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26.10.13 / Er schuf die »Hessenstein«-Bronze / Georg Fugh – Bildhauer, Töpfer und Kulturpreisträger der Landsmannschaft Ostpreußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-13 vom 26. Oktober 2013

Er schuf die »Hessenstein«-Bronze
Georg Fugh – Bildhauer, Töpfer und Kulturpreisträger der Landsmannschaft Ostpreußen

Am 29. Oktober wäre der in Mehlsack geborene Kulturpreisträger der Landsmannschaft Ostpreußen des Jahres 1964, Georg Fuhg, 115 Jahre alt geworden. Er starb am 13. November 1976 in Neumünster. „Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze“, sagt Friedrich Schiller im „Wallenstein“-Prolog. Dem Bildhauer eher, möchte man meinen, denn seine Werke stehen ja sehr lange auf Plätzen und an Gebäuden. Jedoch, der Mensch in unserer Zeit geht schnell daran vorbei. Zudem hat die letzte große Kriegsfurie dem Ostpreußen Georg Fuhg die Hälfte seines Lebenswerkes weggenommen, ihm und uns.

Was hatte er damals in den 30er Jahren und Ende der 20er nicht alles schon nach seiner Ausbildung in Königsberg geschaffen: den Reiter mit Pferd für Angerburg, die Kanoniere für den Stadtwald Lötzen, die Riesengestalten mit dem Preußenwappen darüber an der Heilanstalt im westpreußischen Riesenburg, die Verewigung des Philosophen Georg Hamann sowie seine Denkmäler, seine Darstellungen in Stein und Bronze an vielen öffentlichen Gebäuden und Plätzen Königsbergs. Fuhgs größte Vorkriegsarbeit war wohl der überlebensgroße Walther von der Vogelweide mit seiner Handharfe, den er zum großen Deutschen Reichssängerfest 1931 aus einem einzigen Granitstein gehauen hatte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Fuhg Soldat, im Westen, in Frankreich. Als die Heimat durch den sowjetischen Einbruch in höchster Gefahr stand, meldete er sich freiwillig nach Ostpreußen zur Truppe. Über die See und über Dänemark ist er dann nach Schleswig-Holstein gekommen und in Dithmarschen, in der Töpfersiedlung Tellingstedt, ist er „hängengeblieben“. Dort grub er sich in die Erde ein, der „Mann in der Blechhütte“, wie die örtliche Presse damals schrieb.

1951 zog die inzwischen wieder intakte Familie nach Neumünster. Dort fing er wieder an, in Gips und Stein zu arbeiten. Es lässt sich wohl gar nicht mehr feststellen, wie viele Wohnungen er gewechselt, an wie viel Plätzen er seine neuen Werke im Freien ausgestellt hat. Doch er wurde bekannt, und er wurde gebraucht. Das „Fuhgchen“ kam vorwärts – langsam, aber sicher. Die große Zahl seiner Werke nach dem Kriege übertrifft wohl die der ersten Schaffensperiode in der Heimat.

Weit verbreitet sind seine Nachkriegswerke. Nennen wir hier nur einige Standorte: Ratzeburg, Lübeck, Buchen, Putlos, Kiel, Rendsburg, Itzehoe, Heide, Tellingstedt. Elf Schulen sind es allein in Neumünster, mehr als ein Dutzend meist großer Tierplastiken, Denkmäler, Grabmäler, Brunnen, viele Dutzende von Porträtbüsten in öffentlicher und in privater Hand, dann Nicolaus Copernicus, Immanuel Kant, Agnes Miegel, Reichspräsident Friedrich Ebert. Auch die Königsberger Bürgermedaille wurde von ihm entworfen.

Und doch war das verdiente Geld in seiner Hand immer wieder bald zerronnen. Die Spannungen erst erhöhten die Schaffenskraft des Künstlers. Wenn in Neumünster die Trakehner Junghengste ihre große Vorstellung hatten, dann war Fuhg drei Tage nicht aus der Halle zu bekommen, wie er dann auch in der Nacht fröhlich tanzen konnte. Wenn er nicht bei seiner Arbeit war, schien er manchmal einen zu bescheidenen, einen fast zaghaften Eindruck zu machen. Oft hatte er aus Berufsgründen mit großen, bedeutenden Persönlichkeiten zu tun; dann bewegte er sich und wirkte wie ein Grandseigneur. Er lebte, wie ein Künstler zumeist lebt: allein für seine Kunst.

Der Künstler hatte ein erstaunliches Erinnerungsvermögen und – bei aller äußeren Bescheidenheit – einen unbändigen Stolz auf sein Werk und den Willen, alles an Ideen – in Schaffen umgesetzt – noch aus sich herauszubringen. Seine Glieder freilich gehorchten in den letzten Jahren offensichtlich nicht mehr so wie gewünscht.

Die Copernicusbüste war ja längst fertig geworden, auch die große Copernicus-Tafel für das Landeshaus in Münster. Der stolze Trakehner „Hessenstein“ stand längst vor dem Ostheim in Bad Pyrmont. Die Porträts Agnes Miegels und Immanuel Kants waren gegossen. Bei der Vorbereitung jedes Werkes hat er erst fleißig studiert, um sich in das Wesen der Persönlichkeit hineinzufinden.

In seinem letzten Lebensjahr bekam der Künstler zugleich zwei große Aufträge. Er sollte für die Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg eine Porträtbüste von Carl von Clausewitz erstellen. Gleichzeitig arbeitete er an dem Entwurf für ein großes Schleswig-Holstein-Wappen, das für einen Brunnen der deutschen Botschaft in Argentinien gedacht war. Wochenlang hat er deshalb wohl nicht mehr richtig schlafen können und auch nicht regelmäßig und zu wenig gegessen. So voll war er von Gedanken und Plänen für die zwei neuen Vorhaben.

Seine Lebenstage waren gezählt. Georg Fuhg war bei der Arbeit am großen Wappen. Da fiel ihm buchstäblich der Stift aus der Hand. Der Schlaganfall hatte sich vorher schon durch ein steifes Bein angekündigt. Auf dem Boden liegend konnte er noch Hilfe herbeirufen, dann auch nicht mehr sprechen. Eine Woche später wurde er zu Grabe getragen. PAZ


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