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19.10.13 / Militärjet aus deutsch-französischer Koproduktion / Vor 40 Jahren erfolgte der Erstflug des

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-13 vom 19. Oktober 2013

Militärjet aus deutsch-französischer Koproduktion
Vor 40 Jahren erfolgte der Erstflug des von Dornier sowie Dassault und Bréguet entwickelten »Alpha Jet«

Der leichte, wendige „Alpha Jet“ stand immer ein biss­chen im Schatten der größeren Kampfflugzeuge der Bundeswehr. Sein erster Prototyp startete am 26. Oktober 1973 im französischen Istres zum Jungfernflug. Wenige Monate später, im Januar 1974, folgte der Erstflug des zweiten Prototypen vom Dornier-Werksflugplatz in Oberpfaffenhofen.

Begonnen hatte alles in den späten 60er Jahren, als die französische Luftwaffe nach einem Nachfolger für ihre älteren Trainer und Jagdbomber (Jabo) suchte. Auch die Bundeswehr suchte nach einem leichten Jet für den Einsatz in der Pilotenausbildung, denn damals wollte man die in den USA durchgeführte Ausbildung aus Kostengründen zurück nach Europa holen.

In Deutschland und Frankreich entstanden eigene Studien. Anfang 1969 schlossen Dornier und der französische Flugzeugbauer Bréguet einen Kooperationsvertrag. Mitte des Jahres hatten sich dann auch die Verteidigungsministerien beider Länder auf ein gemeinsames Vorhaben verständigt und schrieben einen Wettbewerb für einen zweisitzigen, zweistrahligen Trainer aus. An dem beteiligten sich drei Firmengruppen: Dassault-Bréguet/Dornier, VFW-Fokker sowie Messerschmitt-Bölkow-Blohm zusammen mit Nord und Sud Aviation aus Frankreich. Das Rennen machte schließlich der von Dornier und Dassault-Bréguet eingereichte Entwurf, wobei schließlich der Dornier-Entwurf zur Grundlage der neuen Konstruktion wurde. 1972 erteilten dann beide Staaten den Auftrag für vier Prototypen und eine Bruchzelle für Belastungstests am Boden.

Zunächst planten beide Luftwaffen, je 200 Maschinen zu beschaffen. Aber die Rahmenbedingungen änderten sich. Die Bundesluftwaffe erhielt aus den USA die Zusage, den Überschalltrainer Northrop T-38 „Talon“ weiter für die Fortgeschrittenausbildung und das Waffentraining nutzen zu können. Außerdem war im Süden Frankreichs nun doch kein Platz für das ursprünglich geplante deutsch-französische Ausbildungszentrum, was einen neuen deutschen Strahltrainer eigentlich überflüssig machte.

Nun brauchte die deutsche Luftwaffe aber auch einen Nachfolger des leichten Kampfjets Fiat G.91. Mit Blick auf die Kosten setzte die Politik durch, dass aus dem Fortgeschrittenentrainer ein leichter Jagdbomber wurde. So entstand neben dem „Alpha Jet“ E (E steht hier für Ecole oder Ausbildung) der „Alpha Jet“ A (A wie Appui oder Unterstützung) mit speziellem Waffenleitrechner, Radarhöhenmesser, der Fähigkeit zum extremen Tiefflug, einem bodenunabhängigen Navigationssystem mit doppelter Kreiselkompass-Plattform und Dopplerradar, vier Waffenstationen unter den Flügeln sowie der Möglichkeit, einen Kanonenbehälter mit einer 27-Millimeter-Kanone unter dem Rumpf anzubringen. An den beiden äußeren Pylonen konnten auch zwei Tanks mit zusätzlichem Treibstoff installiert werden.

Der „Alpha Jet“ blieb auch bei extremer Beladung sehr wendig und zeichnete sich durch gute Kurzstart- und Landeeigenschaften aus. Er war robust, wartungsfreundlich und im Betrieb unkompliziert. So waren bis zu fünf Einsatzflüge pro Tag möglich. Zudem konnte der Kampfjet auch im Feld, also von Autobahnteilstücken oder Graspisten mit einem Minimum an Personal und Bodengeräten, operieren. Insgesamt war er seinem Vorgänger, der Fiat G.91, deutlich überlegen. Die Bewaffnung bestand neben dem Kanonenbehälter aus Bomben und ungelenkten Raketen verschiedener Kaliber. Insgesamt konnte ein „Alpha Jet“ bis zu zwei Tonnen Zuladung tragen.

Nach der Flugerprobung begann 1975 die Serienproduktion. Frankreich erhielt im Laufe der folgenden Jahre 200 Trainer. Die Bundeswehr nahm von 1979 bis Januar 1983 175 Flugzeuge ab und rüstete mit ihnen drei Jagdbombergeschwader sowie das Ausbildungskommando im portugiesischen Beja aus. Ein weiteres Geschwader existierte nur als Geräteeinheit, um im Ernstfall mit Reservisten und den in Beja stationierten Maschinen aktiviert zu werden.

Dornier in Oberpfaffenhofen übernahm die Endmontage der deutschen Luftangriffsversion, während Dassault in Toulouse die französischen Trainer produzierte. Belgien war der erste Exportkunde und baute 32 Maschinen bei SABCA in Brüssel. Das „Alpha Jet“-Programm machte so gut wie keine Schlagzeilen. Budgets und Zeitpläne wurden eingehalten, in Einzelfällen sogar unterboten.

Trotzdem blieb das Flugzeug nicht mal 20 Jahre bei der Luftwaffe. Bereits Anfang der 90er Jahre kam das Aus. Die „Alpha Jet“-Geschwader wurden aufgelöst, und nur ein Ausbildungsverband flog den Typ noch bis 1997. Zahlreiche Projekte zur Verbesserung der Kampfkraft und Manövrierfähigkeit wurden damit hinfällig.

Die „Alpha Jets“ wurden verkauft. Einige gingen an die portugiesische Luftwaffe, rund 20 Stück nach Thailand, andere an das militärische Test- und Erprobungszentrum des britischen Militärs und an US-Unternehmen, die Hochwertschulungen für die US-Luftwaffe durchführen.

Frankreich und Belgien nutzen ihre „Alpha Jets“ weiter als Trainer. Unter den Exportkunden sind Marokko, Nigeria, Togo, Ägypten und Kamerun, aber auch Katar. Zu den zivilen Nutzern gehört der Getränkehersteller „Red Bull“. Friedrich List


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