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12.10.13 / Schatten über Sanierungsplänen / Der Bund und das Land Brandenburg wollen Preußenschlösser sichern – Berlin schweigt sich aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-13 vom 12. Oktober 2013

Schatten über Sanierungsplänen
Der Bund und das Land Brandenburg wollen Preußenschlösser sichern – Berlin schweigt sich aus

Aus Anlass der Grundsteinlegung für eine neue Werkstatt und ein Restaurierungszentrum der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) gaben der Bund und das Land Brandenburg bekannt, das Sanierungsprogramm für preußische Schlösser über 2017 hinaus fortsetzen zu wollen. Berlins Bekenntnis fehlt indes. Potsdams Schloss Sanssouci sucht derweil nach neuen Partnern – in Versailles.

Einmal selbst Schlossherr sein: Ab 1000 Euro aufwärts kann jeder bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg einen königlichen Veranstaltungsort mieten, wenigstens für eine Nacht. Rund eine halbe Million Euro nimmt die SPSG jährlich durch die Vermietung ausgewählter Immobilien ein. Von Hochzeiten bis zu Lesungen und Konzerten reichen die Buchungsmöglichkeiten. Rund die Hälfte der Einnahmen fließt in Sanierungsaufgaben. Für den Erhalt, geschweige denn die Sanierung der Kulturdenkmäler reichen diese Einnahmen nicht einmal annähernd. Auch private Förderer wie die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten können zwar einzelne Restaurierungen wie jüngst die von vergoldeten Sitzmöbeln nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels auf Schloss Glienicke und Schloss Rheinsberg fördern. Doch der Gesamtbedarf der Anlagen bewegt sich in der Größenordnung von dreistelligen Millionenbeträgen.

Als eines der wichtigsten Sanierungsziele gilt derzeit das Neue Palais in Potsdam. Doch das muss warten, denn Berlin hält sich als einer der drei Gesellschafter der SPSG mit einem Bekenntnis für die weitere dringend nötige Sanierung preußischer Schloss­analgen zurück. In der Hauptstadt warten derzeit auch andere Sanierungsprojekte auf grünes Licht vom Senat, der im Aufsichtsrat der Charité ebenso äußerst zurückhaltend handelt. Doch anders als bei Berlins Krankenhaus geht es bei Preußens Schlössern nicht um einen deutlich steigenden Bedarf. Dass die bisherigen Schlösser-Sanierungen auch nach 2017 weitergehen, hält jedenfalls Günter Winands, Ministerialdirigent beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, für sinnvoll: „Wir müssen weitermachen“, sagte er anlässlich der Einweihung des neuen Restaurierungszentrums. Nach dem Bund sagte auch Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) für die Mark umgehend weitere Unterstützung zu. Ein zweiter sogenannter Masterplan in dreistelliger Millionenhöhe ist geplant, denn trotz des aktuellen Programms, das bis 2017 läuft, bleibt viel zu tun. Allein die äußere Hülle von Schloss Babelsberg wird derzeit für 9,7 Millionen Euro wiederhergerichtet. Aufwendige Arbeiten am Dach und den Eichenfenstern sind nur eines von vielen Beispielen der 23 bisher im Masterplan bedachten Bau- und Gartendenkmäler. Darüber hinaus gibt es weitere Anlagen, die vor dem Verfall bewahrt werden müssen, auch in Berlin. Dessen Anteil am aktuellen Masterplan ist bereits der geringste: Der Bund trägt 77,5 Millionen Euro bei, das Land Brandenburg 53 Millionen und Berlin 24,53 Millionen.

Auch in Sanssouci blicken die Verantwortlichen auf die weitere Finanzierung: Schloss und Park werden oft als preußisches Versailles gepriesen. Nun planen beide Kulturdenkmäler eine über derartige Vergleiche hinausgehende, konkrete Zusammenarbeit. Im französischen Weltkulturerbe Versailles wurde eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Potsdams Kulturlandschaften gehören dieser besonderen Riege zwar noch nicht 30 Jahre, aber immerhin schon seit 1990 an – das verbindet. Damals wurde Potsdam von der Unesco als größtes Ensemble der deutschen Welterbestätten aufgenommen. Die jetzige gemeinsame Erklärung beruht auf den Gemeinsamkeiten der beiden Großanlagen. Beide hätten das „mitunter schwierige Wechselverhältnis zur jeweiligen Hauptstadt“, sei es Paris oder Berlin, sagte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) anlässlich der Unterzeichnung. Beide Orte planen, Touristen länger als jeweils nur einen Tag vor Ort zu halten, denn die zwei einstigen Residenzen ziehen zwar viele Tagestouristen an, doch bleibt die Zahl der Übernachtungen jeweils gering. So sieht Jakobs „sehr viele erfolgversprechende Ansatzpunkte“. Es wäre Versailles erste Städtepartnerschaft, falls beide Stadtparlamente dem Plan zustimmen. Versailles zählt rund 90000 Einwohner, Potsdam 160000. Hinsichtlich des die zwei Anlagen gleichermaßen prägenden Barock gibt es weitere Übereinstimmung. Nicht nur Versailles rückte durch eine neue Nachkriegsvertragsordnung in den Mittelpunkt der Weltgeschichte (1871 und 1919), auch Potsdam ereilte 1945 dieses Schicksal. Die von Fördervereinen heute als „Dorn-röschenschlaf“ bezeichnete Abgeschiedenheit der Schlösser nach dem Ende der dortigen Monarchie eint. Und die Höhe der Kosten für Erhalt und Sanierung ähneln sich: Für eine erste Sanierungsphase von 2004 bis 2012 verbrauchte Versailles ein Budget von 159 Millionen Euro. Die zweite Phase läuft seit vergangenem Jahr bis 2017 auf Basis von 171 Millionen Euro. Eine dritte soll 2018 starten – auch hier gilt: Finanzierung ungewiss. Sverre Gutschmidt


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