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26.10.13 / Inzwischen gründlich assimiliert / Obwohl gut 20 Prozent der US-Amerikaner deutsche Wurzeln haben, ist da

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-13 vom 26. Oktober 2013

Inzwischen gründlich assimiliert
Obwohl gut 20 Prozent der US-Amerikaner deutsche Wurzeln haben, ist davon wenig zu spüren – Eine Spurensuche

Rund 60 Millionen Amerikaner, etwa 20 Prozent der Bevölkerung, geben an, Nachkommen der bis zu sechs Millionen Deutschen zu sein, die seit dem späten 17. Jahrhundert in Nordamerika eine neue Heimat suchten und fanden. Zwar ist die Kultur der Deutschen in den USA, die eine der größten Gruppen von Einwanderern bildeten, kaum noch präsent, und die „Little Germanys“ in US-amerikanischen Städten existieren nicht mehr, aber zahlreiche Orte mit Namen wie Holstein, Munster, Hanover und Westphalia zeugen von Gründungen deutscher Siedler. Auch beruhen einige epochemachende Errungenschaften, die als „echt amerikanisch“ gelten, auf den Erfindungen und Leistungen deutscher Einwanderer und ihrer Nachfahren. Am bekanntesten sind

das Flugzeugbauunternehmen Boeing und die von dem Franken Löb „Levi“ Strauss 1873 kreierten Bluejeans. „Tannenbaum“ und „Kindergarten“ sind Kulturgüter, die erst durch deutsche Einwanderer in Nordamerika populär wurden, wer hätte aber gedacht, dass der angeblich uramerikanische Santa Claus auf die Karikatur eines Pfälzers aus Landau zurückgeht?

Der nicht zu unterschätzenden Herausforderung, eine kompakte Gesamtdarstellung der deutschen Einwanderung in die USA zuwege zu bringen, hat sich der 1976 geborene Historiker und Buchautor Alexander Emmerich gestellt, und ihm ist damit ein großer Wurf gelungen. Sein aufwendig gestalteter Text- und Bildband mit dem Titel „Die Geschichte der Deutschen in Amerika. Von 1680 bis zur Gegenwart“ umfasst gut zu lesende, in sich geschlossene Texte und Abschnitte. Beigegeben ist ein wahrer Schatz von sorgfältig ausgewählten Fotos, Grafiken und Schriftstücken, die perfekt mit dem Inhalt abgestimmt sind. Mit dem Buch schließt sich eine Lücke, da nun zu dieser Thematik eine wissenschaftlich fundierte und zugleich allgemein verständliche Übersicht vorliegt, die auch das mittlerweile stark ausgeprägte Bedürfnis der meisten Leser nach vielen Bildern befriedigt.

Der Autor ist ein ausgewiesener Kenner der Geschichte der USA. Er promovierte über den Deutsch-Amerikaner John Jacob Astor (1763–1848), nach dem das berühmteste Hotel der Welt benannt ist, das New Yorker Waldorf Astoria. Mit seiner märchenhaften Karriere verkörperte Astor das Urbild für eine erfolgreiche Einwanderung, doch seine rasche Amerikanisierung war, wie Emmerich hervorhebt, eher untypisch für Einwanderer. Während im ersten Teil des Buches die Siedlungsgeschichte der Deutsch-Amerikaner abgehandelt wird, stehen im nächsten Teil die Arbeitswelt und das Vereinsleben der Deutschen und Deutschstämmigen in den USA im Mittelpunkt. Anschließend folgen ein „Ausblick ins 20. und 21. Jahrhundert“ und zuletzt eine kurze „Erinnerung an Deutsch-Amerika“.

Überwiegend verließen deutsche Auswanderer ihre Heimat aufgrund von religiöser Verfolgung, Armut und politischer Verfolgung. Nach der Gründung von Germantown in Pennsylvania durch 13 deutsche Familien im Oktober 1683 blieb im 18. Jahrhundert die von dem Quäker William Penn gegründete Kolonie weiterhin das Hauptziel der deutschen Neusiedler. Erst die zweite Generation der deutschen Einwanderer fand den Weg nach Maryland, Delaware und Ohio. In die Gegenden im Süden Nordamerikas, wo Sklaven gehalten wurden, zog es nur wenige Deutsche. Im 19. Jahrhundert gelangten bis zu fünf Millionen Deutsche über die Auswandererhäfen Bremen und Hamburg in die USA. Die meisten siedelten sich im Mittleren Westen an. Nach 1893 versiegte der Einwandererstrom aus Deutschland in die USA, und „ohne neue Impulse versandete die deutsch-amerikanische Kultur allmählich“.

Viele Deutsch-Amerikaner bekundeten ihren Patriotismus für die neue Heimat, indem sie im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775–1783) und im amerikanischen Bürgerkrieg (Sezessionskrieg, 1861–1865) mitkämpften. Der angesehenste Deutsch-Amerikaner der Revolutionsepoche war General Fried-rich Wilhelm von Steuben (1730–1794), ein preußischer Offizier, der unter General George Wa-shington im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg diente. Natürlich geht der Autor auch ausführlich auf die Steuben-Parade ein, die seit 1957 jährlich im September in der New Yorker 5th Avenue stattfindet.

Wenn es an diesem Buch etwas zu bemängeln gibt, dann die zu kurz gekommenen Ausführungen über die Rolle der Deutschen im Vernichtungskrieg gegen die indianischen Ureinwohner.

Dagmar Jestrzemski

Alexander Emmerich: „Die Geschichte der Deutschen in Amerika. Von 1680 bis zur Gegenwart“, Fackelträger, Köln 2013, gebunden, 240 Seiten, 14,95 Euro


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