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12.10.13 / »Vergesst mich nicht ...« / Vor 125 Jahren wurde der Königsberger Stummfilmstar Harry Liedtke geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-13 vom 12. Oktober 2013

»Vergesst mich nicht ...«
Vor 125 Jahren wurde der Königsberger Stummfilmstar Harry Liedtke geboren

Harry Liedtke war der wohl beliebteste männliche Star der Stummfilmzeit, an Ruhm nur noch übertroffen von seinen Kolleginnen Henny Porten und Asta Nielsen. Er war ziemlich genau das, was eine Generation später Curd Jürgens war, dem er nicht nur äußerlich merkwürdig ähnelte, sondern mit dem er auch gemein hatte, dass er die Wertschätzung durch das Publikum vor allem seinem guten Aussehen verdankte.

Der Königsberger Stummfilmstar wurde am 12. Oktober 1888 in der Neuen Lammgasse in Königsberg als Sohn eines Kaufmanns geboren. Die Angaben seines Geburtsjahres lauten 1880/1881/1882 und 1888, wobei die letztgenannte Zahl die größte Wahrscheinlichkeit besitzt. Er besuchte das Altstädtische Gymnasium, begann vor dem Abitur eine Banklehre und zeigte sich in gelegentlichen Laienaufführungen auf der Bühne, zunächst in „Wallensteins Lager“. Nach der Schauspielschule erfolgten Engagements in Freiberg in Sachsen, Bromberg, Bad Rothenfelde, Göttingen, Mannheim, Magdeburg, Berlin, München und am New German Theater in New York.

1912 stand er zum ersten Mal vor der Filmkamera. „Die Rache ist mein“ lautete der melodramatische Titel für das Vorkriegspublikum. Nach dem Krieg begann seine große Karriere als Darsteller gutgelaunter Bonvivants, ritterlicher Liebhaber, jugendlicher Leutnants und Königlicher Hoheiten. Auch als Hermann der Che­rus­ker stand er vor der Kamera.

Die Zahlenangabe seiner Filme schwankt zwischen 80 und 310. Diese in jedem Fall ungeheure Zahl erklärt sich vor allem dadurch, dass diese Filme anfangs nur in den allerseltensten Fällen abendfüllend waren und dem Publikum in sorglos raschem Zusammenschnitt geradezu vorgeworfen wurden. Mit dem Ende der 20er Jahre kam der Tonfilm auf, der einen ganz anderen Schauspielertypus verlangte. Harry Liedtkes Erfolgskarriere war beendet. Fast ahnungsvoll klingt der Titel seines stimmungsvollen Lyrik-Bandes aus dieser Zeit: „Vergesst mich nicht …“ (1927). Aus der Tonfilmzeit sind nur noch 13 Filme nachzuweisen, von denen sich die liebenswürdige Vaterrolle in dem Musikfilm „Sophienlund“ (1943) am stärksten eingeprägt hat. Sein letzter Film, „Der Majoratsherr“ (1944), zeigt ihn neben dem Titel-Darsteller Willy Birgel.

Nach seiner ersten Ehe mit Hanne Schutt heiratete Liedtke die bekannte Bühnendarstellerin Käthe Dorsch. Über sie notiert er: „Sie wurde groß, als ich vergessen wurde.“ Die beiden eigenwilligen Charaktere trennten sich wieder, und er heiratete 1926 Anneliese Uhlhorn, die unter dem Namen Christa Tordy als Schauspielerin auftrat. Mit ihr baute er sein idyllisch gelegenes Landgut in Saarow-Pieskow am Scharmützelsee bei Berlin auf. Dort erreichte die beiden das Kriegsende. Mit seiner Frau wurde Harry Liedtke wie nur wenig später in Berlin sein um 14 Jahre älterer Kollege, der vornehme Friedrich Kayßler, ein Opfer der sowjetischen Soldateska der ersten Stunden. Sein Tod war symbolisch. Harry Liedtke, der sich immer mehr vom Liebhaber zum Gentleman entwickelt hatte, passte nicht mehr in die nun anbrechende Zeit. PAZ


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