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02.11.13 / Symboltruppe vor dem Aus? / Pariser Sparzwänge gefährden Deutsch-Französische Brigade

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-13 vom 02. November 2013

Symboltruppe vor dem Aus?
Pariser Sparzwänge gefährden Deutsch-Französische Brigade

Nicht nur die deutsche Bundeswehr, auch die französischen Streitkräfte unterliegen einschneidenden Sparzwängen. Nun könnte es sogar die letzte in Deutschland stationierte französische Einheit treffen, das traditionsreiche 110. Infanterie-Regiment. Damit allerdings wäre wohl zugleich das Schicksal der Deutsch-Französischen Brigade besiegelt, denn das Regiment mit Standort Donaueschingen bildet ein Kernelement von deren französischer Komponente. Die im Ok-

tober 1989 aufgestellte binationale Infanteriebrigade mit einer Stärke von über 5000 Mann ist in Standorten in Deutschland und Frankreich stationiert. Sie besteht aus drei deutschen und zwei französischen Verbänden sowie einem gemischten Versorgungsbataillon und dem Brigadestab mit Sitz im badischen Müllheim. Der Großverband gehört zum multinationalen Eurokorps in Straßburg, truppendienstlich ist der deutsche Anteil jedoch direkt dem Heereskommando unterstellt.

Deutsche und französische Verteidigungspolitiker preisen die Brigade unisono als „erfolgreiches Projekt europäischer Freundschaft“ und „wichtiges Element von europäischer Kooperation in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik“. Sie sei „Ausdruck gelebter Freundschaft und enger Partnerschaft zwischen Deutschland und Frankreich“ und stelle „das Vermächtnis von Präsident François Mitterand und Bundeskanzler Helmut Kohl“ dar. Als Symbol der Militärkooperation sei die Deutsch-Französische Brigade „von unschätzbarem Wert“. Das sei aber auch schon alles, wenden Kritiker ein, denn die Einsatzfähigkeit des „kostspieligen Paradetruppenteils“, der einmal im Jahr bei der Truppenschau auf den Pariser Champs-Elysées seine große Stunde habe, sei begrenzt.

Tatsächlich hat die Brigade trotz der nunmehr fast 25 Jahre ihres Bestehens kaum militärische Meriten vorzuweisen, denn sie ist noch nie geschlossen im Einsatz gewesen. Von 1996 bis 1998, von Juni 2000 bis Januar 2001, von November 2002 bis Mai 2003 und von Januar bis Juni 2009 waren jeweils Teile der ihr unterstellten Bataillone auf dem Balkan sowie von Juli 2004 bis Januar 2005 in Afghanistan im Einsatz. Ansonsten weist die Brigadechronik die Teilnahme an Übungen und Hochwassereinsätzen sowie protokollarische Ereignisse auf. Der Hauptgrund für diese magere Einsatzbilanz sind unterschiedliche sicherheitspolitische Ziele in Paris und Berlin und, daraus resultierend, der fehlende gemeinsame Wille. Es ist auch die grundsätzlich unterschiedliche Auffassung vom Militär als Mittel der Außenpolitik, die einen geschlossenen Einsatz der Brigade bisher verhindert hat. Während beispielsweise der französische Präsident Truppen ohne Zustimmung des Parlaments in Marsch setzen kann, muss die Bundesregierung zuvor ein genau präzisiertes Mandat des Bundestages herbeiführen. Zudem ist das sicherheitspolitische Interesse Frankreichs anders als das deutsche auf Afrika fokussiert.

Damit ist der symbolträchtige Großverband dazu verdammt, ein Dasein als Ausbildungs- und Übungseinheit von hohem politischem aber von nur eingeschränktem operativen Nutzen zu führen. Kein Wunder also, dass die Militärs in Paris daran denken, hier zu sparen. Selbst wenn die traditionsbewussten Franzosen das 1692 aufgestellte 110. Regiment nicht auflösen, sondern lediglich in die Heimat zurückverlegen würden, wäre das deutsch-französische „Leuchtturmprojekt“ wohl gescheitert. J.H.


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