24.04.2024

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12.10.13 / Berlin verkitscht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-13 vom 12. Oktober 2013

Berlin verkitscht
von Vera Lengsfeld

Während die Kassen der Hauptstadt chronisch klamm sind und die Stadt zunehmend verwahrlost, weil nicht genügend Reinigungskapazitäten bezahlt werden können, wird immer wieder Geld zum Fenster rausgeschmissen – für sogenannte „Events“.

Eines davon startete am 9. Oktober, aber warf schon vorher seine Schatten, nein Lichter, voraus. Es handelt sich um das „Festival of Lights“, das seit einigen Jahren stattfindet und immer weitere Kreise zieht. Waren anfangs nur einige wenige Gebäude mit Einbruch der Dunkelheit farbig angestrahlt worden, werden es jedes Jahr mehr. Angeblich soll es die Attraktivität der Stadt erhöhen, die Herzen seiner Bewohner erfreuen und weitere Touristen magisch anziehen. Deshalb werden in diesem Jahr schon vor Beginn des eigentlichen Festivals Gebäude in ein farbiges Licht getaucht. Der Sitz des Bundesrates strahlt in Blau, Rot, Grün und Gelb. Der Bauch des Fernsehturms erscheint als grellbuntes Mosaik, die Spreebrücke von Friedrichshain nach Kreuzberg ist in weiße Kringel getaucht und das Festspielhaus am Gendarmenmarkt ist mit einem „filigranen“ Lichtgeflecht überzogen. Jede Menge Künstler und „Lichtgestalter“ können sich über steuerfinanzierte Aufträge freuen. Dafür sorgt ein Anfang des Jahres gegründeter Verein „Berlin leuchtet“. Ganze 70 „Objekte“ sollen während des 17 Tage währenden Ereignisses lichttechnisch hervorgehoben werden.

Die Bäume an der Leipziger Straße werden dann auch des nachts giftgrün blinken, die Wasserfontänen am Potsdamer Platz sollen für eine „märchenhafte Atmosphäre“ sorgen, grellbunte Schiffchen auf der Spree die beglückten Zuschauer „verzaubern“.

Zusätzlich kommen im Tiergarten jede Menge phantastisch gekleidete Menschen zum Einsatz, die für die nächtlichen Spaziergänger Glühwürmchen spielen sollen.

Dabei kommen neben zahlreichem Personal jede Menge hochleistungsfähiger Strahler, Beamer und Projektoren zum Einsatz. Wie viel zusätzlichen Strom und Geld dieser Kitsch kostet, davon ist keine Rede. Der rot-schwarze Senat kann nur hoffen, dass den Berlinern so heimgeleuchtet wird, dass sie keine unbequemen Fragen stellen. Zum Beispiel, ob die verschwendeten Mittel nicht besser eingesetzt wären für die Sanierung der dringend benötigten Schwimmbäder, für die Säuberung der graffitiverschmierten Denkmäler oder die Pflege der öffentlichen Anlagen.

Berlin mag im Oktober in den grellsten Tönen leuchten, aber den Verantwortlichen geht kein Licht auf, was die Stadt wirklich braucht.


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