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19.10.13 / Jahrestage / Otfried Preußler und die Emmas

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-13 vom 19. Oktober 2013

Jahrestage
Otfried Preußler und die Emmas

Am 20. Oktober hätte der Kinderbuchautor Otfried Preußler seinen 90. Geburtstag feiern können. Doch der im nordböhmischen Reichenberg geborene und aus seiner Heimat vertriebene Autor solcher bekannten Kinderbuchklassiker wie „Der Räuber Hotzenplotz“ oder „Krabat“ starb bereits am 18. Februar dieses Jahres in Prien am Chiemsee. So muss Preußler wenigstens nicht miterleben, wie einige seiner Bücher demnächst wohl in ein „politisch korrektes“ Deutsch umgeschrieben werden.

Auf Druck von Sprachmoralisten hatte er selbst noch eine Neufassung von „Die kleine Hexe“ autorisiert, die wenige Monate nach seinem Tod erschienen ist. Das böse Wort „Neger“, an dem sich ein Leser-Streit zwischen Puristen und Moralisten um diskriminierende Begriffe in Preußlers Werken entzündet hatte, war nun getilgt. Nun kommen keine „Negerlein“ mehr auf die verschneite Dorfstraße, sondern „Messerwerfer“. Und aus „Türken“, „Eskimofrauen“ und dem „Hottentottenhäuptling“, die den Zirkus bereichern, sind jetzt „Cowboys“, „Indianerinnen“ und ein „Seeräuber“ geworden.

Noch zu Lebzeiten hatte Preußler in seine Texte eingegriffen, um veraltete Begriffe oder Verhaltensweisen dem Zeitgeschmack anzupassen. Aus der „Muhme“ Rumpumpel wurde eine zeitgemäße „Tante“, aus dem „Weib“ eine „Frau“, aus dem dialektgefärbten „wichsen“ „verhauen“, und statt „Kaffee“ wird nun magenschonender „Tee“ getrunken.

Bei einer „Pippi Langstrumpf“-Lesung vor Grundschülern hatte (Noch)-Familienministerin Kristina Schröder Aufsehen erregt, als sie aus dem „Negerkönig“ kurzerhand einen „Südseekönig“ ge­macht hatte – angeblich um das Kinderwohl nicht zu gefährden. Zu welchen Blüten wird diese sprachliche Selbstversklavung im Falle Preußlers wohl führen? Der Titel seines Buches „Die kleine Hexe“ blieb in der Neufassung noch unangetastet. Müssen wir uns demnächst an „Die kleine Emma“ gewöhnen? Harald Tews


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