26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
12.10.13 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-13 vom 12. Oktober 2013

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,
liebe Familienfreunde,

es ist für uns alle erfreulich, wenn Wünsche und Pläne von aktiven Landsleuten, über die wir auf unserer Familienseite berichten konnten, in Erfüllung gehen. Denn jede erfolgreiche in die Tat umgesetzte Initiative ist auch ein Hoffnungsträger für diejenigen, die ähnliche Aktionen planen oder diese hilfreich unterstützen. Es geht ja immer um die Heimat und damit um den Erhalt der noch vorhandenen Spuren, nicht nur als museale Relikte, sondern auch, um diese für die Nachwelt so transparent zu machen, dass sie auch nachfolgende Generationen ansprechen und sie zum Nachdenken zwingen. Das trifft auf die Aktion „Gedenktafel für die Patronatskirche von Coadjuthen“ zu, über die wir vor einem Jahr berichten konnten. Sie geht auf die Initiative von Herrn Günter Uschtrin aus Regesbostel zurück, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die Geschichte des Stammortes seiner Vorfahren zu erfassen und das noch Erkennbare zu bewahren. Das Schlüsselerlebnis hatte der in Hamburg geborene Sohn einer memelländischen Familie, als er bei seinem ersten Besuch in Coadjuthen im Jahre 2004 in der bereits restaurierten Pfarrkirche auf der Ehrentafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges an der Empore seinen Familiennamen las. Günter Uschtrin verspürte auf einmal eine geradezu zwingende Wissbegierde, alles über Coadjuthen und seine Familie zu erfahren. Was aus dieser Eingebung umgesetzt wurde, ist zu bewundern: Günter Uschtrin schrieb eine umfangreiche Chronik über das Kirchspiel „Wo liegt Coadjuthen?“, die weit über den regionalen Rahmen hinaus Beachtung findet, weil sie nicht auf diesen Bereich begrenzt bleibt, sondern in die wechselvolle Geschichte des Memellandes eingebettet ist. Er beließ es aber nicht bei dieser erfolgreichen Dokumentation, sondern gründete eine Initiative zur Erstellung einer Gedenktafel, auf der die wesentlichsten Vorgänge aus der Kirchengeschichte dokumentiert werden sollten. Nicht nur zu Informierung der Besucher, sondern auch zur Veranlassung, sich mit den historischen Vorgängen zu befassen. Mit viel Hoffnung gingen Günther Uschtrin und seine 30 Mithelfer an dieses Vorhaben heran, das eine positive Entwicklung versprach, die sich nun erfüllte: Am 11. August konnten zwei Gedenktafeln in deutscher und litauischer Sprache in der Patronatskirche von Coadjuthen eingeweiht werden. Leider konnte der Urheber bei dieser nunmehr geglückten Aktion wegen einer akuten Erkrankung nicht anwesend sein, aber Günter Uschtrin hatte einen guten Stellvertreter gefunden: Unser immer aktiver Leser Bernd Dauskardt aus Hollenstedt, ebenfalls memelländischer Abstammung, verband seine diesjährige Ostpreußenreise mit der Aufgabe, die deutsche Coadjuthen-Gruppe als Stifter bei der Einweihung zu vertreten und über diesen feierlichen Akt für unsere Ostpreußische Familie zu berichten. Was er nun getan hat: Zu lesen als Extra Beitrag auf dieser Familien-Seite.

Dazu im Voraus einige erklärende Worte von Bernd Dauskardt: „Beide, Günter und ich, haben unser Herzblut in dem Land unserer Ahnen, dem Memelland, gelassen. Während er die Gnade und das Glück hatte, wieder ein wunderschön restauriertes Gotteshaus vorzufinden, ist die Kirche meiner Vorfahren in Plaschken heute eine Ruine und nicht mehr vor dem Verfall zu retten. Bei ,seiner‘ Kirche muss allerdings festgehalten werden, dass es zwei entscheidende Gründe gibt, die letztlich dazu beigetragen haben, dass jetzt in Coadjuthen ein schönes Gotteshaus vorzufinden ist.

