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26.10.13 / Voller Klischees / Darstellung der Befreiungskriege mit Seitenhieben gegen Preußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-13 vom 26. Oktober 2013

Voller Klischees
Darstellung der Befreiungskriege mit Seitenhieben gegen Preußen

Das Volk steht auf, der Sturm bricht los“, schrieb Theodor Körner Anfang 1813. Doch lässt sich die Wirklichkeit dieses Jahres, in dem sich das weitere Schicksal Deutschlands entschied, tatsächlich auf diesen einfachen Nenner bringen? Nein, meint der Bonner Germanist Arnulf Krause und verweist darauf, dass es während der Befreiungskriege gegen Napoleon kein einfaches Schwarz oder Weiß gab, denn immerhin kämpften ja auch viele Deutsche auf Seiten des französischen Aggressors. Deshalb kann nur eine facettenreiche Darstellung des Kampfes gegen Napoleon und für die Idee der deutschen Nation den komplexen Vorgängen vor 200 Jahren gerecht werden – und genau so eine Darstellung möchte Krause liefern, indem er sich dabei stark auf zeitgenössische Augenzeugenberichte stützt.

Das Buch beginnt mit „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“ (so der Titel einer bekannten antifranzösischen Schrift von 1806), hervorgerufen infolge der Sprengung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation durch die süd- und westdeutschen Fürsten, welche sich Napoleon aus Angst oder Egoismus zu Füßen geworfen hatten und dabei vielfach auch die Zustimmung ihrer Untertanen genossen, die die neuen Verhältnisse „charmant“ fanden, wie ein irritierter Beobachter 1808 notierte. Ebenso widmet sich Krause natürlich der Rolle Preußens, das nach anfänglichen Irrungen und Niederlagen zum Bewusstsein seiner Stärke zurückfand.

Deutlich weniger Aufmerksamkeit schenkt der Nichthistoriker hingegen dem Thema der Reformen, welche auf Druck Napoleons zustande kamen. Stattdessen beschreibt er ausführlich den Prozess der erneuten Selbstfindung der deutschen Nation nach dem Desaster von 1806 im Angesicht des territorialen Flickenteppichs, der hierdurch entstanden war. Dabei kann Krause es sich nicht verkneifen, immer wieder politisch korrekte Seitenhiebe gegen die Ideologen der Befreiungskriege zu verteilen: Diese hätten „pseudowissenschaftlich“ und „martialisch“ argumentiert sowie dumpfe „Deutschtümelei“ betrieben. Und auch „Deutschlands romantische Freiheitshelden“, wie die Freikorpsführer Ferdinand von Schill und Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow, kommen ausnehmend schlecht weg.

Im letzten Drittel des Buches geht es dann um die rasante militärisch-politische Entwicklung zwischen Napoleons Russlandfeldzug von 1812 und dem Wiener Kongress von 1814/15, der die Nachkriegsordnung nach dem finalen Sieg über den Korsen regeln sollte. Und wieder ist davon die Rede, dass sich der deutsche Patriotismus „austobt“. Desgleichen lässt der Autor allerlei Spitzen gegen Preußen los. Außerdem wird dann noch an der Nachkriegsordnung gemäkelt: „Obwohl Napoleons Herrschaft Züge einer Militärdiktatur getragen hatte“, solle man doch auch beachten, was unter seiner Ägide an Grundrechten und persönlichen Freiheiten verwirklicht worden sei, und die französischen Satellitenstaaten auf deutschem Boden mit dem „obrigkeitlichen System“ vergleichen, das der Wiener Kongress hervorgebracht habe.

Diesem sicherlich nicht allgemein konsensfähigen Fazit folgt dann abschließend noch ein angeblich „kluger“ Vergleich von Heinrich Heine, in dem das deutsche Nationalgefühl herabgewürdigt wird und die napoleonischen Eroberungskriege sowie auch die Gewalttaten während der Französischen Revolution eine naive Verharmlosung erfahren: „Der Patriotismus des Franzosen besteht darin, dass sein Herz erwärmt wird, durch diese Wärme sich ausdehnt, sich erweitert, dass es nicht mehr bloß die nächsten Angehörigen, sondern ganz Frankreich, das ganze Land der Zivilisation mit seiner Liebe umfasst; der Patriotismus des Deutschen hingegen besteht darin, dass sein Herz enger wird, dass es sich zusammenzieht, wie Leder in der Kälte, dass er das Fremdländische hasst, dass er nicht mehr Weltbürger, nicht mehr Europäer, sondern nur ein enger Deutscher sein will.“ Was für ein Klischee! Wolfgang Kaufmann

Arnulf Krause: „Der Kampf um Freiheit. Die Napoleonischen Befreiungskriege in Deutschland“, Theiss Verlag, Stuttgart 2013, geb., 353 Seite, 26,95 Euro


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