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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-13 vom 05. Oktober 2013
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel Es ist alles noch viel schlimmer, als wir annahmen. Sie glauben es nicht: Von Sascha Lobo, der AfD-Chef Bernd Lucke überführt hat als jemand, der mit dem erhobenen rechten Arm gewinkt habe, ist nun ein Foto aufgetaucht. Dort grüßt der bekannte Talk-Gast (Markenzeichen roter Irokesenschnitt) mit dem rechten Arm, und zwar nicht irgendwie, sondern genauso, wie es der „Führer“ immer getan hat. Entsetzlich, von dem hatten wir das nicht gedacht. Es wimmelt offenbar von verdächtigen Figuren im Land, sie lungern überall. Da wird einem manches klar, was wir bis vor Kurzem nicht verstehen konnten. Beispielsweise diese Kälte, mit der die Deutschen nach einem brutalen Übergriff auf ein Asylbewerberheim in den neuen Bundesländern zur Tagesordnung übergehen. In Chemnitz hat ein fanatischer Mob die Unterkünfte nordafrikanischer Flüchtlinge mit Flaschen, Steinen und Molotow-Cocktails attackiert, es soll sogar ein Schuss aus einer Pistole abgefeuert worden sein. Die Feuerwehr musste das brennende Gebäude löschen, 21 Menschen wurden verletzt, zwei davon lebensgefährlich. Und was sagen die Deutschen zu dieser Eruption an Menschenverachtung? Nichts! Vor gut 20 Jahren waren wir da noch erheblich couragierter. Als sich in Rostock-Lichtenhagen ähnliche Szenen abspielten, bildeten Abertausende engagierte Bürger Lichterketten im ganzen Land und zeigten angewidert mit dem Finger auf die Täter. Mit peinlichen Ausreden wollten ein paar Lichtenhagener damals ihre Schuld relativieren: Die Anwohner seien auf die plötzliche Nachbarschaft von Leuten aus unterschiedlichsten Ländern nicht hinreichend vorbereitet worden. Asylbewerber und Deutsche lebten zudem auf viel zu engem Raum nebeneinander. Es habe an professioneller Sozialarbeit gemangelt. Politik und Behörden hätten die Anforderungen unterschätzt. Blablabla – alles Ausflüchte, mit denen sich kein vernünftiger Mensch auseinandersetzen wollte. Daher waren wir einfach nur entsetzt und beschämt, und das haben wir auch auf der Straße gezeigt. Doch warum zeigt sich jetzt keiner von uns auf der Straße, nachdem sich Lichtenhagen in Chemnitz wiederholt hat? Vielleicht liegt es daran: Die Nordafrikaner wurden nicht von Deutschen attackiert, sondern von Tschetschenen, ebenfalls Asylbewerber, die gleich nebenan untergebracht sind. Ach so. Das ändert die Lage natürlich, weshalb nun nach anderen Antworten gesucht werden muss als allein nach der maximalen moralischen Entrüstung. Einfühlsame Erklärungen für die Eskalation liegen bereits vor. So wird bemängelt, dass die Asylbewerber auf die plötzliche Nachbarschaft von Leuten aus unterschiedlichsten Ländern nicht hinreichend vorbereitet worden seien. Sie lebten zudem auf viel zu engem Raum nebeneinander. Sachsens Ausländerbeauftragter Martin Gillo verlangt mehr professionelle Sozialarbeit und räumt ein: „Wir haben die Anforderungen unterschätzt.“ Darüber muss man als vernünftiger Mensch selbstverständlich nachdenken. Simple Verurteilungen helfen hier nicht weiter. Wir müssen solche Sachen eben differenziert betrachten. Das gilt auch für diesen Fall: In Berlin sind Eltern vor Gericht gezogen, weil sie meinen, ihre Kinder hätten es nur deshalb nicht aufs Gymnasium geschafft, weil zu viele Ausländerkinder in ihrer Klasse gewesen seien. Man stelle sich vor, das wären deutsche Eltern gewesen. Kamerateams von „Kulturzeit“ oder „Panorama“ hätten die Leute gleich vor der Haustür zur Rede gestellt, was denn bitteschön an Migranten auszusetzen sei und ob sie „nichts aus der Geschichte gelernt“ hätten. Nun handelte es sich aber um türkische und arabische Eltern, die sich pikanterweise über den Immigrantenanteil in den Klassen ihrer Kinder mokierten. Daher