Erstens: Zur Zeit der sowjetischen Besetzung Litauens nach dem Zweiten Weltkrieg wurde seitens örtlicher Kommunisten mehrfach versucht, das die Kriegswirren überstandene Gotteshaus zweckentfremdend als Speicher oder Kinosaal zu benutzen. Das war das Schicksal vieler Kirchen im Memelland. Evangelische Litauer haben das letztlich verhindert, denn es gab geharnischte Proteste. Zweitens: Nach der Wende im Ostblock Ende der 90er Jahre begann die Restaurierung des Kirchengebäudes. Beigetragen haben dazu Geldspenden und Arbeiten der evangelischen Litauer vor Ort, Finanzhilfen der Nordelbischen Kirche aus Deutschland und letztlich erhebliche Geldmittel der deutschen Coadjuthen-Gruppe und deren Nachkommen in der zweiten und dritten Generation.“

Soweit seine Einführung zu dem unten stehenden Sonderbericht über die Gedenktafel-Einweihung, die unter dem Titel „Sie allein sind übrig geblieben“ steht.

Auch wenn von unseren schönen alten Dorfkirchen zumeist wie in Plaschken nur noch Ruinen blieben, so sind sie doch noch immer Festpunkte, an die sich die ehemaligen Bewohner halten, wenn sie die Stätten ihrer Kindheit und Jugend aufsuchen. Und viele Erinnerungen an kirchliche Feiern sind auch fern der Heimat geblieben, das hat die großartige Sammelaktion von ostpreußischen Konfirmationsurkunden bewiesen, die Frau Ursula Karge aus Norden ins Leben rief. Auch dank unseren Leserinnen und Lesern, die immer bereit für eine aktive Mithilfe sind, so dass manches Kulturgut schon gerettet werden konnte und in die richtigen Hände kam. Das trifft auch für die „Taufengelsuche in Ostpreußen“ zu, auf die sich Herr Dr. Wolfgang Fiedler aus Richtenberg vor zehn Jahren begab, als er seine Arbeit über das Vorkommen von Taufengeln in norddeutschen Kirchen auch auf unsere Heimat erweiterte. Angeregt durch die Forschungen in Nordelbien und Berlin-Brandenburg versuchten Dr. Fiedler und seine Schwägerin Brigitte Becker-Carus im Bereich der Pommerschen Evangelischen Kirche Erkenntnisse über Zusammenhänge von Engeln und Taufsakramenten zu gewinnen. Bald wurde diese Forschungsarbeit auf Hinterpommern und vergleichend auf Ostpreußen ausgedehnt, die bereits zu einer umfassenden Publikation geführt hat: Im Rahmen der Beiträge zur pommerschen Landes-, Kirchen- und Kunstgeschichte erschien im Thomas Helms Verlag Schwerin der Band von Brigitte Becker-Carus „Taufengel in Pommern“ (ISBN 978-3-940207-57-9).

Auch die Arbeit zum Vorkommen von Taufengeln in Ostpreußen ist schon weit fortgeschritten, wobei unsere Zeitung sich als gutes Quellenmaterial erwies. Das betrifft nicht nur die erfolgreiche Recherche über unsere Ostpreußische Familie, sondern geht auch weiter zurück bis zu den frühen Ausgaben des Ostpreußenblattes, in die Herr Dr. Fiedler durch die Internet-Suchmaschine Einblick erhielt. Insgesamt hat er bereits 85 ostpreußische Gotteshäuser von A wie Almenhausen bis Z wie Zinten auflisten können, in denen es Taufengel gab. Wir können leider hier nicht alle Ortsnamen bringen, aber einige herausgreifen, die Besonderheiten aufweisen oder zu denen Herr Dr. Fiedler noch Nachfragen stellen muss.

