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12.10.13 / Rekordträchtige Straße / Das letzte Stück Reichsautobahn in der Bundesrepublik zerbröselt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-13 vom 12. Oktober 2013

Rekordträchtige Straße
Das letzte Stück Reichsautobahn in der Bundesrepublik zerbröselt

Schon in wenigen Jahren könnte eine verkehrshistorische Skurrilität verschwunden sein, und zwar das letzte noch erhaltene Stück Reichsautobahn auf dem Boden der Bundesrepublik. Im Nordosten von Brandenburg gibt es auf der Autobahn A11 in Richtung Stettin von Kilometer 85,9 bis 90,7 noch eine Betonfahrbahn, die im Originalzustand der 30er Jahre erhalten ist. Die im September 1936 eröffnete Strecke Berlin–Stettin galt als weltweite erste Reichsautobahn zwischen zwei Großstädten. Für heutige Verhältnisse ist aber auch die Bauzeit rekordverdächtig. Erst im Jahr 1935 wurden die Arbeiten an der Strecke vergeben, bereits am 4. April 1936 war der Abschnitt Stettiner Dreieck–Joachimsthal fertiggestellt, schon am 27. September 1936 folgte das Teilstück bis Stettin-Süd.

Die Betonplatten der Fahrbahn haben zwar Weltkrieg und anschließende DDR-Zeit überstanden, mittlerweile sind die Schäden aber unübersehbar. Obwohl nach der Wende größere Schäden ausgebessert wurden, sind die Betonplatten aus den 30er Jahren inzwischen so kaputt, dass sie den Transit- und Urlauberverkehr zwischen Berlin und Stettin immer mehr behindern. Auch weist das Stück Reichsautobahn typische Mängel aus der Anfangsphase des Autobahnbaus auf. Mit der Planung war bereits in der Weimarer Republik begonnen worden. Als die Strecke 1935 in Angriff genommen wurde, gab es im Betonstraßenbau wenig Erfahrung. So wurden zum Beispiel Betonplatten mit Fugenabständen von bis zu 25 Metern verlegt – da Beton „arbeitet“, ein zu großer Abstand. Nach den inzwischen gesammelten Erfahrungen sind Fugenabstände von nur noch fünf bis sechs Metern üblich.

Nachdem der Verkehr nun seit fast 80 Jahren über die Strecke rollt, machen sich rund um das Autobahnkreuz Uckermark die Verschleißerscheinungen immer bemerkbarer. Obwohl Geschwindigkeitsbegrenzungen und Baustellen für die Nutzer der A11 inzwischen zum Alltag geworden sind, ist mit einer Sanierung des Abschnittes erst ab 2015 zu rechnen – vorausgesetzt, der Bund stellt die finanziellen Mittel zur Verfügung. Neben der Fahrbahn müssen nämlich auch fünf Brücken neu gebaut werden, die ebenfalls aus den 30er Jahren stammen. Sollte sich die Finanzierung der Grundsanierung durch den Bund weiter hinziehen, bestehen gute Aussichten dafür, dass das letzte Stück Reichsautobahn auch noch am 27. September 2016 nach dann 80 Jahren im Originalzustand erhalten ist. N.H.


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