schaffte es die Sache nur als putzige Notiz in die Lokalblätter. Das Gericht hat die Klage übrigens abgewiesen. Bei der politpädagogisch sinnvollen Einordnung von kniffligen Vorkommnissen kommt den Medien eine ganz zentrale Rolle zu. Ob der Schalter auf „Empörung“ gestellt wird oder auf „Gar nichts los“, entscheiden letztlich sie. Das gilt ganz besonders auch für diese denkwürdigen Entdeckung: Sie wissen ja, die Roma aus Bulgarien und Rumänien kommen zu uns, weil sie in ihrer Heimat benachteiligt werden und unter unsäglichen Bedingungen leben, die an der Schwelle zum Elend der Dritten Welt liegen. Daher ist es unsere Pflicht, ihnen ein neues Zuhause zu geben. So weit, so nett. Nun ist es den Anwohnern einer Zigeunerkolonie in Duisburg-Bergheim aber aufgefallen, dass die soliden Mittelklassewagen, mit welchen die Geknechteten zu ihnen gekommen sind, massenhaft britische, französische oder spanische Autokennzeichen tragen. Eduard Pusic, Projektleiter des Vereins, der sich federführend um die Integration der Roma kümmert, gibt zu: „Dass die Roma direkt aus ihren Heimatorten nach Duisburg kommen, ist ein Irrglaube.“ Solche Nachrichten sind hoch gefährlich. Sie geben jenen Hetzern Nahrung, die meinen, die Zigeuner kommen gar nicht aus purer Not hierher, sondern nur, weil es bei uns noch ein bisschen mehr Sozialunterstützung abzugreifen gibt als bei den ebenfalls wohlhabenden europäischen Nachbarn. Wer diesen Verdacht äußert, leistet Vorurteilen Vorschub. Damit wir uns damit gar nicht erst befassen, lenkte der Journalist der „WAZ“-Gruppe, der sich der Sache annahm, den Blick geschmeidig auf einen Nebenschauplatz. Statt zu fragen, ob uns die Roma mit der Geschichte von dem balkanischen Elend, dem sie mit knapper Not entronnen seien, nicht etwa gnadenlos veräppeln, widmete er sich ausführlich der Frage, ob die Autos denn auch ordentlich versichert sind. Was also beispielsweise passiert, wenn man mit denen in einen Unfall verwickelt wird oder wie lange Autos mit ausländischem Kennzeichen überhaupt in Deutschland stehen dürfen. Würde ein rasender Mob jenen Journalisten auf die Guillotine zerren, er würde nicht fragen, mit welchem Recht man ihn töten wolle, sondern ob der TÜV für das Gerät noch gültig sei und ob sich der Scharfrichter auch ausreichend gegen Arbeitsunfälle versichert habe. Wir sehen: Unwichtiger Kram kann sehr hilfreich sein, wenn es darum geht, den Blick auf die heikle Hauptsache mit Gewäsch zuzuhängen. Weglassen, zuhängen, ablenken ist nur eine von vielen Techniken, welcher sich der Qualitätsjournalismus bedient, um die Menschen hinters Licht echter Informationen zu führen. Eine weitere ist die Dämonisierung, für die im Falle Österreichs mal wieder reichlich Bedarf anfiel. Zusammen mehr als 30 Prozent haben dort die „Europa-Gegner“ gewählt: Ein sehr großes deutsches Boulevardblatt erschreckt uns mit dem Erfolg der neuen Partei des austro-kanadischen Milliardärs Frank Stronach unter der schreienden Überschrift: „Euro-Hasser ziehen ins Parlament ein.“ Der „Hass“ zieht ein! Es überkommt uns eiskalt. Und womit wollen uns die „Hasser“ in den Abgrund zerren? Das Blatt zitiert Stronachs Forderungen, in den Augen der Journalisten offenbar ein Panoptikum des Grauens: „Steuererklärung auf DIN-A4-Größe, dazu noch eine Verwaltungsreform, Schuldenabbau, eine Gewinnbeteiligung für Arbeitnehmer und einen ,eigenen Euro für jedes Land‘“. Wie ruchlos. Den Löwenanteil der 30 Prozent holte sich die FPÖ, seit Jörg Haiders Tagen erst recht Hort des Bösen. Die werde, wie die noble „Zeit“ menetekelt, mit Stronach zusammen „künftig im Parlament gegen Eurokraten wettern“. Das seien „gefährliche Aussichten“. Fürwahr: Verwaltungsreform, Schuldenabbau, DIN-A4-Blätter und Barroso-Kritik. Die Österreicher spielen mit der Zukunft des Abendlandes. |
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