staatskonzern State Grid Corporation of China, der sich um das Stromnetz des Landes Berlin bewirbt und sich jetzt auf dem „World Smart Grid Forum 2013“ präsentierte.

Die State Grid Corporation ist für den Großteil des elektrischen Netzbetriebes in China zuständig. Nach Angaben des US-Magazins „Fortune“ lag der in Peking beheimatete Konzern gemessen am Umsatz von 230 Milliarden Dollar noch vor Toyota und Volkswagen. Hierzulande ist das chinesische Unternehmen eher unbekannt. Geht es nach dem auf Wachs-tumskurs befindlichen Konzern, soll sich das aber bald ändern. Ende 2013 läuft in Berlin der Konzessionsvertrag für das städtische Stromnetz, Ende 2014 der für das Gasnetz aus. Die SPD bevorzugt den Rückkauf der Verträge von den derzeitigen Betreibern Gasag und Vattenfall und will im hochverschuldeten Berlin eigene Stadtwerke gründen, während die CDU eine finanzielle Beteiligung des Landes ablehnt. Für beide Netze bewerben sich laut Finanzsenator Ulrich Nußbaum neben dem landeseigenen Unternehmen die envia Mitteldeutsche Energie AG, die Alliander AG, die Stadtwerke Schwäbisch Hall und das bundesweite Netzwerk Thüga. Für das Stromnetz zeigen die BürgerEnergie Berlin eG, Vattenfall Europe und eben auch die chinesische State Grid Interesse.

State Grid ist bereits in Südeuropa und Schwellenländern wie Brasilien aktiv. 2012 erwarb es für einen Kaufpreis von 287,15 Millionen Euro 25 Prozent am Aktienkapital des portugiesischen Energieversorgungsunternehmens Redes Energéticas Nacionais. Deutschland sei, so eine Unternehmenssprecherin, ein weiteres Ziel der weltweiten Expansionsstrategie, weil in den nächsten Jahren sehr viel in den Ausbau der Netze investiert werde, so dass State Grid sich hiervon Möglichkeiten für ein Engagement verspreche.

Hintergrund der chinesischen Expansion sind die riesigen Devisenreserven Pekings, weil die meisten chinesischen Firmen ihre mit dem Export erzielten Devisen bei der Zentralbank deponieren müssen. Seit 2005 haben sich so die Währungsreserven der zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt vervierfacht und 2013 ein neues Rekordhoch erreicht. Wie die Zentralbank am Donnerstag mitteilte, lag ihr Wert im ersten Quartal bei 3,4 Billionen Dollar. Außerdem streuen Firmenbeteiligungen unterschiedlichster Art das weltweite Risiko von Investitionen für China. Gleichzeitig mit dem Erwerb ausländischer Unternehmen werden zudem technisches Know-how und Ressourcen eingekauft, die für China die Grundlage eines zukünftigen Wettbewerbsvorteils bilden können.

Ob der finanzstarke State-Grid-Konzern den Zuschlag für das Berliner Stromnetz erhält, ist jedoch nicht sicher. Der am 3. November stattfindende Berliner Volksentscheid könnte das Land zum Rückkauf der Netze zwingen (s. S. 3). Ulrich Blode


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