Hierzu ein kurzer geschichtlicher Überblick: In der Zeit des Barock fertigten Bildschnitzer geflügelte Engelskulpturen aus Holz für die evangelisch-lutherischen Kirchen an. Die zumeist farblich gestalteten Figuren findet man in kniender oder stehender Haltung, zumeist aber als Schwebeengel von der Decke hängend, die Wasserschale zur Heiligen Taufe darreichend. Sehr häufig ist es eine Muschelschale, das Gefäß für den Geist und die Weisheit Gottes. Eine solch riesige Schale trug der von Isaak Riga geschaffene Engel der Kirche in Baldrian. Hierüber fand Herr Dr. Fiedler Informationen in einer Ostpreußenblatt-Ausgabe von 1954. Über den schwebenden Engeln sieht man nicht selten im Gestänge eine Taube als Symbol für den Heiligen Geist. Noch heute zu sehen in der an sakralen Schätzen so reichen Patronatskirche von Sorquitten, Kreis Sensburg. Auch eine Besonderheit in Ostpreußen: Die stehenden Taufengel in einigen Kirchen im Kreis Mohrungen. Zeichnungen der stehenden Taufengel von Schnellwalde und Jäskendorf fand Herr Dr. Fiedler in den Ostpreußenblatt-Folgen 18/1962 und 49/1963. Leider können wir den oder die Zeichner nicht mehr ausfindig machen. Deshalb müssen wir diese Bitte von Herrn Dr. Fiedler an unsere Leserinnen und Leser weiterreichen: Wer schuf in den 60er Jahren diese Zeichnungen, wurden sie für die Veröffentlichungen angefertigt oder einem Dokumentarband entnommen? Im Handbuch der Kunstdenkmäler wird für Miswalde ein „schöner stehender Engel von 1728“ erwähnt. Dass der Taufengel aus Aulenbach/Auluwönen ebenfalls ein stehender war, belegt eine Veröffentlichung im Ostpreußenblatt Folge 1/1960. Aus welcher Quelle diese Information stammt, ist nicht mehr feststellbar. Der um 1720 angefertigte Engel soll sich zu unserer Zeit in einer Sammlung im Königsberger Schloss befunden haben. Besitzt jemand darüber Unterlagen? Übrigens soll auch der schwebende Engel in Grunau aus der Kirche nicht für diese geschaffen worden sein, denn er stammt vermutlich aus Zinten!

Zum Schluss noch eine besondere Bitte von Herrn Dr. Fiedler, die sich auf ein Privatfoto in der PAZ Folge 10/2006 bezieht. Es zeigt einen schwebenden Engel, zu dem eine Leserin die Frage stellte, zu welcher Kirche er gehörte. Herr Dr. Fiedler konnte ihr mitteilen, dass der Engel aus der Kirche von Gilgenburg stammte. Frau Gerda Graumann freute sich darüber und wollte ihm Farbfotos zusenden. Leider kam keine weitere telefonische Verbindung zustande. Deshalb bittet Herr Dr. Fiedler die Leserin aus Maisach, falls diese noch Aufnahmen besitzt, sich mit ihm in Verbindung zu treten. Da sich der Engel noch immer in der Gilgenburger Kirche befinden soll, haben vielleicht auch andere Leserinnen und Leser den Taufengel fotografiert und können ihm Fotos übermitteln. Intensiv will sich Herr Dr. Fiedler in nächster Zeit mit dem Kreis Mohrungen befassen, was ja verständlich ist, wenn man die Liste durchschaut. Die ist, wie aus den obigen Ausführungen schon ersichtlich, ganz gut bestückt mit Standorten aus dem Kreis Mohrungen. (Dr. Wolfgang Fiedler, Küsterstraße 7 a in 18461 Richtenberg, Telefon 038322/296, E-Mail: wolfgangfiedler@freenet.de)

Angebot–Nachfrage. Ich wäre sehr verwundert gewesen, wenn Herr Frank Schneidewind aus Olpe keine Interessenten für die von ihm angebotenen Bücher gefunden hätte. Zwar sprachen die Titel der beiden Bände „Der Kreis Schlochau“ und „Das Schlochauer Land“ nur bestimmte Personen an, aber wir haben ja einen so vielseitig interessierten Leserkreis, dass auch sehr spezielle Bücher ihre Liebhaber finden. Herr Schneidewind kann nun die wertvollen Heimatbücher einer Leserin übergeben, die den dokumentarischen Wert sofort erkannte, wie ausführliche Telefongespräche ergaben.

Und nun auf ein Neues, aber da wird ein viel größerer Leserkreis angesprochen, und die beiden angebotenen Bücher dürften im Handumdrehen weg sein. Es handelt sich um die Ausgaben „Der Kreis Elchniederung“ von 1966 und 1968. Die Königsbergerin Helga Krey würde sie gerne in gute Hände geben und wählt den Weg über unsere Ostpreußische Familie. Den Wunsch erfüllen wir gerne, liebe Frau Krey, und gleichzeitig möchte ich mich bedanken für Ihre lieben, anerkennenden Worte für unsere Arbeit.

Und einen heimatlichen Gruß von Königsbergerin zu Königsbergerin. (Helga Krey, Am Wehrbusch 13 in 30880 Laatzen, Telefon 0511/821127.)

Eure Ruth Geede


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabobestellen Registrieren